- Stargard Szczecinski
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Stargard Szczeciński Basisdaten Staat: Polen Woiwodschaft: Westpommern Landkreis: Stargard Szczeciński Fläche: 48 km² Geographische Lage: 53° 20′ N, 15° 2′ O53.33333333333315.033333333333Koordinaten: 53° 20′ 0″ N, 15° 2′ 0″ O Höhe: 20 m n.p.m Einwohner: 70.133 (30. Juni 2008[1]) Postleitzahl: 73-110 Telefonvorwahl: (+48) 91 Kfz-Kennzeichen: ZST Wirtschaft und Verkehr Straße: DK 10 Lubieszyn ↔ Płońsk DK 20 Stargard ↔ Gdynia DW 106 Rzewnowo ↔ Pyrzyce Schienenweg: Stettin–Posen,
Stargard–DanzigNächster int. Flughafen: Stettin-Gollnow Gemeinde Gemeindeart: Stadtgemeinde Verwaltung (Stand: 2007) Stadtpräsident: Sławomir Pajor Adresse: Rynek Staromiejski 1
73-110 Stargard SzczecińskiWebpräsenz: www.stargard.pl Stargard Szczeciński [ˈstarɡart ʃʧɛˈʨiɲski] (deutsch Stargard in Pommern) ist eine Stadt im polnischen Teil Pommerns. Die Stadt gehört seit 1999 zur Woiwodschaft Westpommern, von 1975 bis 1998 gehörte sie zur Woiwodschaft Stettin.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Stargard liegt am Nordrand des fruchtbaren Pyritzer Weizackers am linken Ufer des Flusses Ina (Ihna) in Hinterpommern, etwa 35 Meter über dem Meeresspiegel. Zehn Kilometer westlich liegt der 36 Quadratkilometer große Jezioro Miedwie (Madüsee), Zentrum der Stettiner Seenplatte. In Stargard kreuzen sich die Landesstraßen 10 (droga krajowa 10) von Stettin nach Bydgoszcz und 20 von Stargard nach Danzig. Der Ort ist ein Eisenbahn-Knotenpunkt. Die Hauptstadt der Woiwodschaft Westpommern, Stettin, liegt 32 Kilometer westlich.
Geschichte
Stargard ist eine der ältesten pommerschen Städte, schon 1140 wird ein „castrum Stargord“ erwähnt (slawisch stari gord, d.h. alte Burg oder Altstadt). Die Lage der slawischen Burg steht nicht fest. Im 8. Jahrhundert hatte sich einige Kilometer südlich des heutigen Stadtzentrums die slawische Siedlung Osetno entwickelt. In ihrer Nachbarschaft entstand durch Zuwanderung von Siedlern aus dem Westen eine neue Ortschaft, die sich ab 1229 mit einer Wehranlage versehen mit drei Türmen und vier Toren umgab. Der pommersche Herzog Barnim I. verlieh ihr 1253 das Magdeburger Stadtrecht. Sein Nachfolger Bogislaw IV. gewährte der Stadt 1294 als Ausgleich für das von den Polen zerstörte Schloss freie Schifffahrt über die Ihna bis zur Ostsee. Als 1295 Pommern geteilt wurde und Stargard zu Pommern-Wolgast kam, wurde der Stadt das dort vorherrschende lübische Stadtrecht übertragen. Am 8. Juni 1372 wurde in Stargard der Teilungsvertrag von Pommern-Wolgast durch die Herzöge Wratislaw VI. und Bogislaw VI. geschlossen. Stargard selbst war inzwischen unter die Regentschaft von Pommern-Stettin gekommen.
Die Stadt, die sich zu einem bedeutenden Handelsplatz entwickelt hatte, war bereits 1363 der Hanse beigetreten. Gehandelt wurde hauptsächlich mit Getreide. Darüber kam es mit Stettin zu Streitigkeiten, die 1428 so weit eskalierten, dass Stargard von Stettiner Freischärlern überfallen und geplündert wurde. Die Pommernherzöge Bogislaw VIII. und sein Sohn Bogislaw IX. machten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Stargard zu ihrer Residenz. In der Folgezeit verminderte sich der Wohlstand der Stadt durch Kriege, insbesondere durch den Dreißigjährigen Krieg.
1635 wurden durch einen Großbrand weite Stadtteile zerstört. Nach dem Aussterben des pommerschen Herzoghauses kam Stargard 1648 durch den Westfälischen Frieden mit Hinterpommern unter die Herrschaft der Brandenburger Kurfürsten. Es blieb bis 1720 die Hauptstadt von Hinterpommern. 1657 geriet Stargard zwischen die Fronten des Polnisch-Schwedischen Krieges, Soldaten beider Seiten zogen durch die Stadt. Um 1670 gab es eine Zuwanderung von Hugenotten aus Frankreich. Infolge des Bevölkerungszuwachses wuchs die Stadt über ihren mittelalterlichen Kern hinaus, und es entstanden die Friedrich-Wilhelm-, Luise- und Jobstvorstadt. Die Stadt verlor vollends an Bedeutung, als 1720 bei der Abtretung Altvorpommerns an Preußen Stettin die Hauptstadt wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts lebten in Stargard über 5.000 Menschen. Vorübergehend wurde der Sitz der Regierung während der Franzosenzeit unter Blücher als Militärgouverneur wieder nach Stargard zurückverlegt.
