- Mannemerisch
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Mannemerisch ist der in Mannheim gesprochene Dialekt. Er gehört zu den kurpfälzischen Dialekten.
Mannemerisch lehnt an das Pfälzische an, unterscheidet sich aber deutlich von den Dialekten der näheren Umgebung. Sogar in Mannheims Vororten werden unterschiedliche Wendungen benutzt: So heißt die Stadt im stärker odenwäldisch beeinflussten Norden Monnem, im eher badischen Süden, etwa in Rheinau und Neckarau hingegen Mannem.
Grundbausteine des Mannemerischen sind Wendungen wie „alla“ („also“) und „hajoo“ (zustimmendes „ja“), die beliebig als Füllwörter in Sätze eingebaut werden können. Das oft gehörte „Hea“ hat zwei Bedeutungen: Es kann Interjektion „Hey!“ oder Imperativ „Hör!“ sein. „Hea“ kann aber auch „Herr“ bedeuten. Bei Verben wird das n weggelassen, wie zum Beispiel gehen- gehe.
Betonte Vokale werden gerne gedehnt: „Allaa guut“, Verben werden „dramatisiert“: Gehen heißt laafe, laufen heißt renne, rennen heißt springe und springen heißt hubbse. Konsonanten nach kurzem Vokal werden verdoppelt, so wird aus „reden“ „redde“, und aus „decken“ „degge“, oder wie oben aus „hupsen“ „hubbse“, hier wird eine weitere Eigenschaft des Mannemerisch deutlich, das harte k, bzw. ck wird weich wie g ausgesprochen, bzw. p wie b oder t wie d. Auch dies ist vorortspezifisch.
Des Weiteren wird im Mannemerischen bei Vergleichen das Wort „als“ durch „wie“ ersetzt. Bsp.:
- „Du bischd jo klääna wie isch!“ - zu Deutsch: „Du bist ja kleiner als ich!“
- „Du bischd jo greeßa wie isch!“ - „ Du bist ja größer als ich!“
- „Der hot genauso viel Geld wie de Onna!“ - „Er hat genauso viel Geld wie der Andere!“
allgemeine Beispiele des Mannemerischen:
- „Hea, heere mol heer, hea!“ - „Hey, hör mal her!“ — in Joy Flemings Neggabriggebluus (Neckarbrückenblues) unsterblich geworden.
- „Hea, is da was zu eng? Saachschs graad!“ - etwa: „Suchst Du Streit?“
- „Willsch ä Passbild?“ - jemand verwahrt sich dagegen, angestarrt zu werden.
- „Sie werre sisch endschuldische: Mer kenne uns, awwer isch kumm net uff Sie druff!“ - „Verzeihung, wir kennen uns, aber ich komme nicht darauf, woher.“
- „Alla, ma sieht sisch!“ - eine normale Verabschiedung („Also, man sieht sich!“)
- „Dem is was iwwers Newwele gekrawwelt!“ - jemand ist schlecht gelaunt (analog zu „eine Laus über die Leber gelaufen“)
- „Do laaft de Negga in de Roi noi.“ - Hier (in Mannheim) fließt der Fluss Neckar in den Fluss Rhein.
- „Isch batsch da glei äni!“ - Die Androhung einer Ohrfeige.
- „Doos“ - eine Dose (auch: „Bix“)
- „Hea! Was soll donn des?“ - „Hea!“ erhöht dabei die Aufmerksamkeit („He, was soll denn das?“)
- „haile“ oder „plärre“ oder „piense“ oder „groine“ - heulen, weinen
- „Hosseschisser“ - ein feiger Junge („Hosenscheißer“)
- „kreische“ oder „krakeele“ - schreien
- „kummol her“- komm mal her
- „Longaa!“ - eine mannemerische Alternative zum deutschlandweit gebrauchten „Alter!“:o)
- „Isch schbring mol schnell zum Begga.“ - s. o., dramatisierte Verben
- „Heebemol!“ - „Halt das mal!“ Damit ist keine Aufwärtsbewegung gemeint.
- „Ludrüwwe“ Mannheimerische Bezeichnung für die Nachbarstadt Ludwigshafen. Setzt sich aus „LU“ für das KfZ-Zeichen dieser Stadt und „drüwwe“ drüben.
- „puddlnackisch“ - nackt sein (wie ein geschorener Pudel)
- „redde“, „babble“, „babbln“ oder „schwätze“ - sprechen
- „Sunneblumm“ - abwertendes Synonym für eine Frau
- „Tranfunzel“ - langweiliger (auch langsamer) Mensch
- „Quadratlatsche“ - besonders große Füße
- „Quasseldutt“ oder „der hot Babbelwasser gesoffe“ - jemand der sehr viel redet (analog „Quasselstrippe“)
- „zowwle“ - rumzopfen (z.B. ständig an den Haaren „rumzowwle“)
- „Zwiwwl“ - Zwiebel
- „Bongart!“ - ungezogenes Kind, Bankert
- „scheel“ - begriffsstutzig
- „Blummepeeda“ - Blumenpeter (Mannheimer Original)
- „Wutz“ - Schwein
- „Brotwoscht“ - Bratwurst
- „Simbl“ - ein einfältiger Mensch (Steigerung: „Hutsimbl“)
- „Longaa, bisch du ä Lufdbumb!“ - „Mann/Alter, bist du ein Schaumschläger!“
- „In Monnem redde ma halt onnaschda wie wo onnaschda!“ - „ „In Mannheim reden wir nun mal anders, als anderswo!“
- „Monnem is des Beschde, des wo's gibbt!“ - „Mannheim ist das Beste, was existiert!“
Wichtig ist auch die besondere Sprachmelodie („Singsang“), die sich allgemein im kurpfälzischen Sprachgebrauch findet.
Zu erwähnen sei auch, dass Xavier Naidoo gerne in seinen Liedern einige Zeilen auf mannemerisch singt oder gar rappt. Besonders bei Liedern der Söhne Mannheims. 2008 wurde ein auf Mannemerisch geführtes Gespräch durch eine Veröffentlichung auf youtube.com deutschlandweit bekannt. Weitere Medien und TV-Programme griffen das Thema auf [1].
Ein weiteres Paradebeispiel mannemerischer Mundart war die Band „ The Incredible Rhine Rockers“.
Siehe auch
- Eisvoggl, eine Mannheimer Mundart Rockband
- Blumepeter, ein Mannheimer Original
- Bloomaulorden, die höchste Auszeichnung fer eschte Mannemer
- Joy Fleming, Mannheimer Mundart- und Soul-Musikerin
- Kurpfälzisch
- Hans-Peter Schwöbel
- Die musikalische Mannheim Komödie mit Lisbeth & Schorsch
Weblinks
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