Maria von Alanien

Maria von Alanien
Nikephorus III. und Maria von Alanien
Maria von Alanien, Siegel

Maria von Alanien (* um 1050; † nach 1103) war die Gemahlin zweier byzantinischer Kaiser. Sie heiratete zuerst Michael VII. Dukas (regierte 1071–1078) und danach dessen Nachfolger Nikephoros III. Botaneiates (regierte 1078–1081).

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Heirat mit Michael VII. Dukas

Maria von Alanien war die Tochter des georgischen Königs Bagrat IV. und dessen zweiter Gattin Borena von Alanien. Als georgische Prinzessin hieß sie ursprünglich Martha. Sie hatte zwei Geschwister: Ihr Bruder war der spätere georgische König Giorgi II. (regierte 1072–1089) und ihre Schwester hieß Mariam.

Als kleines Mädchen wurde Maria erstmals 1056 an den byzantinischen Hof von Konstantinopel gesandt, um unter der Aufsicht der Kaiserin Theodora erzogen zu werden, vielleicht auch, um als Geisel für das Wohlverhalten ihres Vaters zu bürgen. Sie kehrte jedoch, als Theodora bald darauf starb, wieder heim.

Etwa zehn Jahre später wurde Maria als Braut für den byzantinischen Thronerben Michael (VII.), den Sohn des Kaisers Konstantin X. Dukas, ausersehen. Diese Wahl war außergewöhnlich, da byzantinische Thronfolger nur äußerst selten landesfremden Prinzessinnen heirateten und außerdem Marias georgische Herkunft in Konstantinopel trotz ihrer königlichen Abstammung eher geringschätzig beurteilt wurde. Um 1066 reiste Maria wieder nach Konstantinopel, doch vermählte sie sich wohl erst einige Jahre später mit Michael (VII.), etwa zur Zeit von dessen Thronbesteigung (1071). Anna Komnena preist die rothaarige, hellblauäugige Maria, die einige Jahre ihre Erzieherin war (s. u.), als außerordentlich schöne Frau.

Maria gebar ihrem Gatten Michael 1074 einen Sohn, Konstantin Dukas Porphyrogennetos, der bald zum Mitregenten erhoben und noch 1074 mit Olympia, einer Tochter des Normannenherrschers Robert Guiskard, verlobt wurde. Nun fiel Maria die Aufgabe zu, die nach Konstantinopel gebrachte Verlobte ihres Sohnes zu erziehen. Einige weibliche Verwandte Marias, die in ihrem Gefolge ebenfalls nach Konstantinopel gekommen waren, heirateten hochrangige Männer der byzantinischen Aristokratie. So war die zweite Gemahlin des Statthalters von Trabzon, Theodoros Gabras, vielleicht Marias Schwester Mariam.

Ehe mit Nikephoros III. Botaneiates

1077/78 traten fast gleichzeitig nicht weniger als drei Prätendenten gegen Michael VII. auf, von denen sich der schon ältere Feldherr Nikephoros III. Botaneiates durchsetzen konnte. Michael VII. musste abdanken und ins Studionkloster gehen. Auch Maria von Alanien floh zunächst mit ihrem Sohn in ein Kloster. Um seine Position durch die Herstellung einer Verbindung mit dem Dukas-Haus zu legalisieren, ehelichte der wohl erst kürzlich verwitwete Botaneiates (nachdem u. a. seine in Aussicht genommene Heirat mit der Mutter des abgesetzten Kaisers, Eudokia Makrembolitissa, nicht zustande gekommen war) Maria ungeachtet der Tatsache, dass Michael VII. noch lebte. Deshalb wurde diese Ehe als illegitim betrachtet. Maria ging die Ehe hauptsächlich zur Sicherung der Thronfolge ihres Sohnes Konstantin ein.

