- Alfred Gercke
-
Karl Friedrich August Alfred Gercke (* 20. März 1860 in Hannover; † 26. Januar 1922 in Breslau) war ein deutscher klassischer Philologe. Er ist bekannt als Herausgeber der Einleitung in die Altertumswissenschaften, die nach ihm und seinem Kollegen Eduard Norden als Gercke-Norden bekannt ist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Alfred Gercke war der Sohn des Geheimen Oberbaurates Otto Gercke (1825–1887) und seiner Frau Charlotte geb. Wilmanns (1834–1929).
Gercke studierte Klassische Philologie von 1880 bis 1883 an der Universität Bonn bei Hermann Usener, Franz Bücheler und Reinhard Kekulé von Stradonitz. Von 1883 bis 1884 ging er an die Universität Berlin zu Hermann Diels. 1885 wurde er in Bonn promoviert und legte im November das Staatsexamen ab. Von 1886 bis 1888 war er Lehrer am Luisengymnasium in Berlin.
Nach seiner Habilitation 1890 an der Universität Göttingen bei Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff war er dort bis 1893 Privatdozent. 1893 wechselte er an die Universität Königsberg, wo er den Lehrstuhl des erkrankten Johannes Schmidt vertrat. 1895 wurde er als außerordentlicher Professor an die Universität Greifswald berufen und 1896 zum ordentlichen Professor ernannt. Im selben Jahr heiratete er in Hannover Anna Albrecht (1871–1954), mit der er vier Söhne und eine Tochter hatte. Im Studienjahr 1908/1909 war Gercke Rektor der Universität Greifswald. 1909 wechselte er an die Universität Breslau, wo er 1920/1921 Rektor war.
Gercke war Geheimer Regierungsrat und seit 1892 korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.
Sein 1902 geborener Sohn Achim Gercke wurde während der Zeit des Nationalsozialismus ein einflussreicher Rasseforscher.
Leistungen
Gercke beschäftigte sich intensiv mit der Geschichte der griechischen Philosophie und mit Seneca. Als Koryphäe auf seinem Gebiet verfasste er den Aristoteles-Artikel für die Realencyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft (2,2, 1012–1054, online abrufbar bei Wikisource). In seiner Dissertation edierte er die Fragmente Chrysipps. Er veröffentlichte auch eine Edition von Theophrasts Werk Περὶ πυρός sowie die erste kritische Edition der Quaestiones naturales des Seneca (1907). Seine Beschäftigung mit der Homerischen Frage und der Genese der Aeneis führte zu keinem allgemein anerkannten Forschungsergebnis.
Gemeinsam mit seinem ehemaligen Greifswalder Kollegen Eduard Norden veröffentlichte er sein berühmtestes Werk, die dreiteilige Einleitung in die Altertumswissenschaft (1912 bis 1927), die nach den beiden Herausgebern als Gercke-Norden bekannt war und bis zur Veröffentlichung der Einleitung in die lateinische Philologie von Fritz Graf und der Einleitung in die griechische Philologie von Heinz-Günther Nesselrath (beide 1997) unübertroffen war. Der Gercke-Norden war das erste Kompendium der Klassischen Philologie, das dem Studenten eine umfassende, kompakte Einführung in das Fach an die Hand gab. Gercke selbst besorgte das Heft Methodik der klassischen Philologie (erste Auflage 1910, zweite 1912). Den zweiten (1912) und die dritten (1927) Teil der Einleitung bereitete Gercke fast allein vor, während beim ersten Teil Norden die Hauptarbeit leistete.
Literatur
- Gerhard Baader: Gercke, Alfred. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 258.
