- Lord Jim
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Lord Jim ist ein Roman von Joseph Conrad, erstpubliziert in Blackwood's Magazine im Jahr 1900. Der Roman gliedert sich in zwei Teile, eine psychologische Erzählung über Jims moralischen Fehler an Bord des Auswandererschiffes “Patna” und in eine Abenteuer-Geschichte über Jims Aufstieg und Niedergang unter den Leuten von Patusan, einem Eingeborenenstaat irgendwo in Ostindien bzw. Südostasien.
Einige Kritiker sagten, dass der zweite Teil schlechter als der erste sei, aber er ist notwendig, um das psychologische Drama auszuarbeiten, das im ersten Teil seinen Anfang nimmt.
Inhaltsverzeichnis
Die Erzählung
Die Erzählung ist bemerkenswert für ihre ausgefeilte Manipulation des Gesichtspunktes. Der größte Teil der Erzählung ist wiedergegeben in Form einer Geschichte, die ein Charles Marlow einer Gruppe von Zuhörern erzählt, und die Schlussfolgerung wird in der Form eines Briefes von Marlow wiedergegeben. Innerhalb Marlows Erzählung geben andere Charaktere oft ihre eigenen Geschichten in verschachtelten Dialogen wieder. Somit werden die Ereignisse dieser Erzählung aus vielen Gesichtspunkten heraus gezeigt und in vielen Fällen außerhalb ihrer zeitlichen Reihenfolge. Solch eine vielgestaltete Sichtweise könnte weder ein einziger allwissender Erzähler schaffen, noch von einem Ich-Erzähler, Jim, vollbracht werden.
Der Leser wird mit der Aufgabe alleingelassen, sich aus diesen vielfältigen Ansichtspunkten Jims inneren psychischen Zustand zu erarbeiten. Jedoch sind etliche Tatsachen nicht passend zur Erklärung der menschlichen Verfassung, wie Marlow bei der Gerichtsverhandlung im Fall „Patna“ bemerkt: „Sie wollten Tatsachen. Tatsachen! Sie forderten Tatsachen von ihm, als ob Tatsachen irgendetwas erklären könnten!“ Zum Schluss bleibt Jim mysteriös, wie durch einen Nebel betrachtet. „Dieser Nebel, in dem er interessant blieb, mit fließenden Linien, ein Kämpfer, der unsicher bleibt für seinen niedrigen Platz in den Ranglisten.“ […] „Es ist, als wenn wir uns mit eines anderen Menschen intimen Bedürfnissen befassten: den wir wahrnehmen, wie unfassbar, schwebend und neblig die Wesen bleiben, die mit uns den gleichen Blick auf die Sterne und die Wärme der Sonne teilen.“ Nur durch Marlows Erzählung lebt Jim für uns – die herzliche Beziehung zwischen den zwei Männern, die Marlow veranlasst, „euch die Geschichte zu erzählen, sie euch auszuhändigen, wie sie war, seine genaue Existenz, seine Realität – die Wahrheit, aufgedeckt in einem Moment der Illusion.“
Charles Marlow ist auch der Erzähler in drei anderen Werken von Conrad: Herz der Finsternis, Jugend und Spiel des Zufalls.
Zusammenfassung
Jim ist ein junger britischer Seemann, der als Erster Offizier auf der Patna fährt, einem Schiff voller Pilger, die die Hadsch verrichten, die Pilgerreise nach Mekka. In einem momentanen Lapsus, sei es wegen fehlenden Mutes, oder Urteils, oder Charakters, lässt die Besatzung, die befürchtet die Patna würde sinken, das Schiff und die Pilger im Stich. Während sich der Kapitän und die anderen Besatzungsmitglieder einem Prozess entziehen, stellt sich allein Jim der Verantwortung. Das Gericht entzieht ihm seine nautischen Patente aufgrund seiner Verfehlung. Im Gericht trifft er Marlow, der sich mit ihm anfreundet, und versucht, ihm Arbeit als Gehilfe eines Schiffsmaklers zu verschaffen. Jim versucht unerkannt zu bleiben, aber als die Vergangenheit ans Licht kommt, verlässt er die Arbeit und verschwindet in den Osten. Dies wird mehrere Male wiederholt. Am Ende schlägt Marlows Freund Stein vor, Jim als seinen Stellvertreter in Patusan anzustellen, einer abgelegenen Insel mit einer aus Malaien und Bugis gemischten Bevölkerung, wo Jims Vergangenheit verdeckt bleiben kann. Hier gewinnt Jim die Achtung der Menschen und wird ihr Führer, als er sie vor den Nachstellungen des Räubers Sharif Ali befreit und sie vor dem korrupten Malaien-Häuptling Rajah Tunku Allang beschützt. Jim gewinnt die Liebe von Jewel, einer Frau aus zwei unterschiedlichen Kulturen, und er ist „zufrieden..beinahe“. Das Ende kommt ein paar Jahre später, als die Stadt vom Seeräuber „Gentleman“ Brown angegriffen wird. Obwohl Brown und seine Bande vertrieben werden, ist Dain Waris, der Sohn des Führers der Bugis-Gemeinde, ermordet. Jim, der die Verantwortung für seinen Tod übernimmt, erfüllt schließlich seine Bestimmung und stirbt an einem Schuss ins Herz.
Zitate in anderen Werken
- Jims schicksalhaftes Schiff, die Patna, wird auch in der Kurzgeschichte „Der Unsterbliche“ von Jorge Luis Borges erwähnt; aus dem Namen „Patna“ wird „Patria“.
- Lord Jim war Namensgeber der Lord Jim Loge.
Filmversion
Die erste Verfilmung entstand bereits 1925, mit dem Titel Lord Jim, Regie führte Victor Fleming. 1965 wurde das Buch ein weiteres Mal von Richard Brooks, mit Peter O'Toole als Lord Jim, verfilmt.
Weblinks
- "Stephen Crane als eine Quelle für Conrads Jim", Nina Galen, Nineteenth-Century Fiction, vol. 38, no. 1 (1983). (PDF-Datei; 149 kB)
- Biographie Conrads von Deborah Lindsay Williams
- Freies PDF-E-Book von Lord Jim und anderen Novellen Conrads (Englisch)
- Film in der Datenbank IMDb
Kategorien:- Joseph Conrad
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