- Luisengymnasium Berlin
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Das Luisengymnasium war eine Schule in der Turmstraße in Berlin-Moabit.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ihr Gebäude wurde 1880 bis 1882 von dem Architekten Friedrich Schulze errichtet. Besondere Bedeutung hat die Schule für die Geschichte der Frauenbildung, weil sie 1896 eines der ersten Gymnasien in Preußen war, an dem junge Frauen das Abitur erwarben.
Obwohl eine Zulassung von Frauen zum regulären Studium an einer preußischen Universität damals nur im Einzelfall mit einer ministeriellen Sondererlaubnis möglich war, enthielt der Stundenplan der auf vier Semester angelegten Realkurse den Lehrstoff, für den die Jungen auf einem Gymnasium mehrere Jahre Zeit hatten.
Am 29. März 1896 legten hier die sechs jungen Frauen Ethel Blume, Johanna Hutzelmann, Irma Klausner, Else von der Leyen, Margarete von der Leyen und Katharina Ziegler ihr Abitur ab. Gertrud Bäumer berichtet 1906:
„Es ist das erste Mal in Deutschland, dass Frauen, die in einer eigens für sie errichteten Anstalt vorbereitet waren, die Reifeprüfung für die Universität ablegten.“
Sie studierten danach Medizin, alte Sprachen und Mathematik. Die Medizinerinnen Irma Klausner (1874–1959) und Else von der Leyen (1874–1908) praktizierten beide nach ihrem Studium in Halle, Heidelberg und Berlin.
Bekannte Schüler
- Ernst Boris Chain (1906–1979), 1945 Nobelpreis für Physiologie oder Medizin zusammen mit Alexander Fleming und Howard Walter Florey
- Albert Fries (1869–1926), Germanist
- Kurt Jacobsohn (1904–1991), Chemiker, später Professor und stellvertretender Rektor der Universität Lissabon
- Hermann Kantorowicz (1877–1940), Jurist
- Rudolf Krohne (1856–1953), Jurist
- Margarete Räntsch. Studium der Medizin in Freiburg i.B., München, Berlin und Würzburg. 1908 Promotion bei Karl Bernhard Lehmann. Sie war die erste Frau, deren Dissertation an der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg zugelassen wurde.
- Adolf Wohlauer (1893–?), Dirigent und Komponist, verschollen im KZ Auschwitz
Bekannte Lehrer
- Alfred Gercke, klassischer Philologe, lehrte hier von 1886 bis 1888
- Friedrich Kurze (1863–1915), Historiker und Herausgeber der Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte, gefallen im Ersten Weltkrieg
- Felix Müller, lehrte seit 1882 als Gymnasialprofessor für Mathematik
- Elisabeth Schmitz, 1929 - 1935, später Widerstandskämpferin aus den Reihen der Bekennenden Kirche[1]
Literatur
- Max Nath: Lehrpläne und Prüfungs-Ordnungen im höheren Schulwesen Preussens seit Einführung des Abiturienten-Examens. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Königl. Luisengymnasiums zu Berlin Ostern 1900. Berlin: Pormetter (128 S.)
- Gertrud Bäumer: Geschichte der Gymnasialkurse für Frauen zu Berlin, herausgegeben vom Vorstand der Vereinigung zur Veranstaltung von Gymnasialkursen für Frauen. Berlin: W. Moeser Buchdruckerei 1906. Mit einem Porträt der 2. Vorsitzenden Helene Lange.
- Carl Ganzel: Rückblick auf die ersten 25 Jahre der Anstalt (Königliches Luisen-Gymnasium zu Berlin). Berlin: Pormetter, 1907 (38 S.)
- Werner Rust, Maximilian Vettin, Carl Ganzel: Das Staatliche Luisengymnasium zu Berlin-Moabit 1882–1932. Band 1 Lehrer und Schüler (44 S.), Band 2 Chronik, Berlin 1932.
- Gerhild H. M. Komander: Wie sich Frauen den Zutritt zur Universität erstritten. Eine mächtige, an die Wurzeln unserer Kultur greifende Bewegung. Berliner Lindenblatt, Nr. 4, Dezember 2006. online
Weblinks
- Architekturzeichnungen im Architekturmuseum in der Universitätsbibliothek der TU Berlin – Friedrich Schulze: Luisen-Gymnasium, Berlin.
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
Einzelnachweise
- ↑ Dietgard Meyer: Schmitz, Elisabeth. In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 27 (2007), Sp. 1250-1256
52.5259713.3511240Koordinaten: 52° 31′ 33,5″ N, 13° 21′ 4″ O
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