- Literaturkritiker
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Literaturkritik macht es sich zur Aufgabe, Werke der Literatur zu bewerten und einzuordnen. Dabei kann es um Rezensionen neu erscheinender Werke, aber auch um kritische Betrachtungen von Werken bereits älteren Datums gehen. Literaturkritiker sehen sich häufig als im Dienst des Publikums und/oder der Literatur stehend und bewerten die Werke im Hinblick auf implizite oder explizite Kriterien. Die im Deutschen übliche Trennung zwischen Literaturkritik und Literaturwissenschaft ist in den angelsächsischen Ländern weniger ausgeprägt, der dort gebräuchliche Begriff literary criticism umfasst beides. (Siehe hierzu auch Rezension/Literaturrezension im Feuilleton ff.)
Inhaltsverzeichnis
Literaturkritik in der Gegenwart
Literaturkritiken erscheinen im Feuilleton von Zeitungen und Zeitschriften, aber auch in Radio und Fernsehen sowie im Internet.
Einer der einflussreichsten deutschen Literaturkritiker des 20. und 21. Jahrhunderts ist Marcel Reich-Ranicki. Zusammen mit Hellmuth Karasek und Sigrid Löffler sowie später Iris Radisch diskutierte er von 1988 bis 2001 regelmäßig literarische Werke in der ZDF-Fernsehsendung „Das literarische Quartett“. Danach wurde im ZDF bis Mitte 2008 Elke Heidenreichs Sendung „Lesen!“ ausgestrahlt, die allerdings von vorne herein nicht als literatur-kritische Sendung konzipiert war, sondern allein auf den subjektiven Geschmack von Elke Heidenreich abhob.
In der ARD setzt seit 2003 Denis Scheck mit seiner Sendung Druckfrisch neue gestalterische Akzente, indem er u.a. die in den Bestsellerlisten von SPIEGEL und buchreport aktuell jeweils zehn meist verkauften Belletristik- und Sachbuch-Hardcover-Ausgaben in plakativen Kurzrezensionen bespricht und danach nicht selten auch gleich in die Tonne wirft.[1]
Die Wirkung solcher im Fernsehen ausgestrahlten Literaturkritik ist groß und kann über die Erfolgschancen oder auch den Misserfolg eines Buchs entscheiden. Im Fernsehen ausgestrahlte Literaturkritik (aber nicht nur sie) wird daher oft als Teil der Kulturindustrie kritisiert.
(Siehe hierzu auch Rezension/Literaturrezension im Feuilleton ff.)
Zitat
- Der Scharfsinn des Kritikers erweist sich besonders an neuen Schriften, die noch nicht durch das Publikum erprobt sind. Erraten, vorauseilen, auf den ersten Blick beurteilen, das ist die Gabe des Kritikers. Wie wenige besitzen sie! – Charles-Augustin Sainte-Beuve (aus: Chateaubriand)
Literatur
- Thomas Anz/Rainer Baasner (Hrsg.), Literaturkritik - Geschichte, Theorie, Praxis. München 2004. ISBN 3-406-51095-7
- Wilfried Barner, Literaturkritik – Anspruch und Wirklichkeit. DFG-Symposion 1989. Stuttgart 1990
- Jörg Drews, Literaturkritik – Medienkritik. Heidelberg 1977
- Peter Uwe Hohendahl, Literaturkritik und Öffentlichkeit. München 1974.
- Oliver Pfohlmann, Kleines Lexikon der Literaturkritik. Marburg an der Lahn 2005. ISBN 3-936134-09-X
- Wendy Kerstan, Der Einfluss von Literaturkritik auf den Absatz von Publikumsbüchern. Marburg an der Lahn 2006. ISBN 978-3936134162
- Hans Mayer (Hrsg.), Deutsche Literaturkritik, 4 Bde. Frankfurt/M. 1978.
- Emily Mühlfeld, Literaturkritik im Fernsehen. Münster 2006. ISBN 978-3825895877
- Stefan Neuhaus, Literaturkritik: Eine Einführung. Stuttgart 2004. ISBN 3-8252-2482-1
- Gunther Nickel (Hrsg.), Kaufen! statt Lesen! Literaturkritik in der Krise. Göttingen 2005
- I. A. Richards, Prinzipien der Literaturkritik. Frankfurt/M. 1985.
- Thomas Steinfeld (Hrsg.), Was vom Tage bleibt. Das Feuilleton und die Zukunft der kritischen Öffentlichkeit in Deutschland. Frankfurt/M. 2004
- René Wellek, Geschichte der Literaturkritik 1750–1950, 4 Bde. Berlin u.a. 1978 ff.
- Ants Oras, The Critical Ideas of T.S.Eliot, (Die kritischen Gedanken T.S.Eliots)
Siehe auch: Opus summum
Einzelnachweise
- ↑ daserste.de - Top Ten-Bewertung durch Denis Scheck
Weblinks
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