- Manu Leumann
-
Manu Leumann (* 6. Oktober 1889 in Straßburg; † 15. Juli 1977 in Zürich) war ein deutscher Indogermanist.
Leben und Wirken
Manu Leumann, Sohn des Indologen Ernst Leumann (1859–1931), besuchte das Straßburger Protestantische Gymnasium und begann 1909 ein Studium der Klassischen Philologie und Sprachwissenschaft an der dortigen Universität. Drei Semester verbrachte er in Göttingen (bei Friedrich Leo) und Berlin (bei Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff). 1914 wurde er in Straßburg bei Albert Thumb mit einer Dissertation über die lateinischen Adjektive auf -lis promoviert. Kurz darauf wurde Leumann bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Soldat eingezogen.
Nach seiner Rückkehr ging er 1919 nach München, wo er Mitarbeiter am Thesaurus Linguae Latinae wurde. 1922 wurde er zum Redaktor des Projektes und zum Privatdozenten für Indogermanische Sprachwissenschaft an der Münchner Universität ernannt. 1927 folgte Leumann einem Ruf an die Universität Zürich auf den Lehrstuhl für Indogermanische Sprachvergleichung, verwandte Disziplinen der klassischen Philologie und Sanskrit (als Nachfolger Eduard Schwyzers), wo er seine größte Wirksamkeit entfaltete. Hier begründete er auch die „Leumann-Schule“ der Indogermanistik und lateinischen Sprachwissenschaft. Zu seinen Schülern zählten Peter Frei, Ernst Risch, Meinrad Scheller und andere. 1958 zog sich Leumann vom Vorsitz der Internationalen Thesauruskommission zurück, 1959 wurde er emeritiert. Bis 1961 war er Vorsitzender der Indogermanischen Gesellschaft. 1964 verließ er den Schweizerischen Nationalfonds. Gastprofessor war er in Nimwegen (1962) und Freiburg im Üechtland (1968).
In der Vergleichenden Sprachwissenschaft und der Rekonstruktion des Indogermanischen beschränkte sich Leumann auf eine Auswahl indogermanischer Sprachen, darunter besonders Latein und Sanskrit. Er befasste sich mit geschichtlichen Veränderungen in der Wortbildung, Wortbedeutung, Flexion und Syntax. In seiner Schrift Homerische Wörter (Basel 1950) stellte er die Diskontinuität (den Verlust des Verständnisses) als wichtiges Kriterium für die Änderung von Wortbedeutungen heraus. Leumann behandelte im Interesse der Philologie besonders die historische Sprachstufe des Lateinischen und beschrieb umfassend die lateinisch-griechischen Sprachbeziehungen.
Im Ruhestand widmete sich Leumann hauptsächlich der Neubearbeitung seiner lateinischen Grammatik, deren erste Bearbeitung von 1926–28 (gemeinsam mit Johann Baptist Hofmann) ihn nicht mehr zufriedenstellte. 1977 gab er dann die Lateinische Laut- und Formenlehre heraus. Kurz darauf starb er im Alter von 87 Jahren.
Literatur
- Bernhard Forssman: Manu Leumann †, in: Gnomon 49 (1977), S. 830−832 (mit Abbildung)
Weblinks
- Literatur von und über Manu Leumann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Vorsitzende der Thesaurus-Kommission und der Internationalen Thesaurus-Kommission (seit 1949)Hermann Diels (1893–1896) | Wilhelm von Hartel (1896–1907) | Friedrich Karl Vollmer (1908–1923) | Eduard Norden (1923–1934) | Johannes Stroux (1934–1949) | Manu Leumann (1949–1958) | Albin Lesky (1958–1967) | Carl Becker (1967–1973) | Heinz Haffter (1973–1979) | Viktor Pöschl (1979–1988) | Charles Oscar Brink (1988–1994) | Josef Delz (1994–2002) | Ernst Vogt (seit 2002)
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Manu Leumann — (1889 1977) was a Swiss Indo Europeanist, son of Indologist Ernst Leumann. He was Reader at Munich University 1922 1926, and professor for Indo European studies at Zürich University 1927 1959. Publications Lateinische Laut und Formenlehre 1927;… … Wikipedia
Leumann — ist der Familienname folgender Personen: Ernst Leumann (1859–1931), deutscher Indologe Helen Leumann Würsch (* 1943), Schweizer Politikerin (FDP) Manu Leumann (1889–1977), deutscher Indogermanist Diese Seite ist eine Begrif … Deutsch Wikipedia
Manu (Vorname) — Manu ist ein männlicher oder weiblicher Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung des Namens 2 Bekannte Namensträger 3 Bekannte Namensträgerinnen 4 … Deutsch Wikipedia
Manu — Contents 1 Geography 2 People 3 Religion 4 Other … Wikipedia
Leumann — Leumann, Manu, schweizerischer Sprachwissenschaftler, * Straßburg 6. 10. 1889, ✝ Zürich 15. 7. 1977; seit 1927 Professor für indogermanische Sprachvergleichung in Zürich; widmete sich besonders der griechischen und lateinischen Sprache in ihrem … Universal-Lexikon
Handbuch der Altertumswissenschaften — Begründet wurde das Handbuch der Altertumswissenschaft (HdA) als Handbuch der klassischen Altertums Wissenschaft in systematischer Darstellung 1885 von Iwan von Müller, ab 1913 fortgesetzt von Robert von Pöhlmann, ab 1920 erweitert von Walter… … Deutsch Wikipedia
Handbuch der Archäologie — Begründet wurde das Handbuch der Altertumswissenschaft (HdA) als Handbuch der klassischen Altertums Wissenschaft in systematischer Darstellung 1885 von Iwan von Müller, ab 1913 fortgesetzt von Robert von Pöhlmann, ab 1920 erweitert von Walter… … Deutsch Wikipedia
Liste der Biografien/Les–Lez — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q … Deutsch Wikipedia
Altphilologe — In der Liste der klassischen Philologen werden alle Personen gesammelt, die für dieses Fach habilitiert wurden, als Autoren relevant sind oder andere bedeutende Beiträge zur Alten Geschichte geleistet haben. Aufgrund der besonderen Situation der… … Deutsch Wikipedia
Handbuch der Altertumswissenschaft — Das Handbuch der Altertumswissenschaft (rechts und Mitte unten) neben den Ausgaben des Pauly Begründet wurde das Handbuch der Altertumswissenschaft (HdA, auch HdAW, HbAW oder HAW) als Handbuch der klassischen Altertums Wissenschaft in… … Deutsch Wikipedia