Marc Blitzstein

Marc Blitzstein

Marc Blitzstein (* 2. März 1905 in Philadelphia; † 22. Januar 1964 in Fort-de-France, Martinique) war ein von Kurt Weill und Paul Dessau beeinflußter US-amerikanischer Komponist, der Gesellschaftskritik mit Charme und Komik verband. Am erfolgreichsten war er mit Musicals „für die Orson-Welles-Truppe“.[1] Er trat auch mit Opern und einer englischen Fassung von Brecht/Weills Dreigroschenoper hervor. Mit knapp 60 fiel der bekennende Homosexuelle einem Gewaltverbrechen zum Opfer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn eines wohlhabenden Bankiers, der in sozialen Belangen fortschrittlich, in musikalischen dagegen konservativ eingestellt ist, hat der begabte Blitzstein schon früh Klavierunterricht bei Alexander Siloti. Sein professionelles Debüt gibt er als 21jähriger mit dem ersten Klavierkonzert von Liszt, das vom Philadelphia Orchestra dargeboten wird. Er studiert zunächst am Curtis Institut of Music, später bei Arnold Schönberg in Berlin (dies nur vorübergehend) und Nadia Boulanger in Paris. Blitzsteins um 1930 geschaffene Klavierwerke offenbaren Boulangers Einfluß. Zurück in den Staaten, schließt er sich der New Yorker Group Theatre an, in der er mit Harold Clurman, Lee Strasberg, Elia Kazan, Clifford Odets zusammen arbeitet. Trotz seiner Homosexualität verheiratet er sich 1933 mit der Schriftstellerin Eva Goldbeck, die ihn auf die Stücke Berthold Brechts aufmerksam macht. Bald darauf tritt Blitzstein der Kommunistischen Partei bei. Er schreibt auch für linke Blätter wie etwa New Masses. Goldstein (geboren 1901 in Berlin) stirbt bereits 1936 an Magersucht und Brustkrebs, was Blitzstein stark mitnimmt. Er stürzt sich in die Arbeit an seiner Oper The Cradle Will Rock. Das Establishment sucht ihre Aufführung zu unterbinden, doch sie geht in dem kleinen Mercury Theater 108 mal über die Bühne und macht ihren Schöpfer schlagartig bekannt.[2]

Theaterchef Halli Flanagan, Orson Welles und Brooks Atkinson von der New York Times beschreiben Blitzstein als sämtliche Stilmittel beherrschenden, energiegeladenen Komponisten, der alle Mitwirkenden auf den in unmittelbarer Reichweite liegenden irdischen Garten Eden einschwört.[3] 1939 begegnet Blitzstein Leonard Bernstein, woraus sich eine enge Freundschaft und Zusammenarbeit ergibt. Während des 2. Weltkrieges dient Blitzstein in der Armee; zeitweise als Musikalischer Direktor des US-Rundfunks in London. Seine Threepenny Opera nach Brecht/Weill bringt es in den sieben Jahren ab 1954 auf 2.611 Aufführungen am Broadway.[4] 1958 wird Blitzstein vor den berüchtigten McCarthy-Ausschuß zitiert. Er gibt seine Mitgliedschaft in der KP zu, weigert sich jedoch, Namen preiszugeben oder sonstwie mit den Saubermännern der Nation zu kooperieren. Ein Jahr darauf bringt Blitzstein das Musical Juno nach Sean O'Casey heraus. Für seinen Biographen Eric A. Gordon war Blitzstein der erste Theaterkomponist, der das authentische Amerikanisch aller sozialen Schichten, vom eingewanderten Arbeiter bis zu den Bossen, auf die Bühne brachte.[5] Im Januar 1964 als Urlauber auf der Karibik-Insel Martinique, gerät der Liebhaber von Männern eines nachts im angetrunkenen Zustand an drei portugiesische Seeleute, die ihn gewaltsam entkleiden und derart brutal zusammenschlagen, dass er anderntags im Krankenhaus stirbt.

Blitzstein schrieb auch Kammer- und Orchestermusik; eine vollständige Aufstellung findet sich auf der offiziellen Webseite. Im Folgenden nur die wichtigsten Bühnenstücke.

Werke (Auswahl)

  • The Harpies, Oper, 1931
  • The Condemned, Oper, 1932
  • The Cradle Will Rock, Musical, 1936
  • No for an answer, Musical, 1937-40
  • Regina, Oper, 1946-48
  • Reuben Reuben, Musical, 1949-55
  • Juno, Musical, 1958
  • Idiots first, Oper, 1962-64 (Fragment)

Literatur

  • Eric A. Gordon: Mark the Music: The Life and Work of Marc Blitzstein. New York 1989 und 2000. ISBN 0-595-09248-9
  • John Warrack and Ewan West: The Oxford Dictionary of Opera, 1992. ISBN 0-19-869164-5
  • Richard Kostelanetz (Hrsg.): Aaron Copland: a reader / Selected Writings 1923-72, New York 2004, Seite 205-209
  • Leonard J. Lehrman: Marc Blitzstein: a bio-bibliography, USA 2005. ISBN 0-313-30027-5

Einzelnachweise

  1. Brockhaus Riemann Musiklexikon, 3. Auflage 1995
  2. Spartacus, abgerufen am 18. Februar 2011
  3. Spartacus, abgerufen am 18. Februar 2011
  4. Spartacus, abgerufen am 18. Februar 2011
  5. Spartacus, abgerufen am 18. Februar 2011

Weblinks


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