Als Botaneiates anstelle von Marias kleinem Sohn seinen eigenen Neffen Nikephoros Synadenos zum Nachfolger proklamierte, fand zwar kein offizieller Bruch des Herrscherpaares statt; die Kaiserin wurde aber dadurch veranlasst, den Staatsstreich des Feldherrn Alexios (I.) Komnenos und seines älteren Bruders Isaak zu unterstützen. Dafür erhielt sie das Versprechen, dass die Komnenen-Brüder ihren Sohn wieder zum Thronfolger machen würden. Da Isaak mit Marias Cousine Irene verheiratet war, konnte er aufgrund dieser familiären Verbindung gemeinsam mit seinem Bruder öfters Maria in deren Gemächern besuchen. Zur weiteren Erleichterung dieses privaten Verkehrs zwecks Planung der Verschwörung nahm die Kaiserin den nur etwa fünf Jahre jüngeren Alexios, der gerüchteweise auch ihr Liebhaber gewesen sein soll, zum Adoptivsohn an und machte ihn so zum Mitglied der Herrscherfamilie. Damit einverstanden war offenbar auch Alexios’ leibliche Mutter Anna Dalassena, die wohl die Hauptinitiatorin des Bündnisses ihrer Söhne mit der Kaiserin war. Im Februar 1081 warnte Maria die Komnenen vor der Entdeckung ihrer Pläne. Die Brüder flohen aus Konstantinopel zum in Thrakien stationierten Heer, und Alexios kehrte mit seinen Soldaten knapp zwei Monate später zurück und nötigte Botaneiates zur Abdankung. Am 4. April 1081 wurde er neuer Kaiser.

Späteres Leben

Maria von Alanien durfte zunächst im Kaiserpalast bleiben, und Alexios I. soll sogar an eine Heirat mit ihr gedacht haben, doch auf großen Druck hin ließ er schließlich eine Woche nach seiner eigenen Krönung auch seine Gattin Irene Dukaina zur Kaiserin krönen. Nun zog Maria in den Mangana-Palast um und hielt dort Hof; daneben besaß sie ausgedehnte Ländereien. Ihr Sohn Konstantin wurde zum Mitkaiser erhoben und später mit Alexios’ ältester, im Dezember 1083 geborener Tochter und späteren Geschichtsschreiberin Anna Komnena verlobt.

Um die Mitte der 1080er Jahre wurde Maria Nonne, ohne ihren Lebensstil im Mangana-Palast wesentlich zu ändern. Sie unterstützte kirchliche Einrichtungen, spendete etwa für das georgische Kloster Iviron auf dem Berg Athos und war die Patronin von Literaten, namentlich des Theologen und Philosophen Theophylaktos von Ohrid, der ihren Sohn erzog, sowie von Eustratios von Nikaia, der ein Schüler des byzantinischen Philosophen Johannes Italos war und Maria u. a. eine Abhandlung über Naturphänomene widmete. Die ehemalige Kaiserin unterhielt auch weiterhin Beziehungen zu ihrer Mutter Borena und finanzierte mit ihr die Erbauung des Klosters Kappatha in Jerusalem.

Nachdem Alexios 1087 einen Sohn namens Johannes bekommen hatte, verschlechterte sich die Position von Marias Sohn Konstantin, der seinen Status als Thronerbe verlor. 1092 erhielt Johannes den Titel eines Mitkaisers. Die Verlobung von Konstantin und Anna Komnena blieb aber aufrecht, und Anna wurde von etwa 1090 bis zum frühen Tod Konstantins († um 1095/96) gemäß byzantinischem Brauch von Maria erzogen. Als Alexios 1094 Konstantin auf dessen Gut in Pentegostis (nahe Serres in Griechenland) besuchte, sollte er auf Anstiften von Nikephoros Diogenes, eines Halbbruders Michaels VII., ermordet werden. Der Plan schlug fehl; aber obwohl Maria offenbar in das Attentat eingeweiht war, ließ Alexios sie unbehelligt.

Nach dem Ableben ihres Sohnes dürfte sich Maria in ein Kloster zurückgezogen haben. 1103 war sie noch am Leben, da ihr damals eine vom georgischen König David IV. einberufene Kirchensynode Grüße übermittelte. Ihr genaues Todesjahr ist allerdings unbekannt.

Literatur

  • Ara Edmond Dostourian: Armenia and the crusades. Tenth to twelfth centuries. The Chronicle of Matthew of Edessa. University Press of America, Lanham MD 1993, ISBN 0-8191-8953-7.
  • Anna Komnene: Alexias. Übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Diether Roderich Reinsch. DuMont, Köln 1996, ISBN 3-7701-3492-3.
  • Michael Psellos: Chronographie. Ou histoire d'un siecle de Byzance (976–1077). Texte établi et traduit par Emile Renauld. 2 Bände. Societe d'Edition Les Belles Lettres, Paris 1967.

Weblinks


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