Marienkirche Stargard

Marienkirche Stargard
Marienkirche im 1923
Grundriss
Marienkirche und Altmarkt in Stargard
Gewölbe des Umganges
Hauptaltar
Pfarrhaus an der Marienkirche

Die Marienkirche in Stargard Szczeciński (Stargard in Pommern) (Polnisch: Kolegiata Najświętszej Marii Panny Królowej Świata; übers. Stiftskirche der Heiligen Jungfrau Maria, Königin der Welt) ist eine gotische Backsteinkirche vom Typ des hanseatischen Stadtdoms und die ältere der beiden innerhalb der Stadttore der Altstadt gebauten Kirchen Stargards. Einst die größte Backsteinkirche Pommerns steht sie am Marktplatz neben dem Rathaus und der Alten Wache.

Inhaltsverzeichnis

Baubeschreibung und -geschichte

Die Grundsteinlegung der zweitürmigen Basilika mit Kapellenkranz im Chorumgang erfolgte im Jahr 1292, die gegenwärtige Gestalt entstammt dem 14. und 15. Jahrhundert. Sie wurde als Hallenkirche gebaut und 1350 vollendet.

Im 15. Jahrhundert erst wurde die Kirche zur Basilika umgebaut. Den eindrucksvollen Umgangschor soll Hinrich Brunsberg geschaffen haben. Auffallend ist das Triforium zwischen den Chorarkaden und den Obergadenfenstern und gilt als beispiellos in der norddeutschen Backsteinarchitektur. Die Strebepfeiler wurden nach innen gezogen und boten Platz zur Errichtung von Kapellen und Emporen.

Das Langhaus wurde um 1500 erweitert. Seine Höhe beträgt 30  Meter. Die Sterngewölbe erhielten nach einem Brand von 1635 eine Erneuerung.

Die Doppelturmanlage erhielt im 15. und 16. Jahrhundert ihre mittleren Geschosse. Nur der Nordturm (Höhe: 84 Meter) bekam einen Zinnenkranz, Ecktürmchen und ein Achteckgeschoss, und er wurde 1723 mit einer durchbrochenen Barockhaube gekrönt.

In den Gewölben findet sich dekorative Malerei, und die Kapellen und die Sakristei zieren spätgotische figürliche Fresken, darunter Bilder von Christus als Schmerzensmann sowie musizierenden Engel.

Im Inneren befinden sich ein Altar von 1663, Wandmalereien vom 15. bis 18. Jahrhundert, Epitaphien, Kapelleneingangsumrahmungen aus dem 18. Jahrhundert und Glasmalereien aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Bemerkenswert ist die Renaissance-Kanzel von 1683. Sie – wie die ganze im Jahr 1945 schwer beschädigte Kirche – wurde seit 1960 kontinuierlich wieder aufgebaut und hergestellt.

Eine ehemalige Kirchenglocke hat den Krieg überstanden und wurde auf einem Glockenfriedhof entdeckt. Sie befindet sich heute in Nördlingen.

Marienkirchengemeinde

Kirchspiel

Zum ersten Male wurde 1248 ein Gotteshaus in Stargard erwähnt, das sich aber bald für dei schnell wachsende Stadt als zu klein erwies.

Im Jahre 1524 hielt der vormalige Franziskanermönch Johannes Knipstro die erste evangelische Predigt im Sinne von Martin Luther in der Marienkirche als er auf der Flucht war von Pyritz nach Stralsund. Bis 1945 war die Kirche dann ein evangelisches Gotteshaus und wurde danach zugunsten der Katholischen Kirche in Polen enteignet.

Bis 1945 war die Marienkirchengemeinde neben der Johanniskirchengemeinde, der Heilig-Geist-Kirchengemeinde und der Reformierten Gemeinde die drittgrößte Gemeinde. Sie gehörte zum Kirchenkreis Stargard in der Kirchenprovinz Pommern der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Im Jahre 1940 gehörten zur Marienkirchengemeinde 10.500 Gemeindeglieder. Das Kirchenpatronat hatte der Magistrat der Stadt. Zwei Geistliche betreuten die Gläubigen. Mit der ersten Pfarrstelle war die Superintendentur des Kirchenkreises verbunden. Der Inhaber der zweiten Pfarrstelle hatte die Filialgemeinde Klempin mit 563 Gemeindegliedern mitzuversorgen.

Nachdem Stargard nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 unter polnische Verwaltung gestellt wurde und die zumeist protestantische deutsche Bevölkerung geflüchtet bzw. vertrieben war, übernahm die neue römisch-katholische polnische Gemeinde die Marienkirche. Seit 1995 ist sie Kollegiatskirche und Sitz des katholischen Dekanats Stargard-Wschód.

Die evangelischen Christen der heutigen Stadt gehören zur Diözese Breslau der polnischen Evangelisch-Augsburgischen Kirche. Sitz des zuständigen Pfarramtes ist Stettin.