Die preußische Regierung erhob 1818 anlässlich der Reorganisation der Territorialverwaltung Stargard zur Kreisstadt des Kreises Saatzig. Nachdem die Einwohnerzahl auf über 25.000 angestiegen war, erhielt die Stadt zum 1. April 1901 kreisfreien Status, behielt aber das Landratsamt für den Kreis Saatzig. 1846 wurde der Anschluss an die neue Bahnlinie Stettin–Posen hergestellt, dem 1859 die Inbetriebnahme des Eisenbahnausbesserungswerkes folgte. Um Platz für die expandierende Wirtschaft zu schaffen, wurde 1869 die Stadtmauer zu großen Teilen abgerissen. Am Ende des Jahrhunderts hatte sich eine leistungsstarke Industrie angesiedelt, zu der Maschinen-, Lack- und Dachpappenwerke gehörten. Außerdem hatte sich die Provinzialobstbaumschule niedergelassen. Monatlich fanden Vieh- und Pferdemärkte und einmal jährlich ein Leinwandmarkt statt.
Als nach dem Ersten Weltkrieg viele Bewohner der an Polen verlorenen preußischen Provinzen Westpreußen und Posen zuzogen, wurde Stargard in der Amtszeit von Oberbürgermeister Albert Kolbe durch neue Siedlungen an der Peripherie bedeutend erweitert.
Zwischen dem 1. und 3. März 1945 wurden durch sowjetische Bombenangriffe 70 Prozent der Stadt zerstört. Am 4. März 1945 wurde sie von der Roten Armee besetzt und wenige Wochen später unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit die deutsche Bevölkerung nicht bereits vor der anrückenden Roten Armee geflüchtet war, wurde sie anschließend vertrieben und durch Zuwanderer aus anderen Landesteilen Polens sowie aus Gebieten östlich der Curzon-Linie ersetzt. In der Nachkriegszeit wurde die Stadt wieder aufgebaut und die wichtigsten Baudenkmäler, wie das Rathaus, wurden restauriert.
Einwohnerentwicklung
Die Stadt Stargard Szczeciński umfasst ein Gebiet von 48 km² mit rund 70.000 Einwohnern. Hierzu gehört außer der Stadt noch die Ortschaft Kluczewo (Klützow).
Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Trotz der schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und dem folgenden Wiederaufbau, der sich auf die Wahrzeichen der Stadt beschränkte und ansonsten mit zweckmäßiger Blockbebauung auf neuem Straßennetz die historische Struktur der Altstadt zerstörte, erinnern noch zahlreiche Baudenkmäler der Backsteingotik an die Architektur der alten Hansestadt.
- Die größte Kirche Pommerns ist die Stadtpfarrkirche St. Marien, eine dreischiffige gotische Backsteinbasilika mit Sterngewölben.
- Die spätgotische Johanniskirche ist eine dreischiffige Hallenkirche. Nach dem Baubeginn im 13. Jahrhundert erhielt sie ihre gegenwärtige Gestalt im 15. Jahrhundert. Der Turm ist mit der sog. Stargarder Blende verziert und erhielt in den Jahren 1892–1893 einen neuen Turmhelm, was ihn auf 99 m erhöhte. Im Chorumgang findet sich ein in Pommern einzigartiges Zellengewölbe der Kapellen.
- Wichtigster Profanbau ist das Renaissancerathaus aus dem 16. Jahrhundert. Dessen Martkfassade wird von einem geschwungenen, mit einer reichen, der Gotik verpflichteten Maßwerkverzierung gefüllten Stufengiebel eingenommen. Das übrige Erscheinungsbild, wie der rückwärtige Volutengiebel zeigt eine schlichtere Renaissance. Daneben die barocke Alte Wache. Ein bedeutender spätgotischer Bau ist das ehem. Haus zum Protzen aus dem 15. Jhdt., dessen vierachsiger Giebel bereits Voluten zeigt.
- Sehenswert ist die gut erhaltene mittelalterliche Stadtbefestigung, die heute noch an der über einen Kilometer langen Stadtmauer sowie den vier Stadttoren und den vielen Türmen nachzuvollziehen ist. Das zweitürmige Mühlentor ist über die Ihna gebaut. Die übrigen Tore sind turmlos, dafür verfügt das Pyritzer Tor über einen gotischen, das Walltor über einen Renaissancegiebel – schlicht ist dagegen die heutige Gestalt des Johannistors. Weitere Relikte der Stadtbefestigung sind die beiden über 30 Meter hohen, rund gestaffelten Türme Rotes Meer und Eisturm aus dem 15. sowie der Weißkopf aus dem 13./14. Jahrhundert, der aus einem quadratischen Grundriss in eine runde Form übergeht.
