Mach Go Go Go

Mach Go Go Go

Speed Racer ist die amerikanische Version der japanischen Zeichentrickserie Mach Go Go Go (jap. マッハGoGoGo, mahha gō gō gō) und war die erste jemals im deutschen Fernsehen ausgestrahlte Anime-Serie.

Inhaltsverzeichnis

Das japanische Original

Mach Go Go Go erschien in Japan zunächst in den 1960er-Jahren als Manga-Serie des Zeichners Tatsuo Yoshida. Später schuf Yoshida in dem von ihm mitgegründeten Studio Tatsunoko Production auf der Grundlage des Manga eine gleichnamige 52-teilige Zeichentrickserie, die vom 2. April 1967 bis zum 31. März 1968 auf dem japanischen TV-Sender Fuji TV gezeigt wurde.

Die Charaktere

Hauptfigur der Serie ist der junge Rennfahrer Gō Mifune (三船剛) mit seinem Rennauto Mach 5. Er hat einen jüngeren Bruder namens Kurio Mifune (三船くりお), der sich mit seinem Schimpansen Senpei oft im Kofferraum von Mach 5 versteckt.

Weitere Charaktere sind der Mechaniker Sabu (サブ), Gōs Vater Daisuke Mifune (三船大介), seine Mutter Aya Mifune (三船アヤ) und seine Freundin Michi Shimura (志村ミチ), die während der Rennen im Hubschrauber mitfliegt und Gō zur Seite steht.

Eine öfter auftretende Nebenfigur ist der rätselhafte Fahrer mit der Nummer 9, Fukumen Racer (覆面レーサー). Dabei handelt es sich in Wirklichkeit um Gōs älteren Bruder Ken'ichi Mifune, der auf Grund eines Familienstreits verstoßen worden ist.

Das Auto

Der Mach 5, Gō Mifunes Auto, ist mit diversen Extras ausgestattet, die durch Knöpfe auf dem Lenkrad aktiviert werden können:

  • Knopf A – Ausfahrbare Teleskopstützen, um das Auto aufzubocken oder über Hindernisse zu springen
  • Knopf B – Veränderung der Reifen, um unwegsames Gelände leichter zu befahren
  • Knopf C – Ausfahrbare rotierende Sägeblatter
  • Knopf D – Aktivierung einer undurchdringlichen Fahrerkabinenkanzel
  • Knopf E – Aktivierung sehr heller Spezialscheinwerfer, mit denen auch Infrarotsicht möglich ist (Funktion später ersetzt durch ausfahrbare Minitragflächen für größere Sprünge)
  • Knopf F – Verwandlung in ein U-Boot
  • Knopf G – Aussendung einer funkgesteuerten zielsuchenden Roboterbrieftaube

Namen und Symbole

Tatsuo Yoshida wählte für die Hauptfigur den Nachnamen „Mifune“, weil er ein großer Fan des japanischen Schauspielers Toshiro Mifune war. Das M-Logo auf Gō Mifunes Auto und Helm steht für den Anfangsbuchstaben seines Nachnamens.

Der japanische Originaltitel Mach Go Go Go ist ein Wortspiel und besteht aus dem Begriff „マッハGo“ (japanisch für Mach 5, Gōs Auto), dem englischen Wort go und Gō Mifunes Vornamen.

Speed Racer international

Speed Racer in den USA

Obwohl die Serie in Japan nur bescheidene Einschaltquoten hatte, gelangte Mach Go Go Go auf den westlichen Fernsehmarkt und wurde unter dem neuen Titel Speed Racer nicht nur ein fester Bestandteil der US-amerikanischen Saturday morning cartoons, sondern auch der amerikanischen Fernsehgeschichte.

Für die Ausstrahlung in den USA wurden viele Elemente der Serie vollständig verändert, u. a. wurde der Titelsong mit englischem Text neu aufgenommen. Auch die Namen der Figuren wurden an das amerikanische Fernsehpublikum angepasst: Aus Gō Mifune wurde Speed Racer, aus seinem jüngeren Bruder Kurio Mifune wurde Spritle Racer, aus seinem Vater Daisuke Mifune wurde Pops Racer, und aus seiner Mutter Aya Mifune wurde Mom Racer. Gōs Freundin Michi Shimura wurde in Trixie umbenannt, der Mechaniker Sabu wurde zu Sparky, Schimpanse Senpei wurde zu Chim-Chim, und aus Ken'ichi Mifune (alias Fukumen Racer) wurde Rex Racer (alias Racer X).

Die Speed Racer-Episode, in der Racer X gegenüber Speed Racer seine wahre Identität enthüllt, wurde später vom Fernsehmagazin TV Guide zu einem der prägendsten Momente der US-amerikanischen TV-Geschichte gewählt.

Im Jahr 1985 veröffentlichte der amerikanische Verlag Now Comics eine eigene Speed-Racer-Comicserie mit etwa 40 Heften. Auf Grund des kommerziellen Erfolges erschien zu dem Comic später auch die Spin-Off-Serie Racer X.

