Löwinger Bühne

Löwinger Bühne

Die Löwinger-Bühne ist eine Theaterbühne mit Ursprüngen aus Tirol und Ungarn, deren erste Auftritte mit ca. 1764 datiert werden. Im 20. Jahrhundert war sie vor allem in Österreich eine beliebte Bühne, deren Stücke auch vom ORF übertragen wurden. In den Stücken und Filmen (ab ca. 1935) treten meist mehrere Familienangehörige auf, bekanntester Exponent ist der Schauspieler Paul Löwinger.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Thomas Maggauer, ein aus dem Oberinntal stammender Dorfschullehrer, gründete eine Theatergruppe und zog mit ihr durch die Länder.

Im 19. Jahrhundert übernahm seine Großnichte (Urgroßnichte) Anna Maggauer die Gruppe und lernte 1845 in Budapest den einer ungarischen Theaterfamilie angehörenden Paul Löwinger (19. Jahrhundert) kennen. Die beiden heirateten, Anna und ein Teil ihres Ensembles schlossen sich den Löwingern an. Ab 1856 übernahmen Anna und Paul die Leitung (Theaterzettel dokumentieren, dass sie die Löwinger-Bühne 1856 gegründet und bis 1912 die Leitung inne hatten), ab 1865 wirkten sie vorwiegend in Österreich. Ihre Söhne Josef Löwinger (geb. 2. Mai 1870 in Himberg, gest. 1919) und Ferdinand Löwinger setzten die Theaterdynastie fort.

Josef Löwinger heiratete 1897 Cäcillie Weber (geb. 30. Dezember 1877 in Poneggen, gest. 1949), welche auf der Bühne und im Film als Cilli Löwinger auftrat. Deren Kinder Karl (verstarb in jungen Jahren), Heinz (ca. 1897-1935), Paul (1904-1988) und Gretl (1919-1973) setzten die Familientradition fort. Ferdinand verließ die Truppe 1912. Während des ersten Weltkriegs gingen die Requisiten verloren, sodass sich die nach 1918 wieder formierende Gruppe, welche bis dahin jede Form von Theater dargestellt hatte, nun auf die im Bühnenbild einfach aufzubauenden bäuerlichen Theaterformen konzentrierte.

1922 schloss sich Sepp Grabmaier der Schauspieltruppe an. Er war als Schauspieler, Tischler und Fahrer für das Unternehmen tätig und erhielt von Cilli den Künstlernamen Pepi Löwinger, später Sepp Löwinger, zugewiesen. Da Cillis Ehemann Josef hieß, wurde Sepp häufig für Pauls Vater oder älteren Bruder oder einen entfernten Verwandten gehalten.

1935 trat die Familie im Film Die beiden Stoffl auf. 1938 wurde ein in Berlin aufgeführtes Theaterstück der Löwinger-Bühne im Rahmen eines Probebetriebs vom Fernsehen ausgestrahlt.

Paul Löwinger (1904-1988) heiratete 1938 Liesl Meinhardt (1918-1980). Deren Tochter Guggi (* 1939) wurde Opernsängerin, die anderen Kinder, Sissy (* 1941) und Paul jr. (* 1949) spielten und inszenierten auf der Bühne. Unter Pauls Leitung wurde die Bühne in Wien endgültig sesshaft. Um 1950 liefen in Österreich die beiden Filme Der keusche Adam sowie Valentins Sündenfall (1951) mit Auftritten mehrerer Familienmitglieder sehr erfolgreich. Die Domäne der Löwingers blieb aber die Bühne, die Aufzeichnungen ihrer Bühnenaufführungen erzielten im österreichischen und im deutschen Fernsehen große Reichweiten.

Der ORF verlangte in den Siebziger Jahren vorwiegend nach Komödien unter Mitwirkung von Paul Löwinger. Liesl Löwinger zog sich ab 1969 aus dem Theatergeschehen zurück und war bis zu ihrem Tode (1980) nur für ihre Familie da. Gretl starb 1973. Ab 1973 dominierten Paul, Sissy, Paul Jr. und Sepp in der Löwinger-Bühne.

Noch 1996 wurden einige Aufzeichnungen im ORF wieder ausgestrahlt. Trotz hoher Einschaltquoten wurde die Löwinger-Bühne ab 1996 von den ORF-Verantwortlichen kaum mehr ins Programm genommen. Lediglich Paul Löwinger ist vergleichsweise häufig in den dritten deutschen Programmen und im ORF in Nebenrollen in älteren Kinofilmen zu sehen.

