- Antizipation (Sport)
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Antizipation (lateinisch anticipatio: Vorwegnahme) bezeichnet in der Sportwissenschaft die mentale Vorwegnahme eines künftigen Bewegungsablaufes.
Dies kann sowohl ein Bewegungsablauf des betreffenden Subjekts selbst sein (wie sich etwa ein Skifahrer auf das unmittelbar vor ihm liegende Gelände einrichtet) oder im Kampfsport eine Aktion des Gegners, die aus dessen aktueller Körperhaltung und vermuteter Intention gedanklich extrapoliert wird.
In jedem dieser Fälle werden die gegenwärtigen Sinneseindrücke im Abgleich mit bestehenden Gedächtnisinhalten verwendet, um sich durch möglichst geeignete Aktionsmuster auf die unmittelbar bevorstehende Situation einzustellen. Dabei sind zu einem großen Teil unbewusste (Re-)Aktionsmuster beteiligt, der Übergang von kontrollierten Aktionen zu konditionierten Reflexen ist fließend.
Besonders in schnellen Sportarten wie Tischtennis oder Nahkampfsport ist die Antizipation von bedeutender Rolle, auch wenn sie vom Sportler oft gar nicht so bewusst wahrgenommen wird.
Durch verschiedene Trainingsmethoden (beispielsweise durch das mentale Training) ist es möglich, die Vielzahl und Differenziertheit geeigneter Aktionsmuster zu erweitern, damit (bisher) unbewusste Abläufe als kontrollierbares Repertoire dem Sportler abrufbar bereitstehen. Auf diese Weise können die Reaktionszeit sowie Häufigkeit und Ausmaß der Fehlreaktionen und damit auch das Verletzungsrisiko wesentlich vermindert werden.
Durch bildgebende Verfahren (mittels MRT) konnte in der Neurophysiologie nachgewiesen werden, dass komplexe Bewegungsabläufe bis zu mehreren Sekunden (!) vor ihrer eigentlichen Ausführung im Gehirn bereits ähnliche Aktivitätsmuster erzeugen wie bei ihrer eigentlichen Ausführung.
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