Lüneburger Erbfolgekrieg

Lüneburger Erbfolgekrieg

Der Lüneburger Erbfolgekrieg war ein 1370 ausgebrochener Konflikt, der mit Unterbrechungen 18 Jahre andauerte. Dabei ging es um die Nachfolge im Fürstentum Lüneburg. Durch eine schwere Erkrankung 1388, möglicherweise eine Vergiftung, konnte ein Kontrahent den Krieg nicht mehr fortsetzen, und die Kriegshandlungen wurden eingestellt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Nachdem Wilhelm II. von Lüneburg 1369 ohne männliche Nachkommen starb, erlosch das ältere Haus Lüneburg. Entsprechend den Welfischen Hausgesetzen und dem Wunsch Wilhelms nach wäre Herzog Magnus II. Torquatus von Braunschweig erbberechtigt gewesen. Kaiser Karl IV. betrachtete das Reichslehen jedoch als ans Reich zurückgefallen und belehnte Wilhelms Enkel Albrecht von Sachsen-Wittenberg und dessen Onkel Wenzel mit dem Fürstentum, wodurch der Lüneburger Erbfolgekrieg ausgelöst wurde[1].

Erster Waffengang

Heßlingen um 1900, Ort der Feldschlacht von 1372

Da Magnus II. von Braunschweig sich mit friedlichen Mitteln nicht den Anspruch auf das welfische Herzogtum Lüneburg verschaffen konnte, griff er zu den Waffen und fiel mit 700 Rittern und Knappen in Lüneburg ein. Im nun begonnenen Kampf, den Herzog Magnus II. Torquatus von Braunschweig vor allem mit dem askanischen Herzog Albrecht von Sachsen-Wittenberg führte (der Lüneburg erhalten sollte), gingen die Städte Lüneburg, Harburg, Winsen an der Luhe, Uelzen und Hannover zu Albrecht über. Danach verlagerte sich das Kampfgeschehen in die Nähe der Wolfsburg. Bereits 1371/72 hatte der Braunschweiger Herzog die Burg Neuhaus als Gegenburg errichten lassen. Am 24. Juni 1372 kam es zwischen den Parteien zu einer Feldschlacht beim Dorf Heßlingen, die unentschieden ausging. 1906 wurde im Dorf ein Massengrab mit 72 Gefallenen entdeckt. 1373 wurde Herzog Magnus in einer Schlacht bei Leveste am Deister am 25. Juli 1373 getötet.

Vergleich

Nach dem Tode von Magnus II. kam es zwischen Kurfürst Wenzel und seinem Neffen Albrecht auf der einen Seite und der Witwe des Magnus II. und ihren Söhnen auf der anderen Seite zum Vergleich. Man einigte sich, dass das Land ungeteilt zunächst den beiden Askaniern aus Wittenberg gehören und nach ihrem Tode auf die Söhne des gefallenen Herzogs Magnus II. übergehen sollte. Und so sollte es auch nach dem Tode der Welfen weitergehen, nämlich dass dann wieder die Askanier zur Regierung dort kämen. Damit dieses Unterfangen auch verwandtschaftlich getragen werden konnte, heiratete 1374 Albrecht von Sachsen-Lüneburg die Witwe von Magnus II. Katharina und wählte Celle zu seinem Wohnsitz, den er 1378 zur Residenz machte. Die beiden noch unmündigen Söhne heirateten 1386 ebenfalls. Herzog Friedrich von Braunschweig-Lüneburg ehelichte die Herzogin Anna von Sachsen-Wittenberg, eine Tochter des Kurfürsten Wenzel I. Herzog Bernhard von Braunschweig-Lüneburg vermählte sich mit Herzogin Margarete von Sachsen, ebenfalls eine Tochter von Wenzel.

Fortsetzung und Ende der Kriegshandlungen

Doch im Lande loderte es immer wieder auf, brennend und mordend zogen die Friedensbrecher durch das Herzogtum. So kam es 1385 zu einer Belagerung der Burg Ricklingen, wo sich die Raubritter von Mandelsloh aufhielten. Als eine Steinschleuder einen schweren Brocken auf die Truppe Herzog Albrechts warf, wurde dieser davon getroffen, was seinen Tod am 28. Juni 1385 zur Folge hatte.

Nun übernahmen die Söhne von Magnus die Regierung von Lüneburg. Kurfürst Wenzel, der ja den Titel nach kaiserlichem Recht trug, beteiligte seinen Schwiegersohn Bernhard an den anfallenden Entscheidungen. Doch dessen Bruder Heinrich war mit dieser Regelung nicht einverstanden, und nach vergeblichen Einigungsversuchen flackerte der Kampf im Frühjahr 1388 erneut auf. Kurfürst Wenzel musste allein in Abwesenheit Bernhards ein Heer zusammenstellen, wobei er von der Stadt Lüneburg unterstützt wurde. Von Winsen an der Aller aus wollte er Celle, das von Heinrich und seiner Mutter gehalten wurde, angreifen. Bei diesen Vorbereitungen erkrankte Kurfürst Wenzel schwer. Die Legende weiß zu berichten, dass er vermutlich vergiftet wurde.[2] Auch er konnte den Kampf nicht fortsetzen, sodass schließlich Heinrich am 28. Mai 1388 den Sieg errang.

Literatur

  • Wilhelm Havemann: Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg. 3 Bände. Nachdruck. Hirschheydt, Hannover 1974/75, ISBN 3-7777-0843-7 (Originalausgabe: Verlag der Dietrich'schen Buchhandlung, Göttingen 1853-1857)
  • Joachim Lehrmann: Raubritter zwischen Heide, Harz und Weser. Lehrte 2007. ISBN 978-3-9803642-6-3
  • Hans Patze (Hrsg.): Geschichte Niedersachsens. 7 Bände. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1977- (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen)

Einzelnachweise

  1. Rudi Fischer: 800 Jahre Calvörde – Eine Chronik bis 1991
  2. Wenzel erkrankte während der Belagerung Celles und starb Ostern 1388 in Hannover. (Böttcher, Dirk; Mlynek, Klaus; Röhrbein, Waldemar; Thielen, Hugo, Hannoversches Biographisches Lexikon: von den Anfängen bis in die Gegenwart, Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 384.)

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