Im Frühjahr 2008 wurden in ORF2 (Samstag Nachmittag) einige Bühnenaufzeichnungen ausgestrahlt (Sissy Löwinger: "Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Löwingerbühne nun wieder im Fernsehen zu sehen ist, und ich bin mir sicher, dass sich sehr viele Menschen mit mir freuen." - ORF-Kundendienst).

Filme, Fernsehaufzeichnungen und Zitate

Filme und Aufzeichnungen an denen Paul Löwinger mitgewirkt hat, sind im entsprechenden Text angeführt.

Fernsehaufzeichnungen (nach dem Tode von Paul Löwinger, Auswahl)

  • 1992 - Pension Gipsfuß mit Sissy Löwinger, Paul Löwinger jun., Irma Tillinger-Löwinger, Walter Scheuer, Hias Mayer, Toni Sailer, Renate Kastelik, Regie: Otto Anton Eder Schwank in zwei Akten von Walter Mooshammer Inhalt: die resolute Wirtin Gundl schikaniert ihren einzigen Angestellten Sebastian - dargestellt von Hias - so lange, bis er kündigt. Doch er kommt wieder, verkleidet als adeliger Gast... Dazwischen stiftet Walter Scheuer als tollpatschiger Erfinder Adi Unheil, und Toni Sailer kümmert sich als schneidiger Fremdenverkehrsobmann mit Vorliebe um die weiblichen Gäste der „Pension Gipsfuß“.

Unterschiedliche Zitate und Meldungen

Dass Löwinger-Bühne für sehr gute und lustige Unterhaltung steht, wird auch klar, wenn gelegentlich über das österreichische Parlament zu lesen ist, ...da geht es ja zu wie auf der Löwinger-Bühne

[...] Ich möchte auch noch auf Herrn Kollegen Bieringer replizieren, der meinte, mein Kollege Scheuch verhalte sich so, als würde er auf der Löwinger-Bühne auftreten. Auch diese Bemerkung kann ich nicht gutheißen, denn auf der Löwinger-Bühne ist keiner von uns zu Hause, niemand führt sich so auf! Wir alle vertreten verschiedene Standpunkte, jeder auf seine Art und Weise, das gibt aber niemanden das Recht, den anderen als der Löwinger-Bühne zugehörig zu bezeichnen. (Beifall bei den ... (657. Sitzung, 29. Juli oder 30. Juli 1999 um 11:44; Protokoll Seite 63)

[...] Hans Moser. Ob dieser der Löwinger-Bühne angehört hat, weiß ich nicht. Dass dieser unser Hans Moser das Niveau der Löwinger-Bühne hereinbringt, ist evident, ist aber auch der Grund, dass man bei so Aussagen wie „Nebochant“ oder „In­kompetenz“, [...] Ich stelle fest, dass das Niveau, wie Sie Ihre parlamentarische Arbeit machen, Löwinger-Niveau er­reicht. 140. Sitzung, 2. März 2006, 19:54

Zitate der Löwinger

Sissy: „Wir waren Wiens einzige Bühne ohne jede Subvention. Das hat Vater sehr gekränkt, dass ihm keiner geholfen hat. [....] Viele haben so getan, als wäre ihnen die Löwinger-Bühne zu minder. Im direkten Gespräch haben sie aber alle zugegeben, dass sie im Fernsehen die Löwinger-Bühne anschauen, Universitätsprofessoren, Ärzte und Unternehmer.“ (aus NÖN online)

Sissy: Ich war eine Schande. Mein Onkel hat den Rübezahl gespielt – und ich hab‘ ihn einfach nicht erkannt und mit offenem Mund angestarrt, statt was zu sagen – bis man mich am Genick gepackt und von der Bühne gezerrt hat.“ (aus NÖN online)

Paul: Ich bin niemanden böse, wenn ihm unsere Art nicht gefällt. Ich darf es auch gar nicht sein, denn über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten. Doch auch meine Gegner sollen wissen, daß ich immer nur das Beste will. Daß ich nicht immer alles richtig mache, ist verständlich, denn wer kann das? Und wenn mich jemand gar nicht will, kann er ja seinen Fernsehapparat abdrehen. (Renate Wagner, Die Löwinger-Bühne).

Literatur

  • Renate Wagner: Die Löwinger-Bühne - Das Burgtheater für den kleinen Mann, Ueberreuter, Wien 1996, ISBN 3-8000-3630-4

Weblinks


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