- Compiegne
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Compiègne Region Picardie Département Oise Arrondissement Compiègne Kanton Hauptort von 3 Kantonen Koordinaten 49° 25′ N, 2° 49′ O49.4147222222222.823055555555641Koordinaten: 49° 25′ N, 2° 49′ O Höhe 31 bis 134 m Fläche 53,10 km² Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte(2006)
42.036 Einwohner
792 Einw./km²Postleitzahl 60200 INSEE-Code 60159 Website www.mairie-compiegne.fr Das Rathaus von Compiègne Compiègne [kɔ̃ˈpjɛɲ] ist eine nordfranzösische Stadt. Es ist die Unterpräfektur des gleichnamigen Arrondissements im Département Oise in der Region Picardie.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der Ort liegt 80 km nördlich von Paris, am Fluss Oise, direkt an der Einmündung seines linken Nebenflusses Aisne.
Geschichte
Schon die Merowinger errichteten in Compiègne eine Pfalz mit dem Namen Compendium. Chlothar II. musste 603 nach Niederlagen gegen Theudebert II. und seinen Bruder Theuderich II., dem Frieden von Compiègne zustimmen. Der Sohn von Chlothar II. Chilperich II. (670–721) wählte die Pfalz zur Residenz. Karl der Kahle erweiterte die Stadt 876 und nannte sie Carolopolis. Im Jahre 833 wurde Ludwig der Fromme hier seines Throns entsetzt.[1] Die karolingischen Könige Ludwig II., der Stammler (846–879), sowie Ludwig V., der Faule (966–987) sind in der Kirche Saint-Corneille beerdigt.
1380 ließ König Karl V. eine Festung erbauen. Am 23. Mai 1430 fiel die Jungfrau von Orléans vor den Mauern von Compiègne den Burgundern in die Hände und wurde den Engländern überliefert.
Im Vertrag von Compiègne verständigten sich Frankreich und Schweden über ihre Interessen, den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland betreffend.
Zwischen 1751 und 1788 erbaute zunächst Ange-Jacques Gabriel, später sein Schüler Louis Le Dreux de la Châtre für König Ludwig XV. ein neues Schloss im Stil des Klassizismus. Napoléon Bonaparte ließ das Schloss renovieren.
Kaiser Napoléon III. nutzte das Schloss häufig als Herbstresidenz. 1870 wurde es nach dem Ende des Kaiserreichs in ein Museum umgewandelt.
Morgens um 6 Uhr am 17. März 1917 wurde das deutsche Marine-Luftschiff L 39 über der Innenstadt brennend abgeschossen. Die 17 Mann Besatzung starben dabei. In Compiègne befand sich ein großes Lazarett und von April 1917 bis März 1918 das Hauptquartier der Alliierten (Entente).
Compiègne ist bekannt durch die Unterzeichnung zweier Waffenstillstände zwischen Deutschland und Frankreich (Waffenstillstand von Compiègne):
- Am 11. November 1918 wurde im Wald von Compiègne in einem Eisenbahnwagen der Waffenstillstand geschlossen, der den Ersten Weltkrieg beendete. Beteiligte: der französische Marschall Ferdinand Foch und der deutsche Politiker Matthias Erzberger.
- Fast 22 Jahre später am 22. Juni 1940 wurde der Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich unterzeichnet. Beteiligte waren die Generäle Wilhelm Keitel auf deutscher sowie Charles Huntziger auf französischer Seite.
Später wurde unter den Nazis in Compiègne ein Transit- und Internierungslager in Royallieu eingerichtet (von Juni 1941 bis August 1944). Politisch umstritten war damals die Kollaboration des Vichyregimes mit der Besatzungsmacht. Der erste Zug mit politischen Häftlingen verließ Royallieu am 6. Juli 1942 in Richtung Auschwitz (Vernichtungslager).
Sehenswertes
Théâtre Imperial
Napoléon III. ließ an Stelle eines Karmeliterinnenklosters in der Nähe des Schlosses ab 1866 von Auguste-Gabriel Ancelet ein Theater erbauen. Mit dem Ende des Kaiserreichs 1870 wurden die Arbeiten aber eingestellt, bevor das Theater eröffnet werden konnte. Seit 1987 wurde das Theater nach und nach renoviert und konnte 1991 schließlich eröffnet werden. Das Theater ist Sitz des Théâtre Français de la Musique, das vor allem durch Aufführungen selten gespielter französischer Opern und Operetten ein internationales Publikum anzieht.
Schloss Compiègne
Louis Le Dreux de la Châtre, Schüler und späterer Mitarbeiter von Ange-Jacques Gabriel erbaute dieses neoklassizistische Schloss zwischen 1751 und 1788. Es kann als Museum besichtigt werden. Das Schloss ist von einem großen Landschaftspark umgeben.