Die Charaktere der Serie kamen auch in einem 1996 produzierten, animierten Werbespot für den Volkswagen GTI vor. In diesem Spot fährt Speed einen VW GTI, da sein Mach 5 sabotiert worden ist.

Speed Racer in Deutschland

Erste Fernsehausstrahlung

Für eine Ausstrahlung in der ARD kaufte die damalige SDR-Redakteurin und Leiterin des Nachmittagsprogramms Dr. Elisabeth Schwarz die Lizenzen von acht Folgen der Serie. Mit der Ausstrahlung der ersten Folge am 18. November 1971 wurde Speed Racer zur ersten jemals im deutschen Fernsehen veröffentlichten Anime-Serie.

Unmittelbar nach der Ausstrahlung begannen Proteste von Eltern, Pädagogen und Medien: Der Bayerische Rundfunk sprach von einem „Skandal“, die Zeitung Die Welt glaubte das „pure Vergnügen einer rohen Totschlägergesinnung“ zu erkennen, Der Spiegel bezeichnete die Serie als „Horror-Comic“ und „Blut- und Karambolagenspektakel“, und der Pressedienst Kirche und Fernsehen schrieb, dass Speed Racer „nur [mit] faschistischen Durchhaltefilmen vergleichbar“ sei. Insgesamt wurden bis Dezember drei Speed-Racer-Episoden gezeigt, ehe der damalige SDR-Programmdirektor Horst Jaedicke die bereits für den 23. Dezember 1971 angekündigte vierte Folge kurzfristig aus dem Programm nahm und die Ausstrahlung absetzte.

Als die SDR-Redaktion daraufhin Tausende von Briefen von Kindern mit der Bitte um Wiederholung bzw. Fortsetzung erhielt (im Gegensatz zu etwa 200 Briefen, die zuvor die Absetzung gefordert hatten), wurde zunächst eine Wiederaufnahme von Speed Racer im Herbst 1972 erwogen.[1] Zuvor wurde jedoch eine groß angelegte Umfrage mit wissenschaftlicher Auswertung durchgeführt. Als Ergebnis wurde festgestellt, dass die Serie zwar „packend und mitreißend gemacht“ sei, aber die Spannung „sich bei den Kindern nicht in befreiendes Lachen auflösen“ würde. Daher entschied sich der SDR zunächst gegen eine Fortführung.

Zweite Fernsehausstrahlung

Im Frühjahr 1973 kündigte der SDR zwei Nachmittagssendungen für Kinder an, in denen Asterix-Comicbände abgefilmt und begleitend vorgelesen werden sollten. Obwohl die Beiträge bereits produziert waren, lag die Ausstrahlungsgenehmigung des französischen Dargaud-Verlags bis zum geplanten Termin der ersten Sendung nicht vor. Da keine ARD-Anstalt andere Kindersendungen als Ersatz hatte, wurden stattdessen kurzfristig zwei weitere der noch nicht gesendeten fünf Folgen von Speed Racer gezeigt, obwohl die Serie zu diesem Zeitpunkt als „umstrittenste Kinderserie im bundesdeutschen Fernsehen überhaupt“ galt.[2] Nach erneuten Protesten von Eltern und Pädagogen nahm die ARD die Serie endgültig aus dem Programm.

Weitere Veröffentlichungen

Zu den ersten, 1975 veröffentlichten TED-Bildplatten gehörte auch eine Speed-Racer-Folge.[3]

Anfang der 1990er-Jahre wurde ein Großteil der Serie bei RTL ausgestrahlt. Einige Folgen sind auf Deutsch auf VHS-Kassetten und DVD erschienen, von der FSK hat die Serie eine Freigabe ab 6 Jahren erhalten.

Neue Serien

1997 wurde von Tatsunoko Productions eine neue Mach-Go-Go-Go-Serie produziert, von der in Japan 34 Folgen ins Fernsehen kamen, die jedoch ebenso wie die ursprüngliche Serie wenig erfolgreich waren. Ihre Ausstrahlung auf dem US-Sender Nickelodeon unter dem Titel Speed Racer X im Jahr 2002 wurde wegen Lizenzstreitigkeiten vorzeitig abgebrochen.

Realverfilmung

Nach zwei vergeblichen Anläufen 1994 und 2000 entstand im Jahr 2008 in Anlehnung an die Originalserie und unter der Regie der Wachowski-Brüder eine gleichnamige US-amerikanische Realverfilmung. Da dieser „Speed Racer“-Film international jedoch nicht einmal die Produktionskosten einspielte, wird er als Flop angesehen.

Siehe auch Speed Racer (Film).

Einzelnachweise

  1. Nicht zu bremsen, SPIEGEL 17/1972, S. 179–180
  2. Manfred Kluge: Darum kam «Speed Racer» wieder auf den Bildschirm, TV Hören und Sehen 20/1973, S. 12
  3. In der Dürre gestartet, SPIEGEL 9/1975, S. 131–133

Weblinks


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