Mannesmannturm Wien

Mannesmannturm Wien

Der Mannesmannturm Wien (Mannesmann-Turm, auch Messeturm genannt) war ein 1955 von der Firma Mannesmann auf dem Messegelände in Wien errichteter 150 Meter[1] hoher Stahlfachwerkturm mit dreieckigem Querschnitt. Er wurde 1987 abgerissen.

Der Mannesmannturm war ein Geschenk[2] der in Düsseldorf beheimateten Mannesmann AG an die Wiener Messe und wurde unter der Leitung von Josef Fröhlich realisiert. Er war aus nahtlosem Stahlrohr gebaut.[2] Die Herstellung natloser Stahlrohre durch Walzen war eine 1885 von Mannesmann entwickeltes Verfahren und der Begriff Mannesmannrohr war viele Jahrzehnte ein Synonym für nahtlose Stahlrohre. Ähnliche Türme gab es 1956 bereits in Hannover (1954, 120 m), Düsseldorf (1954, 143 m), Sao Paulo (1954, 100 m) und anderen Städten.[2] In der Nacht war der Turm mit Neonlampen beleuchtet.[3] Ein Eckknotenpunkt war am Fuß extra ausgestellt, um die Verbindung der einzelnen Rohre erkennen zu können.

Wenn Mannesmann in den 1950er und 1960er Jahren auf einer Messe ausstellte, hatte sie ihren Stand bei diesem Turm. Er diente dem Mobilfunk und dem nichtöffentlichen Landfunkdienst, darunter dem Funk des Ärztenotdienstes. Ende der 1950er Jahre wurde daran gedacht am Turm eine meteorologische Messtelle zu errichten um Boden-Inversionen zu erfassen, da er gerade über das Niveau der Fabrikschlote Hinausragte.[4] Wirklich umgesetzt und von Anfang an mitgeplant wurden meteorologische Messtationen später am Donauturm.

In der Doppelconférence Travnicek und die Wiener Messe, die Helmut Qualtinger und Gerhard Bronner vortrugen, wird der Turm thematisiert. Der (gescheite) Freund will den (störrischen) Travnicek erklären, warum man die Messe besuchen sollte. Da mein Travnicek: „Schaun Se, wann i an Wirbel haben will, geh i in Wurstelprater. Drängen kann i mi in der Straßenbahn und Besoffene seh i in an jedem Beisl.“ Darauf will ihn der Freund anders ködern: „Ja, aber da sehn sie nicht diesen hohen Mannesmann-Turm.“ Worauf Travnicek antwortet: „Was fang' i mit ein Turm an, wo net amal a Kaffeehaus drin ist?“ „Allein der Anblick, Travnicek, lohnt.“ „Anblick … Schaut aus wie der Sender Bisamberg, nur kann er net senden.“ „Halten sie das für einen Nachteil, Travnicek?“ „Das wieder nicht.“[5] Erstmals ausgestrahlt wurde die Sendung wahrscheinlich am 2. März 1959,[6] als der ein Kaffeehaus beinhaltende Donauturm noch nicht einmal angedacht war.

In Anlehnung an das jahrelange Wahrzeichen der Wiener Messe[7] wurde im Jänner 2004 der von Gustav Peichl entworfene Messeturm und die anderen Gebäude des neuen Messezentrums eröffnet. Es ist ein 26 Meter hohes rundes Gebäude mit Glasfassade und einem 70 Meter hohem aufgesetzten Stahlturm, der ein Gewicht von 72 Tonnen hat. Er ist das neue Markenzeichen der Wiener Messe.

Literatur

  • Das neue Wahrzeichen der Wiener Messe: Der Mannesmann-Turm in Wien. Mannesmannröhren- u. Eisenhandel Aktiengesellschaft, 1956
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Ru–Z. Kremayr & Scheriau, 1997, ISBN 3-218-00547-7 & 2004, ISBN 3-218-00749-6, S. 493
  • Felix Czeike, Helga Czeike: Historisches Lexikon Wien: Ergänzungsband. Kremayr & Scheriau, 2004, S. 131
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien: Le–R. Kremayr & Scheriau, 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 145

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter Schubert: Schauplatz Österreich: topographisches Lexikon zur Zeitgeschichte in drei Bänden – Band 1, Brüder Hollinek, 1980, ISBN 3-85119-147-1, S. 198
  2. a b c Österreich startet umfassende Export-Offensive. In: Die Zeit, Nr. 38/1956
  3. Elektrotechnischer Verein Österreichs, Verband Deutscher Elektrotechniker, Österreichischer Verband für Elektrotechnik (Hrsg.): E und M: Elektrotechnik und Maschinenbau, Band 74. Springer-Verlag, 1957, S. 163
  4. Österreichische Gesellschaft für Meteorologie (Hrsg.): Wetter und Leben, Band 10-11, Verlag Wetter und Leben der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, 1958, S. 49
  5. Carl Merz, Helmut Qualtinger: An der lauen Donau: Szenen und Spiele, Langen/Müller, 1965, S. 63
    Hans Veigl (Hrsg.): Wir sind so frei – Texte aus Kabarett und Kleinkunst zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. NP Buchverlag, 2005, ISBN 3-85326-392-5, S. 136, 245
    Travnicek und die Wiener Messe auf Youtube
  6. Hans Veigl: Wir sind so frei. Texte aus Kabarett und Kleinkunst zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, NP Buchverlag, 2005, ISBN 3-85326-392-5, S. 245
  7. Jahrbuch der Stadt Wien, Magistrat der Stadt Wien, 1961, S. 180
48.21444444444416.41

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