Ludwig V. von Frankreich

Ludwig V. von Frankreich
Ludwig V. (neuzeitliche Phantasiedarstellung)

Ludwig V. (* 966 oder 967; † 21. Mai 987) war König von Frankreich von 986 bis 987. Er erhielt den Beinamen „der Nichtstuer“ (lateinisch qui nihil fecit, französisch le Fainéant), der sich aber nicht auf Passivität bezog (in Wirklichkeit war Ludwig ein rühriger Herrscher), sondern darauf, dass er in seiner kurzen Regierungszeit von 14 Monaten nicht viel erreichen konnte. Er war der letzte König aus dem Geschlecht der Karolinger.

Leben

Ludwig war der ältere der beiden Söhne König Lothars und seiner Ehefrau Emma, einer Tochter des Königs Lothar II. von Italien und der Adelheid, die später in zweiter Ehe Kaiser Otto den Großen heiratete. Ludwigs jüngerer Bruder Otto starb noch vor dem Vater; die übrigen Kinder Lothars waren unehelich.

Ludwig wurde zur Sicherung der Thronfolge zum Mitkönig seines Vaters erhoben und am 8. Juni 979 von Erzbischof Adalbero von Reims geweiht. Lothar verheiratete ihn 982 mit Adelheid, der reichen Witwe des Grafen Stephan von Gévaudan; sie war eine Tochter des Grafen Fulko II. von Anjou. Zugleich schickte Lothar seinen Sohn nach Aquitanien, wo Ludwig entweder als König von Aquitanien herrschen oder als Mitkönig seines Vaters tätig sein sollte (die Angaben der Quellen sind widersprüchlich). Jedenfalls scheiterte das Vorhaben; die Ehe wurde nach zwei Jahren aufgelöst, und Ludwig kehrte 984 an den Hof seines Vaters zurück. Angeblich war Ludwig leichtsinnig und kümmerte sich wenig um seine herrscherlichen Pflichten. Allerdings hängen unvorteilhafte Angaben über ihn wohl zumindest teilweise mit der Absicht von Geschichtsschreibern zusammen, ihn als unfähig oder unmoralisch zu schildern, um den Dynastiewechsel nach seinem Tod plausibel zu machen.

Als Lothar im März 986 starb, konnte Ludwig unangefochten den Thron besteigen. An seinem Hof gab es zwei Parteien. Emma, die Mutter des Königs, war stark von ihrer Mutter, Kaiserin Adelheid, beeinflusst und vertrat somit eine den Ottonen gegenüber freundliche Politik; dieser Richtung gehörte auch Erzbischof Adalbero von Reims an. Die Gegenpartei wollte den Kurs Lothars fortsetzen, der darauf abzielte, jede Schwäche der Ottonen – Kaiser Otto III. war noch ein Kind – auszunutzen, um im Osten wieder eine Expansionspolitik zu verfolgen und das alte Lotharingien gewaltsam zurückzugewinnen. Der weitaus mächtigste unter den Vasallen Ludwigs war der Herzog von Franzien, Hugo Capet, der zugleich Herzog von Burgund war. Er gehörte dem Geschlecht der Robertiner an, das schon seit langem mit den Karolingern um die führende Stellung im Reich rivalisierte und schon zwei Könige gestellt hatte.

Zunächst beherrschte Emma die Lage, doch schon im Sommer 986 kam es zu einem Umschwung: Die ottonenfeindliche Partei setzte sich durch, Emma musste den Hof verlassen und bei Hugo Capet Zuflucht suchen. Dadurch geriet auch Adalbero in eine missliche Lage; er verließ seine Bischofsstadt zeitweilig und begab sich auf seine Burgen an der Maas, die zum ottonischen Machtbereich gehörten. Dies betrachtete Ludwig als Hochverrat; er wandte sich mit Heftigkeit gegen Adalbero und drohte ihn in Reims zu belagern, ließ sich dann aber auf ein vorläufiges Abkommen ein; die Angelegenheit sollte auf einem Hoftag in Compiègne geklärt werden. Bevor dieser zusammentrat, änderte Ludwig wieder seinen Kurs und strebte eine Aussöhnung mit Adalbero an; im Frühjahr 987 war auch von einem Friedensschluss mit Otto III. bzw. dessen Mutter Theophanu die Rede, eine Friedenskonferenz war geplant. Ehe es zu einer Klärung dieser verworrenen Verhältnisse kam, starb Ludwig am 21. Mai 987 durch einen Jagdunfall. Er wurde in Compiègne in der Kirche St. Corneille begraben.

