- Charles-Augustin Sainte-Beuve
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Charles-Augustin Sainte-Beuve (* 23. Dezember 1804 in Boulogne-sur-Mer, Frankreich; † 13. Oktober 1869 in Paris) war ein französischer Literaturkritiker und Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er erhielt seine Schulbildung in Boulogne-sur-Mer und im Pariser Collège Charlemagne und studierte danach Medizin an der Universität Lüttich. Schon früh wurde er wegen seiner poetischen Neigungen Mitglied des sich um Victor Hugo scharenden romantischen Literaturzirkels „Cenakels“. Sainte-Beuves literarischer Aufstieg begann mit Tableau historique et critique de la poésie française et du théâtre français au XVI. siècle von 1828, einer historisch-kritischen Arbeit im Stile F. Walter Scotts. In den folgenden Jahren verfasste er Poesiebände unter Pseudonym (Poésies, Consolations und Pensées d'août). „Dunkle, unbestimmte Sehnsucht, überwallendes Gefühl und ein Übermaß von Selbstzergliederung“ (Meyers Konversationslexikon) machen seine Protagonisten zu Geistesverwandten des „Werther“.
Nach der Julirevolution ließ er sich eine Zeitlang vom Saint-Simonismus mitreißen; er schrieb für die Pariser Blätter „Globe“ und „National“ und verfasste mit Volupté (1834) einen Roman. Erst mit der Anstellung bei der „Revue des Deux Mondes“, konnte er seine frühen literarhistorischen Arbeiten fortsetzen und seine Talente voll entfalten. Honoré de Balzac, der leidenschaftliche Erzähler eigener Erlebnisse, hat ihm in Les illusions perdues (dt.: Verlorene Illusionen) von 1839 in der Figur des talent- wie skrupellosen Emporkömmlings Lucien Chardon ein fragwürdiges Denkmal gesetzt.
1840 erhielt Sainte-Beuve die Stelle eines Konservators an der Bibliothek Mazarin; 1845 wurde er zum Mitglied der Académie française ernannt. Nach dem Staatsstreich Napoleons III. erhielt Sainte-Beuve die Professur der lateinischen Poesie am Collège de France, jedoch führten seine Vorlesungen zu Unruhe unter der mehrheitlich republikanisch gesinnten Studentenschaft, so dass er bald Leseverbot erhielt. Da auch seine Lehrtätigkeit an der École Normale Supérieure (1857–61) ein jähes Ende fand, zog er sich in das Privatleben zurück. Napoleon III. belohnte seine Dienste im Jahre 1865 durch eine Berufung in den Senat.
Werke
- Histoire du Port Royal (1840–48)
- Causeries du lundi, eine Sammlung seiner in verschiedenen Zeitschriften erschienenen Feuilletonartikel (1851–61)
- Chateaubriand et son groupe littéraire (1860)
- Poésies complètes (1863)
- Critiques et portraits littéraires (1832–39)
- Portraits littéraires (1844)
- Portraits contemporains (1846)
- La galerie de femmes célèbres (1859)
- La nouvelle galerie de femmes célèbres (1863)
- Siehe auch
- Marcel Proust: Contre Sainte-Beuve“ (1909)
Sekundärliteratur
- Wolf Lepenies: Sainte-Beuve: Auf der Schwelle der Moderne. München, Hanser, 1997. ISBN 3423343559
- Christopher Prendergast: The Classic: Sainte-Beuve and the Nineteenth-Century Culture Wars. Oxford University Press, New York 2007. ISBN 3446191216
- René Wellek: Geschichte der Literaturkritik. Bd. 2. DeGruyter, Berlin und New York 1977.
Weblinks
Wikisource: Charles Augustin Sainte-Beuve – Quellen und Volltexte (Französisch)- Literatur von und über Charles-Augustin Sainte-Beuve im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie der Académie française (französisch)
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