Einstige Sendeanlage des polnischen Rundfunks
Bis 1998 betrieb der Auslandsdienst des polnischen Rundfunks bei 15°7' östlicher Länge und 53°18' nördlicher Breite eine Sendeanlage für Mittelwelle (Sendefrequenz: 1503 kHz, Sendeleistung: 300 kW). die beiden Antennenmaste der Anlage sind inzwischen abgebaut.
Landgemeinde
Die Stadt Stargard Szczeciński ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Landgemeinde, gehört ihr aber als eigenständige Stadtgemeinde nicht an. Die Landgemeinde breitet sich auf einer Fläche von 318 km² aus, zählt 11.415 Einwohner[1] und gliedert sich in folgende Ortsteile:
- Barzkowice (Barsekewitz), Grabowo (Buchholz), Grzędzice (Seefeld), Kiczarowo (Kitzerow), Klępino (Klempin), Kurcewo (Krüssow), Lubowo (Lübow), Małkocin (Mulkenthin), Pęzino (Pansin), Poczernin (Pützerlin), Rogowo (Roggow), Skalin (Schellin), Smogolice (Bruchhausen), Sowno (Hinzendorf), Święte (Schwendt), Trzebiatów (Treptow), Tychowo (Hansfelde), Warchlino (Klein Wachlin), Witkowo Drugie (Wittichow), Żarowo (Saarow)
Partnerstädte
- Elmshorn (Deutschland, Schleswig-Holstein)
- Saldus (Lettland)
- Slagelse (Dänemark)
- Stralsund (Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern)
- Wijchen (Niederlande)
Stargard Szczeciński ist Mitglied der Neuen Hanse.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Jacob Runge (1527–1595), lutherischer Theologe und Generalsuperintendent von Pommern-Wolgast
- Peter Gröning (1561–1631), Bürgermeister von Stargard, Stifter des Gröningschen Collegiums
- Laurentius David Bollhagen (1682–1738), lutherischer Theologe und Generalsuperintendent in Vor- und auch Hinterpommern
- Wilhelm Friedrich Fürchtegott von Bonin (1786–1852), Oberpräsident der preußischen Provinz Pommern
- Burkhard von Schmeling (1823–1902), königlich-preußischer Generalleutnant
- August von Schmeling (1843–1910), königlich-preußischer Generalmajor
- Paul Meder (1872-1949), Schriftsteller und Theologe
- Werner von Blomberg (1878–1946), Generalfeldmarschall der Wehrmacht, Reichswehr- bzw. Reichskriegsminister
- Erich Wende (1884–1966), deutscher Politiker, Leiter der Kulturabteilung im Bundesinnenministerium
- Hans-Joachim von Merkatz (1905–1982), deutscher Politiker (Deutsche Partei, CDU), Bundesminister
- Franz Wieacker (1908–1994), deutscher Rechtstheoretiker
- Hans Lewerenz (1915–2006), deutscher Maler, Grafiker und Bildhauer
- Joachim Wolff (1920–2000), deutscher Schauspieler und Sprecher
- Hans-Joachim Kornadt (* 1927), deutscher Psychologe und Erziehungswissenschaftler
- Claus Biederstaedt (* 1928), deutscher Schauspieler
- Wilhelm von Boddien (* 1942), deutscher Kaufmann, Geschäftsführer des Fördervereins für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses
- Carlo von Tiedemann (* 1943), deutscher Radio- und Fernsehmoderator
- Przemysław Gintrowski (* 1951), polnischer Liedermacher
- Arkadiusz Bąk (* 1974), polnischer Fußballspieler
- Anna Nowakowska (* 1980), polnische Volleyballspielerin
Persönlichkeiten, die in der Stadt gewirkt haben
- Karl Friedrich Vangerow (1723–1750), deutscher Verwaltungsbeamter, Stifter der Vangerowschen Realschule in Stargard
- Paul Gerber (1854–1909), deutscher Physiker, ab 1877 Gymnasiallehrer in Stargard.
- Otto Dross (1861–1916), deutscher Schriftsteller, von 1885 bis 1916 Gymnasiallehrer in Stargard
- Fritz Herbert (1860–1925), deutscher Politiker (SPD) und Konsumgenossenschafter, lebte und wirkte nach seiner Ausweisung aus Stettin im Februar 1887 zeitweise in Stargard
- Martin Wehrmann (1861–1937), deutscher Historiker und Gymnasiallehrer, wurde 1921 Gymnasialdirektor in Stargard
- Ludwig Hamann (1867–1929), deutscher Schriftsteller, Journalist und Verleger, Schriftleiter der Stargarder Zeitung
- Albert Kolbe (1871-), Oberbürgermeister von Stargard
Verweise
Literatur
- Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern - Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden, Sändig Reprint Verlag, Vaduz 1996 (unveränderter Neudruck der Ausgabe von 1865), ISBN 3253027341, S. 355-375, online.
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Zweiten Theils vierter Band, Anklam 1868, S. 96-342, online.
Weblinks
- Homepage der Stadt Stargard (deutsch, englisch, polnisch)
- Homepage der Gmina Stargard
- Homepage Heimatkreis Stargard
Fußnoten
- ↑ a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008
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