Marin Sanudo

Marin Sanudo

Marino Sanudo, auch Marin Sanudo oder Sanuto, genannt Marino Sanudo der Jüngere (* 22. Mai 1466 in Venedig; † 1533 ebenda) war ein italienischer Historiker, Schriftsteller und Tagebuchschreiber.

Sanudo ist als Sanudo der Jüngere bekannt, um ihn von dem gleichnamigen Reisenden und Schriftsteller des 14. Jahrhunderts zu unterscheiden: Marino Sanudo der Ältere (1260 – 1338), der die Idee der Kreuzzüge wiedererwecken wollte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Marin Sanudo wurde 1466 in Venedig im Pfarrbezirk von San Giacomo dall'Orio geboren. Die Familie besaß einen Palast am Canal Grande, wo sich heute der Fontego dei Turchi befindet.

Marins Vater Leonardo Sanudo, Senator der Republik, verstarb, als Marin Sanudo erst 10 Jahre alt war. Der Junge wurde von seiner Mutter und seinen Onkeln erzogen, erhielt eine sorgfältige humanistische Ausbildung und trat nach Abschluss seiner Studien zunächst in den Dienst der Republik. 1483 begleitete der Achtzehnjährige seinen Vetter Mario, der als einer von drei Sindici inquisitori zu einer Mission auf die Terraferma geschickt worden war, nach Bergamo und nach Albona in Istrien. Bei dieser Gelegenheit begann er, ein Reisetagebuch zu führen, aus dem später sein Buch Itinerario per la terraferma veneziana entstand.

Am 23. Oktober 1484 wurde er zum Großen Rat zugelassen, hatte also das aktive Wahlrecht sowie das passive Wahlrecht für die Ämter, in die er nach den Alterslimiten gewählt werden konnte.

Sanudo war befreundet mit Aldo Manuzio und Mitglied der Accademia Aldina.

Schriften

Handschrift Sanudos aus einem Manuskript von 1521

Bereits in jungen Jahren stellte sich seine außerordentliche Produktivität als Schriftsteller heraus. Er schrieb u.a. verschiedene geschichtliche Bücher, ein Buch über die Metamorphosen des Ovid, ein Buch über das Leben der Päpste, und er übersetzte das Buch Liber secretorum fidelium crucis seines gleichnamigen Vorfahren Marino Sanudo d. Ä. 1484 verfaßte er eine Chronik des Krieges mit Ferrara unter dem Titel Commentari della guerra di Ferrara. Berühmt wurde seine venezianische Chronik Vite dei Dogi (1490-94) von den Anfängen der venezianischen Republik unter dem legendären Dogen Paoluccio Anafesto bis in seine Zeit. Über den Feldzug Karls VIII. von Frankreich schrieb er 1495 La spedizione di Carlo VIII in Italia.

All diese Werke gelten jedoch nur als Vorarbeiten zu seinen monumentalen Tagebüchern, den Diarii in denen er täglich die Ereignisse in Venedig vom Januar 1496 bis zum September 1533 festhielt. Seine Freimütigkeit als Chronist brachte ihn dabei um die Stelle des amtlichen Historikers der Republik. 1531 erhielt nicht er, sondern Pietro Bembo den Staatsauftrag zur Abfassung einer Geschichte Venedigs. Die Diarien wurden vom Rat der Zehn unter Verschluss genommen und waren bis zur Auffindung im Jahr 1784 verschollen.

Ausgaben

  • La spedizione di Carlo VIII in Italia. Raccontata da Marin Sanudo e publicata per cura di Rinaldo Fuli. Venezia 1873.
  • De origine, situ et magistratibus urbis Venetae, ovvero La Citta di Venezia (1493-1530). Kritische Ausgabe von Angela Caracciolo Aricò, Istituto Cisalpino, La Goliardica. 1980.
  • Diarii. Hrsg. Von Fulin, Stefani, Barozzi, Berchet, Allegri. 56 Bände Venedig 1879-1902.
Auszug. Hrsg. Von Paolo Margaroli. 1977.
  • Le vite de i Dogi. In: Rerum Italicarum Scriptores. Bd 22. Abschn. 4. Hrsg. von G. Monticolo, Città del Castello 1900.

Literatur

  • Prefazione ai Diarii di Marino Sanuto di Guglielmo Berchet, Venezia 1879-1902 pubblicati a cura di Rinaldo Fulin, Federico Stefani, Nicolò Barozzi, Guglielmo Berchet e Marco Allegri- E-book im Internetwww.liberliber.it.

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