Ehrendoktor

Ehrendoktor

Ein Ehrendoktor (Dr. h. c., Dr. E. h., in der Theologie auch D.) ist eine ehrenhalber verliehene Auszeichnung einer Universität oder Fakultät, die für besondere Verdienste verliehen wird.

Inhaltsverzeichnis

Honoris causa

Die Bezeichnung honoris causa (h. c.) leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet „ehrenhalber“ (ursprünglich: „Ehren halber“ bzw. „der Ehre wegen“). Hat eine Person mehrere Würdigungen erhalten, so ist die Abkürzung h. c. mult. üblich, was für honoris causa multiplex steht, also die mehrfache Ehrendoktorwürde.

Verleihung

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Maryland-Universität in Heidelberg an Bundeskanzler Ludwig Erhard.

Die Ehrendoktorwürde soll in erster Linie aufgrund hervorragender Verdienste auf wissenschaftlichem Gebiet verliehen werden. Die Ehrung wird häufig anlässlich allgemeiner oder unmittelbarer Verdienste um die Hochschule oder die Fakultät verliehen, auch wenn dies in der Regel keine formale Voraussetzung ist. Ein typischer Fall ist die Auszeichnung eines herausragenden Wissenschaftlers, der sich als Gründungsdekan in besonderer Weise für die Fakultät verdient gemacht hat.[1] Häufig erfolgt die Verleihung der Ehrendoktorwürde auch aus politischen, finanziellen oder anderen Gründen, bei denen die Exzellenz der wissenschaftlichen Leistungen des Geehrten nicht immer erkennbar ist.[2] Im internationalen Vergleich handhaben deutsche Hochschulen die Verleihung eher zurückhaltend.

Die Ehrendoktorwürde ist eine Ehrung für Verdienste und kein akademischer Grad eines Doktors, der nach einem mit Hochschulprüfung abgeschlossenen Studium und Promotion durch Urkunde verliehen wird. Zur Verleihung der Ehrendoktorwürde ist keine Prüfung vorgesehen. Die Vorgehensweise und die genauen Bedingungen für die Verleihung regeln die Promotionsordnungen der Universitätsfakultäten. In der Regel hält der Geehrte anlässlich der Verleihung einen wissenschaftlichen Vortrag.

Das Ehrenpromotionsrecht für die Technischen Hochschulen wurde in Preußen durch Erlass von Kaiser Wilhelm II. erst im Oktober 1899 eingeführt.

Beispiele für Ehrenpromotionsverfahren

In vielen Universitäten regeln die Promotionsordnungen der Fakultäten auch die Ehrenpromotion. Einige Universitäten haben jedoch zentrale Regelungen für die Ehrenpromotion:

Einrichtung Voraussetzung Verfahrenseinleitung Gutachter Entscheidungsgremium
Universität Augsburg hervorragende Verdienste auf wissenschaftlichem Gebiet Begründeter Antrag der Mehrheit der Professoren des Fachbereichs zwei fachlich zuständige Professoren Fachbereichsrat[3]
Universität der Bundeswehr München keine Angaben Begründeter Antrag von mindestens drei Professoren derselben Fakultät keine Angaben der um die Professoren der Fakultät erweiterte Fachbereichsrat [...] Die Ehrenpromotion bedarf der Zustimmung des Senats.[4]
Universität Regensburg hervorragende wissenschaftliche Leistungen Begründeter Antrag von mindestens 3/4 der Professoren des Fachbereichs mindestens zwei fachlich zuständige Professoren Fachbereichsrat[5]

Rekorde

Die meisten Ehrendoktorwürden, nämlich 150, erhielt der US-amerikanische katholische Theologe Theodore Hesburgh (* 1917), weshalb ihn das Guinness-Buch der Rekorde schon seit Jahrzehnten als Titelhalter in dieser Beziehung führt. Über 120 Ehrendoktorate wurden bis heute Daisaku Ikeda (* 1928), dem Präsidenten der Sōka Gakkai International, verliehen. Nelson Mandela (* 1918) erhielt über 50 Ehrendoktorate. 47 Ehrendoktorate erhielt der US-Amerikaner Richard Buckminster Fuller (1895–1983). Tendzin Gyatsho (* 1935), dem XIV. Dalai Lama, wurden 43 Ehrendoktortitel verliehen, zumeist von US-amerikanischen Hochschulen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. z.B. Manfred Broy oder Thomas Hillenkamp
  2. Hermann Horstkotte: Akademische Doktorspiele – Professor Dr. h.c. Volkswagen. Spiegel online, 15. November 2007.
  3. Auszug aus § 29 der Allgemeinen Promotionsordnung der Universität Augsburg vom 2. Juli 2009
  4. Auszug aus §16 Abs. 1 und 2 der Promotionsordnung der Universität der Bundeswehr München vom 8. November 2000
  5. Auszug aus § 1 bis 3 der Ehren-Promotionsordnung der Universität Regensburg vom 23. April 1988

Weblinks

 Commons: Ehrendoktor-Verleihungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ehrendoktor — Eh|ren|dok|tor 〈m. 23; Abk.: Dr. h. c., veraltet: Dr. E. h. od. Dr. e. h.〉 Doktor ehrenhalber (von Hochschulen ohne Prüfung verliehener Titel); →a. Doktor * * * Eh|ren|dok|tor, der: 1. <o. Pl.> jmdm. aufgrund seiner Verdienste ehrenhalber… …   Universal-Lexikon

  • Ehrendoktor — E̲h·ren·dok·tor der; 1 nur Sg; ein akademischer Titel, den jemand für besondere Leistungen von einer Universität bekommt, ohne eine Dissertation an dieser Universität geschrieben (oder eine Prüfung gemacht) zu haben; Abk Dr. h.c. / Dr. E.h. 2… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Ehrendoktor — Eh|ren|dok|tor vgl. Doktor …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Teddy Kollek — (hebräisch ‏טדי קולק‎, ursprünglich Theodor; * 27. Mai 1911 in Nagyvázsony nahe Veszprém, Österreich Ungarn, heute: Ungarn; † 2. Januar 2007 in Jerusalem) war ein israelischer Politiker. Er war von 1965 bis 1993 Bürgermeister von… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bekannter Thomasianer (Manila) — Dies ist eine Liste sogenannter „Thomasianer“. Dies ist die geläufige Bezeichnung für Personen, die mit der Päpstlichen und Königlichen Universität des heiligen Thomas von Aquin in Manila (UST) verbunden sind. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I …   Deutsch Wikipedia

  • Kofi Atta Annan — Kofi Annan (2003) Kofi Atta Annan (* 8. April 1938 in Kumasi, ehemals brit. Kolonie Goldküste, heute Ghana) war siebter Generalsekretär der Vereinten Nationen von Januar 1997 bis Dezember 2006. Er erhielt 2001 den Friedensnobelpreis.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bekannter Persönlichkeiten der TU Braunschweig — Die Liste bekannter Persönlichkeiten der TU Braunschweig gibt einen Überblick über namhafte ehemalige und gegenwärtige Lehrkräfte, Studenten und Menschen, die sich im Laufe der Zeit an der Technischen Universität Braunschweig (TU Braunschweig)… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Ustinov — (1986) …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bekannter Persönlichkeiten der TU München — Auf dieser Liste finden sich ehemalige und gegenwärtige bekannte Angehörige der Technischen Universität München (TUM). Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Berufsdoktorat — Die Artikel Ph. D. und Doktor überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst nach… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”