- Ableger (Medien)
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Ein Ableger oder Spin-off ist im Bereich der Massenmedien und Unterhaltungsindustrie ein Produkt, das aus einem anderen fiktiven Werk „ausgelagert“ wurde. Dies ist häufig bei Fernsehserien der Fall, bei denen beliebte Nebenfiguren zu Hauptfiguren in neuen Serien gemacht werden.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Das erste Beispiel für einen derartigen Ableger einer Fernsehserie war 1960 The Andy Griffith Show, ein Ableger der Danny Thomas Show (auch bekannt als Make room for Daddy), die auch noch vier weitere Ableger nach sich zog. Sehr verbreitet sind Ableger auch bei Comicserien.
Oft wird bei Ablegern von Fernsehserien der Handlungsstrang einer oder mehrerer Figuren, welche schon aus der Ursprungsserie bekannt sind, in einer eigenen Serie weitergeführt. Meist verlassen die Figuren zu diesem Zweck die Originalserie. Durch diese logische Überschneidung handeln die Ursprungsserie und die neue Serie im selben Serienuniversum. Ein klassischer Fall ist Das Imperium – Die Colbys, welches direkt aus Der Denver-Clan heraus entwickelt wurde.
Bei Fernsehserien kann es auch vorkommen, dass die ursprüngliche Serie bereits eingestellt ist und erst danach eine Nachfolgeserie produziert wird, um an den Erfolg der Ursprungsserie anzuknüpfen. Ein Beispiel hierfür ist Joey, ein Ableger der Sitcom Friends, in dem der Handlungsstrang rund um die Figur Joey Tribbiani weitergeführt wird.
Spezielle Formen
Franchise
Bisweilen wird das Prinzip des Ablegers auch nur indirekt gehandhabt, wenn zwar von Konzeption und Inhalt an ein bestehendes Werk angeknüpft wird, jedoch keine Originalschauspieler zum Einsatz kommen oder auch im Titel der neuen Serie nicht direkt auf das Ursprungswerk Bezug genommen wird. Oft wird der Ableger dann nicht über einen eigenständigen Pilotfilm, sondern mittels eines so genannten Backdoor-Pilots (deutsch etwa: Hintertür-Serienstart) begonnen. So kann eine Serie zu einer ganzen Serien- und Film-Familie ausgebaut werden. Diese Form wird im Englischen auch als „Franchise“ bezeichnet. Auch eine Nachfolgeserie kann ein Franchise begründen. Beispiele für Franchises, bei denen zwar der Originaltitel beibehalten wurde, die Schauspieler jedoch nicht übernommen wurden, sind die zahlreichen Serien und Filme der Star-Trek-Reihe oder neuerdings CSI: Miami und CSI: NY, beide von CSI: Den Tätern auf der Spur.
Nachfolgeserie
Eine weitere Spezialform des Ablegers ist die Nachfolgeserie. In diesem Fall wird nach der Einstellung der ursprünglichen Serie eine weitere, im selben Serienuniversum angesiedelte gestartet. Dabei können Neben- oder Hauptfiguren der Ursprungsserie wieder zum Ensemble der Serie zählen, es können aber auch ausschließlich völlig neue Charaktere als Protagonisten verwendet werden, wobei wesentliche Elemente der Originalserie übernommen werden.
Ein Beispiel für letzteres ist die Knight-Rider-Nachfolgeserie Team Knight Rider, in der weder Michael Knight noch K.I.T.T. (abgesehen von einigen Referenzen) auftauchen. Stattdessen arbeitet ein neues Team privater Gesetzesschützer mit neuen „Superautos“ für Michael Knights ehemaligen Arbeitgeber die „Foundation für Recht und Verfassung“.
Ein Beispiel einer Nachfolgeserie in der wieder Hauptdarsteller der Originalserie in den Hauptrollen zu sehen sind, ist die Golden-Girls-Nachfolgeserie Golden Palace, in der mit Sophia, Rose und Blanche wieder drei der vier Hauptdarsteller der Originalserie in den Hauptrollen zu sehen sind.
