Maria Andreae

Maria Andreae

Maria Andreae, geb. Moser (* 23. Oktober 1550 in Herrenberg; † 25. Januar 1632 in Calw) - sie war eine gebildete und früh erlernte Arznei- und Heilkundige, und als solche später Hofapothekerin in Stuttgart. Sie war zeit ihres Lebens christlich und sozial in Armenhilfe und Krankenpflege tätig.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Ihr Vater war der Herrenberger Vogt Valentin Moser (* 1520 in Herrenberg; † 1576 in Stuttgart), ein Spross der seit ca. 1400 urkundlich nachweisbaren Familie Moser, deren Stammvater Balthasar Moser (genannt Marstaller) Stallmeister und Kriegsrat von Graf Ulrich dem Vielgeliebten von Württemberg war. Daher führten dessen Nachkommen zeitweise den Namen oder Beinamen "Marstaller". 1573 wurde Valentins Bruder Balthasar - und Valentin Moser auch (doch dieser angeblich irrtümlich), von Kaiser Maximilian II in erblichen Adelsstand gesetzt, „Von Filseckh und Weilerberg“ (heutiges Schloss Filseck oberhalb von Uhingen a. d. Fils – das Anwesen hatte zum Zwecke der Namensgebung nur für kurze Zeit Balthasar Moser gehört), und weiter urkundlich: „und alle ihre ehelichen Leibserben und derselben Erbens Erben, Mann- und Frauenspersonen“.

Marias Mutter war Margarethe Hiller (* 1518 in Herrenberg; † 1559 in Stuttgart), Tochter von Marx (= Markus) Hiller, Herrenberger Bürgermeister und Vogt, und dessen Ehefrau Katharina geborene Kurrer aus Herrenberg.

Jugend

Maria verbrachte ihre Jugend in Herrenberg. Mit neun Jahren verlor sie ihre Mutter. Die verwitwete Großmutter Hiller zog daraufhin ins Vogtshaus und durch sie erhielt Maria ihre weitere Erziehung und lernte lesen und schreiben. Ihre Gewandtheit darin wurde noch in späteren Jahren gerühmt.

Großmutter Katharina Hiller geb. Kurrer (*1482 in Herrenberg) war die „Begine“ von Herrenberg. Sie unterhielt eine kleine Krankenstation in ihrem Haus, später im Vogtshaus. Die tatkräftige Maria war in die Arbeit eingebunden. Von der Großmutter erhielt Maria Unterweisung in Arzneipflanzenkunde und der Heilkunde, Anbau von Heilpflanzen, der Krankenpflege und Armenhilfe. Die soziale, gemeinnützige Arbeit mit der Großmutter gab Richtung und Rüstzeug für Marias späteres weiteres soziales christliches Wirken.

Aus dem Jahre 1563 gibt es Urkundliches über Großmutter Katharina Hiller: „Quittiert als Witwe in Herrenberg 28. Mai 1563 der Herrschaft Hohenberg den Empfang von 2000 fl. (Quelle: D. Zwilling, doch keine Angabe darüber, 2000 fl. für was oder wofür – gerade die Herrschaft Hohenberg gab so manche Stiftung seit jeher, die Stammburg lag bei Schömberg-Schörzingen, Zollernalbkreis, samt einem „Städtlin“ Hohenberg unterhalb der Burg.)

Katharina Hiller starb ca. 1564, wird berichtet (D. Zwilling, allerdings ohne Quellenangabe). Maria war ungefähr vierzehn. Über die nächsten 12 Jahre bis zu ihrer Heirat ist nichts Konkretes bekannt. Friedrich Bran schreibt in seinem 20-seitigen Büchlein „Maria Andreae“ (nicht mehr verlegt), jene Zeit betreffend:

„Sie hatte einen schnell erfassenden Verstand, war für Kunst und Wissenschaft aufgeschlossen, las die Bibel und protestantische Schriften. Aber auch ihre körperliche Leistungsfähigkeit war gefordert: sie musste gut tragen und heben, die schweren Wassereimer, Kessel, Töpfe wurden täglich gebraucht. An Waschtagen ging sie mit nassem Bettzeug für die vielköpfige Hausgemeinschaft zur Bleiche, und dann zum Boden treppauf, treppab. Sie lebte viele Jahre bei der Großmutter und nach deren Tod war sie für den Moserschen Vogtshaushalt verantwortlich. Ihr Vater war zwar noch dreimal verheiratet, aber Maria war mit allen Aufgaben am besten vertraut.“ (Seine zweite Frau, Ursula Gienger, starb 1566, seine dritte, Barabara Fröschelmoser, starb 1571, zum vierten Mal verheiratete er sich mit Maria von Zeittern)

Heirat und Lebensstationen danach

Anfang Mai 1576 starb Marias Vater, und am 9. Oktober desselben Jahres 1576 verheiratete sich Maria mit Johannes Andreae (* 1554 in Tübingen; † 1601 in Königsbronn), Pfarrer in Hagelloch bei Tübingen. Er hatte dort im selben Jahr seine erste Pfarrstelle angetreten.

