- Marienkirche (Anklam)
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Die St.-Marien-Kirche in Anklam ist die ältere der beiden großen Stadtkirchen von Anklam in Mecklenburg-Vorpommern. Die jüngere Kirche ist die Nikolaikirche.
Chronik und Beschreibung
1296 wird die Marienkirche erstmals urkundlich erwähnt, der Bau dürfte jedoch 40 Jahre früher begonnen worden sein. Ursprünglich handelte es sich um eine romanische Kirche mit Doppelturmanlage, welche noch wesentlich älter einzuordnen ist, die dann gotisch überbaut wurde. Der romanische Turm ist noch heute im Mauerwerk des gotischen Nachfolgers erkennbar. Hieraus erklärt sich die asymmetrische Stellung des Turmes zum Kirchenschiff, da der Plan einer gotischen Doppelturmanlage nach dem Lübecker Vorbild bereits im 15. Jahrhundert aufgegeben wurde. An die Stelle des zweiten Turmes wurde eine Kapelle errichtet. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts erhielt die Marienkirche ihr heutiges Aussehen.
Der Backsteinbau ist eine dreischiffige Hallenkirche mit spätromanischem Chor sowie Sakristei und einem vierstöckigen Turm.
Kirchenschiff und Chor werden von großen Satteldächern bedeckt, ebenso die kleinere Sakristei. Der Turm erhielt im Lauf der Zeit verschiedene Spitzen, die in ihrer Höhe variierten. Im Jahr 1884 brannte der alte niedrige Turmhelm nach einem Blitzschlag ab, daraufhin wurden die vier Giebel des Turmes neu erbaut und dabei wesentlich erhöht und die Marienkirche mit einem gotischen Spitzhelm versehen (ähnlich wie bei der Nikolaikirche in Anklam), der eine Höhe von etwa 100 Meter erreichte. Die neue Turmspitze wurde 1888 vollendet. Bei einem Bombenangriff 1943 wurde diese Konstruktion zerstört und nur drei der ehemals vier Giebel blieben stehen. Der Turm erhielt nach dem Krieg ein schlichteres Satteldach mit nur noch zwei Giebeln und hat heute eine Höhe von 64 Metern.
Überregionale Bedeutung erlangte die Marienkirche nach der Wiederentdeckung ihrer außergewöhnlich gut erhaltenen Innenausmalung, die 1936/37 an Pfeilern und Gurtbögen freigelegt wurde und vermutlich um 1350 zu datieren ist. Retabelartige Malereien an den Pfeilern zeigen unter anderem Kreuzigungsszenen und Heiligendarstellungen, die in naher stilistischer Beziehung zu ähnlichen Malereien in St. Nikolai zu Stralsund stehen. Das gotische Taufbecken aus gotländischem Kalkstein stammt aus der Zeit um 1330. Im Turm befindet sich die sogenannte Apostelglocke des bekannten mittelalterlichen Glockengießers Rickert de Monkehagen von 1450. Ursprünglich aus der Anklamer Nikolaikirche stammend ist sie mit Ritzzeichnungen der zwölf Apostel, verschiedener Heiliger und einer Kreuzigungsgruppe dekoriert. Ebenfalls aus der Nikolaikirche stammen die Gestühlwangen des Chorgestühls aus dem frühen 15. Jahrhundert, die unter anderem eine außergewöhnliche Darstellungen des pommerschen Wappentieres, des Greifen, zeigen. Viele Teile der wertvollen Ausstattung von St. Marien wurden während des Zweiten Weltkrieges in das Gut Schwerinsburg ausgelagert. Als dieses 1945 ausbrannte, gingen die Kunstgegenstände zum großen Teil verloren. Vom Hauptaltar blieb nur die große Marienfigur aus dem späten 15. Jahrhundert erhalten, die heute in der nordwestlichen Marienkapelle steht.
Trotz schwerer Kriegsschäden, dem Verlust des Turmhelmes und von Gewölbeteilen am südlichen Seitenschiff überstand die Marienkirche im Gegensatz zur Nikolaikirche den Krieg relativ gut und konnte schon 1947 wiedereingeweiht werden.
Die Orgel wurde 1962 von Alexander Schuke Potsdam Orgelbau als OPUS 326 erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 30 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind mechanisch.[1]
I Hauptwerk C–f3 1. Quintadena 16´ 2. Principal 8´ 3. Dulzflöte 8´ 4. Koppelflöte 8´ 5. Octave 4´ 6. Rohrflöte 4´ 7. Nasat 22/3´ 8. Nachthorn 2´ 9. Mixtur V 10. Scharff-Cymbel III 11. Trompete 8´ II Unterwerk C–f3 12. Gedackt 8´ 13. Quintadena 8´ 14. Principal 4´ 15. Holzflöte 4´ 16. Octave 2´ 17. Sesquialtera II 18. Scharff IV 19. Regal 8´ 20. Tremulant Pedal C–f1 21. Principal 16´ 22. Subbaß 16´ 23. Octave 8´ 24. Spitzflöte 8´ 25. Hohlflöte 4´ 26. Rauschpfeife IV 27. Rohrflötbaß II 28. Hintersatz V 29. Posaune 16´ 30. Trompete 4´ - Koppeln: II/I, I/P, II/P
In der Marienkirche finden in den Sommermonaten die Konzerte der traditionsreichen Anklamer Sommermusikreihe statt. Die Kirche ist Gottesdienst- und Veranstaltungsraum der Evangelischen Kirchengemeinde Anklam im Kirchenkreis Greifswald der Pommerschen Evangelischen Kirche.Einzelnachweise
Weblinks
Commons: Marienkirche (Anklam) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur über Marienkirche (Anklam) in der Landesbibliographie MV
- Informationen zu Marienkirche Anklam im BAM-Portal
- Evangelische Kirchengemeinde Anklam
- Neueste Ergebnisse der Bauforschung durch J. C. Holst.
53.85583333333313.684722222222Koordinaten: 53° 51′ 21″ N, 13° 41′ 5″ OKategorien:- Kirchengebäude in Anklam
- Kirchengebäude des Kirchenkreises Greifswald
- Marienkirche in Mecklenburg-Vorpommern
- Gotische Hallenkirche in Deutschland
- Kirchengebäude der Backsteingotik in Mecklenburg-Vorpommern
- Disposition einer Orgel
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