Pfarrer von der Reformation bis 1945

Pastor primarius

  1. bis 1556 : Hermann Ricke
  2. bis 1584 : Anton Nemmelding (Nemling)
  3. 1585 - 1588 : Otto Zander
  4. 1589 - 1612 : Konrad Bredenbach
  5. 1613 - 1638 : Petrus Regast
  6. 1652 - 1658 : Anton Vivenest
  7. 1660 - 1683 : Wilhelm Engelken
  8. 1684 - 1687 : Franz Julius Lütcke
  9. 1687 - 1695 : D. Georg Schwarz
  10. 1695 - 1713 : Johann Georg Seld
  11. 1713 - 1731 : D. Johann Wilhelm Zierold
  12. 1732 - 1736 : Friedrich Wagner
  13. 1736 - 1782 : Simon Heinrich Oldenbruch
  14. 1782 - 1786 : Karl Tesmar
  15. 1786 - 1801 : Martin Gottlieb Zollner
  16. 1801 - 1823 : Friedrich Peter Adolf Tobias Stumpf
  17. 1825 - 1849 : Johann Samuel Succow
  18. 1849 - 1881 : Friedrich Gustav Höppner
  19. 1881 - 1899 : Gotthard Emil Theodor Wilhelm Haupt
  20. 1900 - ? : Heinrich Brück
  21. 1926 - 1939 : Johannes Rathke

Archidiakonus

  1.  ? : Hermann Ricke
  2.  ? - 1557 : Jakob Fuhrmann d.Ä.
  3.  ? : Lukas Dannenberg
  4.  ? : Christoph Habenicht
  5. 1574 - 1577 : D. Jakob Faber
  6.  ? - 1613 : Jakob Fuhrmann
  7.  ? - 1626 : Friedrich Crüger
  8. 1626 - 1632 : Christoph Bohm (Baum)
  9. 1632 - 1635 : Urban Lehmann
  10. 1641 - 1652 : Anton Vivenest
  11. 1658 - 1660 : Wilhelm Engelken
  12. 1660 - 1686 : Tobias Engelken
  13. 1687 - 1723 : Johann Gerdes
  14. 1723 - 1746 : Jodokus Andreas Hiltebrandt
  15. 1746 - 1757 : Samuel Gottfried Rübner
  16. 1758 - 1771 : Andreas Petrus Hecker
  17. 1771 - 1782 : Karl Tesmar
  18. 1783 - 1786 : Samuel Gottfried Sperling
  19. 1788 - 1813 : Christian Gottfried Gerstmeyer
  20. 1824 - 1839 : Wilhelm Christian Pökel
  21. 1839 - 1884 : Heinrich Koser
  22. 1884 - 1899 : Ulrich August Redlin
  23. 1899 - ? : Wilhelm Kiesow
  24. 1940 - 1945 : Karl Boenke

Diakonus

  1.  ? : Joachim Balke
  2.  ? : Christian Kligge
  3.  ? : Daniel Radebrecht
  4. 1600 - 1613 : Petrus Regast
  5. 1614 - 1625 : Adam Schacht
  6. 1626 - 1641 : Anton Vivenest
  7. 1641 - 1652 : Daniel Rüel (Rühl)
  8. 1652 - 1658 : Wilhelm Engelken
  9. 1658 - 1660 : Tobias Engelken
  10. 1688 - 1693 : Christian Schmidt
  11. 1694 - 1723 : Jodokus Andreas Hiltebrandt
  12. 1724 - 1737 : Aegydius Bohm
  13. 1737 - 1746 : Samuel Gottfried Rübner
  14. 1746 - 1758 : Andreas Petrus Hecker
  15. 1758 - 1783 : Samuel Gottfried Sperling
  16. 1783 - 1788 : Christian Gottfried Gerstmeyer
  17. 1787 - 1801 : Friedrich Peter Tobias Adolf Stumpf
  18. 1803 - 1812 : Johann Samuel Succow
  19. 1812 - 1823 : Karl David Krause (von 1823 bis 1856 waren die Stellen des Archidiakonus und des Diakonus zusammengelegt)
  20. 1856 - 1862 : Johann Friedrich Bernhard Otto Vogel
  21. 1862 - 1866 : Ernst Karl Otto Bindemann
  22. 1866 - 1872 : Karl Ludwig Friedrich Theodor Möhring
  23. 1874 - 1882 : Karl August Wilhelm Kober
  24. 1883 - 1884 : Ulrich August Redlin
  25. 1885 - 1895 : Franz Karl Onrad Polzenhagen
  26. 1896 - 1899 : Wilhelm Heinrich Eduard Kiesow
  27. 1900 - ? : Konrad Sendke

Literatur

  • Moderow, Hans/Müller, Ernst, Die evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, 2 Bde., Stettin, 1903 und 1912
  • Hinz, Johannes, Pommern. Lexikon, Würzburg 2001 - ISBN 3-88189-394-6

Weblink

53.33674166666715.0465861111117Koordinaten: 53° 20′ 12″ N, 15° 2′ 48″ O


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