Aus dem Vogtshaus in Herrenberg zog Maria nun ins Pfarrhaus nach Hagelloch, nur zirka fünfzehn Kilometer entfernt, und aus dem Vogtsgarten in den Pfarrgarten nahm sie ihre Arzneikräuter mit, denn ihr Wirken führte sie in Hagelloch weiter.

Weniger bekannt, bzw. unerwähnt in Biographien, ist Marias nächste Lebensstation an der Seite ihres Mannes, als junge Pfarrfrau ab 1578 vier Jahre in Mössingen. Mössingen liegt ca. 20 km von Tübingen bzw Hagelloch entfernt. In der Peter und Paulskirche in Mössingen, auf der Pfarrertafel in der Sakristei ist vermerkt: „Joh. Andreae, Fil.D.Jacobi 1578.“ Der nächste Eintrag datiert von 1582, so dass anzunehmen ist, dass Johannes und Maria vier Jahre in Mössingen waren.

Dann ab 1582 war Johannes Andreae neun Jahre Pfarrer und Superintendent in Marias heimatlichem Herrenberg und ab 1591, die letzten zehn Jahre seines Lebens, war er Pfarrer und Abt im Kloster Königsbronn bei Heidenheim an der Brenz. Johannes war ein Sohn von Jakob Andreae, Kanzler der Tübinger Universität und maßgeblicher Mitverfasser der Konkordienformel.

Als fünftes ihrer acht Kinder wurde 1586 Johann Valentin Andreae geboren, vermutlicher Verfasser oder Mitverfasser der 1614 bis 1616 als Druck erschienenen Klassischen Rosenkreuzerschriften.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1601 zog Maria im strengsten Winter mit ihren Kindern von Königsbronn nach Tübingen, in die Nähe zu Verwandten und zur guten Ausbildung ihrer Kinder.

Sie wurde im Jahr 1606/1607 von Herzogin Sibylla von Württemberg mit der Leitung der Hofapotheke in Stuttgart betraut und ihre ganzen Lebensjahre über war sie in der Armenhilfe und der Krankenpflege tätig, die sie schon in jungen Jahren im elterlichen Haus ausgeübt hatte. Jahre später, nachdem sie die Leitung der Hofapotheke abgegeben hatte, verbrachte sie die letzte Lebenszeit bei ihren Kindern und zuletzt in Calw, wo ihr Sohn Johann Valentin Andreae seit 1620 Superintendent war. Dort starb sie im Alter von 81 Jahren.

Quellen

  • Johann Valentin Andreae: Mariae Andreanae merita materna praedicata a filio Johanne Valentino Andreae Anno Christi M.DC.XXXII. In: ders.: In bene meritos gratitudo, Straßburg: L. Zetzner 1633, S. 37–80
    • (Neuausgabe und Übersetzung:) Die Verdienste der Mutter Maria Andreae, beschrieben von ihrem Sohn Johann Valentin Andreae im Jahre Christi 1632. In: Frank Böhling u. a. (Hrsg.): Nachrufe, autobiographische Schriften, Cosmoxenus (Johann Valentin Andreae. Gesammelte Schriften 2), Stuttgart-Bad Canstatt: Frommann-Holzboog 1995, S. 30–97 ISBN 3-7728-1428-X
  • Johann Jacob Moser: Genealogische Nachrichten, von seiner eigenen, auch vilen andern angesehenen Würtembergischen, theils auch fremden Familien, 2. Aufl. Tübingen: Schramm 1756, S. 110 und 132–134

Literatur

  • Anna Blos: Frauen in Schwaben. Fünfzehn Lebensbilder. Verlag Silberburg, Stuttgart 1929
  • Otto Borst: Maria Andreae, die Hofapothekerin. In: Frauen bei Hof. Tübingen 1998. S. 57-71
  • Friedrich Bran: Maria Andreä, geb. Moser : 1550-1632 ; d. vorbildl. Leben von J. V. Andreäs Mutter, Bad Liebenzell : Gengenbach, 1989 ISBN 3-921841-39-9

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