Weblinks
Wikisource: Alfred Gercke – Quellen und Volltexte- Literatur von und über Alfred Gercke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Inhaber der Lehrstühle für Klassische Philologie an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität BreslauErster Lehrstuhl: Johann Gottlob Theaenus Schneider (1811–1815) | Franz Passow (1815–1833) | Friedrich Wilhelm Ritschl (1833–1839) | Friedrich Haase (1840–1867) | August Reifferscheid (1868–1885) | Wilhelm Studemund (1885–1889) | Richard Foerster (1890–1898) | Eduard Norden (1898–1906) | Paul Wendland (1906–1909) | Alfred Gercke (1909–1922) | Ludolf Malten (1922–1945)
Zweiter Lehrstuhl: Ludwig Friedrich Heindorf (1811–1816) | Karl Ernst Christoph Schneider (1816–1856) | Johannes Vahlen (1856–1858)
Dritter Lehrstuhl: Joseph Julius Athanasius Ambrosch (1834–1856) | August Rossbach (1856–1898) | Richard Foerster (1898–1920) | Konrat Ziegler (1920–1923)
Vierter Lehrstuhl (bis 1862 Extraordinariat): Wilhelm Wagner (1845–1857) | Rudolf Westphal (1857–1862) | Martin Hertz (1862–1893) | Friedrich Marx (1893–1896) | Franz Skutsch (1896–1912) | Wilhelm Kroll (1913–1935) | Hans Drexler (1935–1940) | Wilhelm Süß (1940–1945)
Etatmäßiges Extraordinariat: Richard Foerster (1873–1875) | Arthur Ludwich (1876–1878) | Georg Kaibel (1879–1881) | Konrad Zacher (1881–1907) | Konrat Ziegler (1909–1920)
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Karl Friedrich August Alfred Gercke — (* 20. März 1860 in Hannover; † 26. Januar 1922 in Breslau) war ein deutscher klassischer Philologe. Er ist bekannt als Herausgeber der Einleitung in die Altertumswissenschaften, die nach ihm und seinem Kollegen Eduard Norden als Gercke Norden… … Deutsch Wikipedia
Gercke — ist der Familienname folgender Personen: Achim Gercke (1902–1997), deutscher Rasseforscher Alfred Gercke (1860–1922), deutscher klassischer Philologe Doris Gercke (* 1937), deutsche Krimi Schriftstellerin Hubert Gercke (1881–1942), General der… … Deutsch Wikipedia
Alfred-Müller-Felsenburg-Preis — Der Alfred Müller Felsenburg Preis für „aufrechte Literatur“ ist ein nach dem Schriftsteller Alfred Müller Felsenburg benannter Literaturpreis, der 1988 von Hans Werner Gey und dem Literaturwissenschaftler und heutigen Universitätsprofessor… … Deutsch Wikipedia
Achim Gercke — – offizielles Porträt aus dem Jahre 1933 Achim Gercke (Joachim Wilhelm August Gercke; * 3. August 1902 in Greifswald; † 27. Oktober 1997) war ein deutscher Biologe, wurde „Sachverständiger für Rasseforschung“ im Reichsministerium des Inne … Deutsch Wikipedia
Liste der Biografien/Ger — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q … Deutsch Wikipedia
Liste der Klassischen Philologen an der Universität Breslau — Die Liste der Klassischen Philologen an der Universität Breslau zählt namhafte Hochschullehrer dieses Faches auf, die an der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universität zu Breslau wirkten. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Liste der Klassischen… … Deutsch Wikipedia
Altphilologe — In der Liste der klassischen Philologen werden alle Personen gesammelt, die für dieses Fach habilitiert wurden, als Autoren relevant sind oder andere bedeutende Beiträge zur Alten Geschichte geleistet haben. Aufgrund der besonderen Situation der… … Deutsch Wikipedia
Liste bekannter Altphilologen — In der Liste der klassischen Philologen werden alle Personen gesammelt, die für dieses Fach habilitiert wurden, als Autoren relevant sind oder andere bedeutende Beiträge zur Alten Geschichte geleistet haben. Aufgrund der besonderen Situation der… … Deutsch Wikipedia
Liste der klassischen Philologen — In der Liste der klassischen Philologen werden alle Personen gesammelt, die für dieses Fach habilitiert wurden, als Autoren relevant sind oder andere bedeutende Beiträge zur Alten Geschichte geleistet haben. Aufgrund der besonderen Situation der… … Deutsch Wikipedia
Ulrich von Wilamowitz-Möllendorff — Wilamowitz Moellendorff (1902) Ulrich von Wilamowitz Moellendorff (* 22. Dezember 1848 auf Gut Markowitz, Kujawien, Provinz Posen; † 25. September 1931 in Berlin; vollständiger Name Enno [auch: Emmo] Friedrich Wichard Ulrich von Wilamowitz… … Deutsch Wikipedia