Die Abgrenzung von Nachfolgerserien zu „normalen“ Ablegern ist bisweilen schwierig und nicht immer einwandfrei möglich. Als Beispiel sei hier Joey genannt, in der die Erlebnisse des Friends-Charakters Joey Tribbiani nach den Geschehnissen der letzten Friends-Staffel geschildert werden. Da die Serie erst nach der Einstellung von Friends produziert wurde, kann sie auch als Nachfolgeserie betrachtet werden. Da jedoch abgesehen vom Hauptcharakter Joey nichts (keine weiteren Charaktere, nicht der Handlungsort (Los Angeles anstatt New York) und auch keine wesentlichen Stilelemente) von Friends übernommen wurde, kann die Serie auch als normaler Ableger eingestuft werden.
Beispiele für Ableger
Das Ablegerprinzip findet sich, da es bei gegebener Beliebtheit des jeweiligen Originals hohe Verkaufszahlen verspricht, in allen möglichen Branchen der Unterhaltungsindustrie wieder.
Fernsehserien
Deutschland/Österreich
- Schimanski ist ein Ableger von Tatort
- Solo für Sudmann ist ein Ableger von SOKO 5113
- Stockinger ist ein Ableger von Kommissar Rex
- Trautmann ist ein Ableger von Kaisermühlen Blues
- Hotel Elfie ist ein Ableger von girl friends – Freundschaft mit Herz
- Stadt, Land, Mord! ist ein Ableger von Der Bulle von Tölz
International
- Baywatch Nights ist ein Ableger von Baywatch – Die Rettungsschwimmer von Malibu
- Boston Legal ist ein Ableger von Practice – Die Anwälte
- College Fieber ist ein Ableger von Die Bill Cosby Show
- CSI: Miami und CSI: NY sind Ableger von CSI: Den Tätern auf der Spur
- Navy CIS ist ein Ableger von JAG – Im Auftrag der Ehre
- NCIS: Los Angeles ist ein Ableger von Navy CIS
- Frasier ist ein Ableger von Cheers
- Law & Order: New York und Criminal Intent – Verbrechen im Visier sind Ableger von Law & Order
- Die Simpsons ist ein Ableger der Tracey Ullman Show
- Trapper John, M.D. ist ein Ableger von M*A*S*H
- Unter der Sonne Kaliforniens ist ein Ableger von Dallas
Kinofilme
- Ewoks – Die Karawane der Tapferen ist ein Ableger von Die Rückkehr der Jedi-Ritter
- Riddick: Chroniken eines Kriegers ist ein Ableger von Pitch Black – Planet der Finsternis
- The Scorpion King ist ein Ableger von Die Mumie kehrt zurück
Romanreihen
- Mission Mars ist ein Ableger von Maddrax
- Atlan ist ein Ableger von Perry Rhodan
- Operation Rainbow und Im Auge des Tigers sind Ableger von Befehl von oben
Hörspiele
- Bibi und Tina und Elea Eluanda sind Ableger von Bibi Blocksberg
Siehe auch
Literatur
- Rüdiger Petersen: „Serien-Spin-Off“ als Strategie der Programmentwicklung. Institut für Rundfunkökonomie an der Universität zu Köln, Köln 2004, ISBN 3-934156-84-3 (auch als Online-Text, pdf)
- Rüdiger Petersen, Hans J. Wulff: Spin-Off: Von der Bedeutung des „Fortspinnens“ für die Programmentwicklung des Fernsehens. In: Ludwig Fischer (Hrsg.): Programm und Programmatik. Kultur- und medienwissenschaftliche Analysen. UVK, Konstanz 2005, ISBN 978-3896694966, S. 339-356 (PDF, 200 KB, abgerufen am 19. Juli 2011).
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