Maisäss

Maisäss
Blick auf das Maiensäss Matschwitz im Montafon (ca. 1905)
Blick auf Häuser in Matschwitz; Richtung Golmerbahn (2005)

Maiensäss (bzw. Maiensäß, auch Maisäss, Vorsäß bzw. Maisäß, Mayen) bezeichnet eine mitten im Wald gelegene, gerodete Fläche, bestanden mit einigen Hütten und dazugehörigen Ställen; als Ensemble kann es zuweilen sogar einen dörflichen Charakter oder eine eigene Kapelle haben. Ein Maiensäss befindet sich in ca. 1200 bis 1600 Meter Höhe.

In den schweizerischen Kantonen Graubünden und Wallis, im westlichen Tirol und in Vorarlberg sind Maiensässe verbreitet. Auf jedem Maiensäss steht mindestens ein kleines Haus und ein Stall.

Die Maiensässe stellen eine kulturlandschaftliche Besonderheit dar. Ihre Entstehung geht auf die jahrhundertealte Geschichte der Dreistufenwirtschaft in der Landwirtschaft zurück.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft des Namens

Die Herkunft der Bezeichnung ‚Maiensäss‘ lässt sich nicht ganz eindeutig klären. Es gibt zwei mögliche Erklärungen:

  • Der Name leitet sich ab vom Monat Mai, in dem man das Vieh zum ersten Mal auftrieb: ‚Maiensitz‘
  • Die Bezeichnung kommt von Mähen (im Alemannischen majen, mejen, ‚Blumenwiese‘)

Die älteste Bezeugung des Wortes scheint in Vorarlberger Urkunden aus dem 15. Jahrhundert auf - als „Mayensäß“.

Geschichte der Maiensässwirtschaft

Die Walser kamen im späten Mittelalter aus dem schweizerischen Wallis in einzelne höher gelegene Täler Vorarlbergs und Westtirols.

Sie besiedelten dort nach den Rätoromanen als zweite Gruppe die übrig gebliebenen Lagen - vor allem im Montafon. Diese waren meist an schlechteren, schattigen Stellen gelegen. Die Walser gingen daher meist zur intensiven Dünge- und Heuwirtschaft über, da sie keine extensive Weidewirtschaft betreiben konnten.

Die Dreistufenwirtschaft fasste bis ins 20. Jahrhundert eine umfassende Nutzung der gesamten Vegetation des Lebensraumes im hochalpinen Gebiet ins Auge.

Bis zur verkehrstechnischen Erschliessung der Maiensässgebiete wurde die Milch an Ort und Stelle zu Butter und Käse verarbeitet, was sich vielerorts noch durch Inventar nachweisen lässt und gelegentlich noch heute so geschieht.

Bauformen

Auf den Maiensässen begnügte man sich mit den notwendigsten Räumen, die aber immer wieder in Grösse und Anzahl dem Bedarf angepasst wurden. Wohn- und Stallgebäude waren getrennt - ihre Nähe zueinander ist Merkmal von im Montafon üblichen Paarhofanlagen.

Fichten-Rundlinge im Eckverbund; Fugendichtung mit Moos
  • Wohngebäude: Diese weisen zumindest zwei getrennte Räume auf. Betreten wird das Haus durch die Flurküche und daran schliesst die Stube oder Kammer an.
  • Stallscheune: Ebenerdig liegt der Stall und darüber ein Lagerbereich für Heu oder Stroh.
  • Barge: Um das Heu bei der Ernte nicht weite Strecken bergauf tragen zu müssen, wurden diese Lagergebäude an den tiefsten Punkten des Bewirtschaftungsgebietes platziert. Diese eingeschossigen Bauten weisen meist zwei Öffnungen auf: Bergseitige Luke zum Einbringen des Heus und Richtung Tal eine Türe für den Abtransport im Winter mit Hornschlitten.

Früher war auch die Bauform der Tiaja (Wohn-, Senn-, Vorrats- und Stallräume unter einem Dach) verbreitet.

Die Gebäude wurden in Fichtenholz (Rundlinge oder behauen) in Blockbauweise und Steinen errichtet. Die Dächer sind meist mit Nagelschindeln in drei- bis vierfacher Überdeckung ausgeführt.

Heute werden viele Maiensässe nicht mehr bewirtschaftet, sondern als Urlaubsort genutzt oder vermietet.

Quellen

  • Josef Zurkirchen (Hrsg.): Montafoner Heimatbuch, Schruns (Vorarlberg) 1974
  • Barbara Keiler und Klaus Pfeifer: Plazadels und Wachters Dieja: Maisäß-Siedlungen im Gauertal in: Montafoner Schriftenreihe 2; Schruns 2001, ISBN 3-901833-13-7

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