Da Ludwig keine Kinder hatte, konnte nur sein Onkel Karl von Niederlothringen, der jüngere Bruder seines Vaters Lothar, einen Thronanspruch erheben, denn sonst waren von der karolingischen Königsdynastie nur uneheliche Nachkommen übriggeblieben. Karls Anspruch wurde jedoch von den Großen des Reichs übergangen und Hugo Capet zum König gewählt. Damit wurde die Dynastie der Karolinger von der nach Hugo Capet benannten Dynastie der Kapetinger abgelöst.

In der modernen Forschung wird Ludwig wegen der Sprunghaftigkeit seiner Politik eher negativ beurteilt, wobei aber auch darauf hingewiesen wird, dass er jung und unerfahren war.

Literatur

  • Ferdinand Lot: Les derniers Carolingiens: Lothaire, Louis V, Charles de Lorraine (954–991). Paris 1891 (veraltete, aber sehr gründliche Untersuchung eines hervorragenden Gelehrten).
  • Walther Kienast: Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit (900–1270). 1. Teil. Hiersemann, Stuttgart 1974, ISBN 3-7772-7428-3.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ludwig XIV. von Frankreich — Ludwig XIV. im Krönungsornat (Staatsporträt von Hyacinthe Rigaud aus dem Jahre 1701) Ludwig XIV. (frz. Louis XIV, Louis le Grand; * 5. September 1638 in Saint Germain en Laye; † 1. September 1715 in Versailles) war seit 1643 …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig XVIII. von Frankreich — König Ludwig XVIII. Ludwig XVIII. (Louis XVIII Stanislas Xavier) (* 17. November 1755 in Versailles; † 16. September 1824 in Paris) war von 1814 bis 1824 König von Frankreich. Er war Graf von Provence (1755), Herzog von Anjou …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Philipp I. (Frankreich) — König Ludwig Philipp I. Ludwig Philipp I. (Louis Philippe I; * 6. Oktober 1773 in Paris; † 26. August 1850 in Claremont House südlich von Esher, Grafschaft Surrey), auch Roi Citoyen („Bürgerkönig“) genannt, war 1830 bis 1848 (die so genannte… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig I. von Bayern — Ludwig I., König von Bayern, Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1826 Ludwig I., König von Bayern (* 25. August 1786 in Straßburg; † 29. Februar 1868 in Nizza) war ein deutscher Fürst aus dem Geschlecht der …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig von Frankreich, Herzog von Burgund — Louis, Dauphin von Frankreich, Herzog von Burgund (* 6. August 1682 in Versailles; † 18. Februar 1712 in Marly le Roi), war der älteste Sohn des französischen Thronfolgers Louis von Frankreich und dessen Gattin Maria Anna von Bayern …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig II. von Anjou — (franz.: Louis II d Anjou; * 5. Oktober 1377 in Toulon; † 25. Mai 1417 in Angers), war ein Herzog von Anjou, Graf von Maine, Guise, Blois und Provence, sowie Titularkönig von Neapel und Jerusalem. Er entstammte dem jüngeren Haus Anjou, einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Wilhelm von Baden — Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden Baden, genannt der Türkenlouis (* 8. April 1655 in Paris; † 4. Januar 1707 in Rastatt), war Regent der Markgrafschaft Baden Baden, Bauherr des Rastatter Schlosses, Generalleutnant aller kaiserlicher Tr …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig von Frankreich (1244–1260) — Ludwig (franz: Louis de France; * 21. oder 24. Februar 1244; † 11. Januar 1260 in Paris), war ein Prinz aus dem Herrschergeschlecht der Kapetinger, Thronfolger und zeitweiliger Regent von Frankreich. Ludwig war der älteste Sohn des französischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig I. von Anhalt-Köthen — Ludwig I., Kupferstich von A. Römer, 1668. Ludwig I., Fürst von Anhalt Köthen (* 17. Juni 1579 in Dessau; † 7. Januar 1650 in Köthen) aus dem Hause der Askanier war regierender Fürst von Anhalt Köthen und Gründer der ersten deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Aloys von Hohenlohe — Ludwig Aloys Ludwig Aloysius, Fürst von Hohenlohe Waldenburg Bartenstein (* 18. August 1765; † 30. Mai 1829 in Lünstadt, heute Lunéville), war ein deutscher Reichsfürst und General, Marschall von Frankreich. Hohenlohe trat 1792 als Oberst in die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”