Marie Meierhofer

Marie Meierhofer

Marie Meierhofer (* 21. Juni 1909 in Turgi; † 15. August 1998 in Unterägeri) war eine Schweizer Kinderärztin und die Gründerin des Institutes für Psychohygiene im Kindesalter (seit 1978 Marie Meierhofer-Institut für das Kind).

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Jugend

Marie Meierhofer war eine Tochter von Albert Meierhofer von Weiach, dem Mitbegründer der BAG Bronzewarenfabrik AG Turgi. Sie hatte fünf Geschwister, verlor jedoch im Alter von acht Jahren ihren zwei Jahre jüngeren Bruder. Als Marie Meierhofer 16 Jahre alt war, starb ihre Mutter bei einem Flugzeugunglück, als sie 22 Jahre alt war, auch ihr Vater.

Pionierin der Kinderheilkunde

Meierhofer studierte Medizin in Zürich, Rom und Wien und spezialisierte sich insbesondere auf Kinderheilkunde und Kinderpsychiatrie. Aufgrund ihrer Verdienste in der Kinderpsychiatrie verlieh ihr die Philosophische Fakultät I der Universität Zürich 1974 den Ehrendoktor: «der unermüdlichen Forscherin der seelischen Grundbedürfnisse des Kleinkindes, der unentwegten Pionierin einer praktischen und wirksamen Prävention von Schädigungen der personalen und sozialen Entfaltung des Menschen in den ersten Kinderjahren».

Bereits im Jahr 1947 hatte sie in einem Aufsatz für die Basler Arbeitsgemeinschaft für Psychohygiene unter der Leitung von Prof. H. Meng den Begriff der "Psychohygiene im Kindesalter" geprägt. Sie definierte[1] [2]:

„Psychohygiene im Kindesalter heisst vor allem richtige Erziehung in geeignetem Milieu und Förderung einer harmonischen Entwicklung des ganzen Menschen. Die Voraussetzung dafür heisst: richtiges Verständnis und Kenntnis der Entwicklung des Kindes und Förderung seiner positiven Anlagen, bei gleichzeitiger Unterstützung der Selbsterziehung zur Überwindung negativer Tendenzen. Das Ziel ist ein harmonischer, selbstsicherer, sich seiner Stärken und Schwächen bewusster, sozial angepasster Mensch.“

Tätigkeiten

Direkthilfe für kriegsversehrte Kinder

Im Zweiten Weltkrieg betreute sie in den Jahren 1942/43 und 1945 im Auftrag des Schweizerischen Roten Kreuzes kriegsbeeinträchtigte Kinder. Zur Versorgung ihrer Schützlinge schmuggelte sie Medikamente und Lebensmittel aus der Schweiz über die Grenze nach Frankreich. Kinder jüdischer Abstammung und ältere Jugendliche versteckte sie vor den Nationalsozialisten und ihren Funktionären.

Aufbau des Pestalozzi-Kinderdorfes

Ihre Kriegserfahrungen führten 1946 zur Gründung des Kinderdorfes Pestalozzi in Trogen, wobei Meierhofer wesentlich an der Konzeption beteiligt war.

Von 1948 bis 1952 war Meierhofer Stadtärztin von Zürich. In dieser Funktion stellte sie fest, dass Heime und Krippen oft in einem bedenklichen Zustand waren und es ihnen für die Kinderbetreuung an finanziellen Mitteln fehlte.

Das Institut für Psychohygiene im Kindesalter

1957 gab Meierhofer den Impuls zur Gründung des «Instituts für Psychohygiene im Kindesalter» (heute «Marie Meierhofer-Institut für das Kind»). Das Institut hat eine starke Position bei der Ausbildung von Krippenleiterinnen, in der Beurteilung und Umstrukturierung von Kinderkrippen, sowie in Forschung und Information, wodurch es heute im Grossraum Zürich ein Netz von Beratungsstellen für die frühe Kindheit gibt.

Co-operaid – ein Projekt für AIDS-Waisen

Ab Ende 1992 baute Meierhofer ein Hilfsprogramm für AIDS-Waisen auf. Ziel war der Verbleib der Kinder im eigenen Dorf, durch Aufbau von «Kinderfamilien». Geschwister sollten lernen, mittels gegenseitiger Unterstützung den Alltag zu bewältigen. So sollten die Geschicke des Dorfes in demokratischer Absprache unter den Kinderfamilien gelenkt werden. Im Herbst 1998 nahm das Hilfswerk «Co-operaid» in verschiedenen Dörfern auf dem afrikanischen Kontinent seine Tätigkeit auf.

Literatur

  • Marco Hüttenmoser, Sabine Kleiner. Marie Meierhofer 1909–1998: Ein Leben im Dienst der Kinder. 2009. ISBN 978-3-03919-114-7.

Belege/Einzelnachweise

  1. Dissertation von Maja Wyss-Wanner an der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich über Marie Meierhofer, S. 85
  2. Text der Dissertation zum Download

Weblinks


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