Kaiser Napoléon wohnte hier und empfing seine künftige Frau am 23. März 1810 in Frankreich. Der Palast wurde von den Architekten Berthault, Percier und Fontaine, dem Maler Girodet und den Dekorateuren Dubois und Redouté renoviert und neu ausgestattet.
Compiègne wurde später zur bevorzugten Residenz von Napoléon III. Auch er nutzte das große Jagdrevier.
Jakobskirche
Die Kirche Saint-Jacques war ursprünglich eine von zwei Pfarrkirchen der Stadt. Der Bau aus dem 12. Jahrhundert weist in seinem Figurenschmuck viele Bezüge zu seinem Namenspatron, dem Apostel Jakobus, und zur Pilgertradition des Jakobsweges nach Santiago de Compostela auf. Der Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert wurde im 17. Jahrhundert aufgestockt, in seinem oberen Bereich wurden die Statuen von 14 Heiligen angebracht. Die Rolle als königliche Kirche in direkter Nachbarschaft zum Schloss verursachte einen umfangreichen Umbau im 18. Jahrhundert und eine verschwenderische Ausstattung. Seit 1998 ist die Kirche als Teil des Weltkulturerbe der UNESCO „Jakobsweg in Frankreich“ ausgezeichnet.
Lichtung bei Rethondes
- Forêt de Compiègne: Im Nordosten der Stadt liegt der 140 km² große Wald von Compiègne.
Etwa 6 km östlich von Compiègne liegt in der Nähe der kleinen Gemeinde Rethondes auf halbem Weg nach Trosly-Breuil wenige Meter nördlich der N 31 in einer Biegung der Aisne eine Lichtung, auf der die Waffenstillstandsunterzeichnungen 1918 vor Marschall Foch und 1940 vor Hitler erfolgten. Sie werden im Französischen Armistice de Rethondes genannt .
Auf dieser Lichtung steht neben einem Denkmal von Marschall Foch und einem Denkmal zur deutschen Niederlage unter die Entente von 1918 (einem den dt. Adler zerschlagenden Schwert)) ein Nachbau des Salonwagens (frz. Wagon de l'Armistice), in dem die beiden Verträge zum jeweiligen Waffenstillstand unterzeichnet wurden (49° 25′ 38″N 02° 54′ 23″O).
Hochschulen
- Université de Technologie de Compiègne (UTC) – Technische Universität
- École Supérieure de Commerce de Compiègne (ESC Compiègne) – Wirtschaftshochschule
- École des Soins Infirmiers de Compiègne (ESI Compiègne) – Pflegeschule
Söhne und Töchter der Stadt
- Pierre d’Ailly
- Suzanne Lenglen, ehemalige französische Tennisspielerin
- Albert Robida, Schriftsteller und Karikaturist
Städtepartnerschaften
- Huy (Belgien) seit 1959
- Landshut (Deutschland) seit 1962
- Arona (Italien) seit 1962
- Vianden (Luxemburg) seit 1964
- Bury Saint Edmunds (Vereinigtes Königreich) seit 1967
- Kiryat Tivon (Israel) seit 1988
- Shirakawa (Japan) seit 1988
- Raleigh (USA) seit 1989
- Elbląg (Polen) seit 2002
Sport
In Compiègne startet seit 1977 alljährlich der Radklassiker Paris–Roubaix.
Einzelnachweise
Weblinks
- Stadt Compiègne
- Gedenkstättenentwurf - Lieu de mémoire et mémoire du lieu an das dt. KZ Royallieu in der ehemaligen frz. Kaserne (1913)
- WHC Nomination Documentation (PDF, 93 MB!), Bewerbungsunterlagen für die Ernennung zum Welterbe, hier: Abschnitt „Compiègne, Eglise paroissiale Saint-Jacques“
Weltkulturerbe des Jakobsweges in Frankreich: Via TuronensisSaint-Jacques-de-la-Boucherie | Basilika im Kloster Saint-Hilaire-de-Poitiers | Kirche Saint-Hilaire in Melle | Kirche Saint-Pierre in Aulnay | Königliche Abtei Saint-Jean-Baptiste in Saint-Jean-d’Angély | Kirche Sainte-Eutrope in Saintes | Ehemaliges Pilgerhospital in Pons | Basilika Saint-Seurin, Basilika Saint-Michel und Kathedrale von Bordeaux | Abtei La Sauve-Majeure und Kirche Saint-Pierre in La Sauve | Abtei Saint-Jean de Sorde
Auf dem Weg nach Paris: Kathedrale Notre Dame von Amiens | Pfarrkirche Saint-Jean-Baptiste in Folleville | Pfarrkirche Saint-Jacques in Compiègne
An der Atlantikküste: Kirche Notre-Dame-de-la-Fin-des-Terres in Soulac-sur-Mer | Glockenturm Notre-Dame in Mimizan | Kathedrale Notre-Dame von Bayonne
Via Turonensis · Via Lemovicensis · Via Podiensis · Via Tolosana
Weitere Bauwerke: Basilika Notre-Dame du Port · Mont-Saint-Michel
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