Martin Ryle

Martin Ryle

Sir Martin Ryle (* 27. September 1918 in Brighton; † 14. Oktober 1984 in Cambridge) war ein britischer Radioastronom, der ein neuartiges Radioteleskopsystem entwickelte und zur genauen Positionsbestimmung schwacher Radioquellen nutzte. Für diese Leistung bekam er zusammen mit Antony Hewish 1974 den Nobelpreis für Physik .

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ryle war ein Neffe des britischen Philosophen Gilbert Ryle. Nachdem er sein Physikstudium an der University of Oxford 1939 abgeschlossen hatte, arbeitete er während des Zweiten Weltkrieges an der Entwicklung des Radars mit. Nach dem Ende des Krieges erhielt er ein Stipendium am Cavendish Laboratory der University of Cambridge, wo er von 1948 bis 1959 Dozent war. 1957 wurde er zum Direktor des Mullard-Radioastronomie-Laboratoriums und 1959 Professor für Radioastronomie. Seit 1952 war er Mitglied der Royal Society und von 1972 bis 1982 Königlicher Astronom. In seinen letzten Lebensjahren setzte er sich für die nukleare Abrüstung ein. Ryle war Funkamateur[1] und hielt das Rufzeichen G3CY.

Wissenschaftliche Leistung

Während seiner früheren Jahre in Cambridge leitete er die Radioastronomie-Gruppe, in der Kataloge der kosmischen Radioquellen angefertigt wurden. Wichtigste Errungenschaft dieser Tätigkeit war die Erstellung des "Third Cambridge Catalogue" ("3C"), der ein wichtiges Hilfsmittel bei der Entdeckung des ersten quasistellaren Objekts ("Quasars") 3C 273 war. Anfang der 1960er Jahre unterstützten Ryles Arbeiten am Mullard-Observatorium die Theorie des Urknalls. Um weit entfernte kosmische Radioquellen wie Quasare zu beobachten, entwickelte Ryle die Apertursynthese. Die Grundlage dafür lieferte eine Interferometeranordnung, die bereits 1891 von Albert Abraham Michelson für astronomische Zwecke eingesetzt wurde. Die Aperntursynthese von Ryle funktionierte nach folgendem Prinzip: Die Auflösung hängt von der Basislinie ab, also von einem Abstand der Teleskope, wobei man genauere Informationen über die Struktur einer Radioquelle dann bekommt, wenn die Beobachtungen mit unterschiedlichen Abständen der Antennen durchgeführt werden. Durch die Zusammenschaltung von verschiedenen räumlich getrennten Teleskopen und der dadurch gesteigerten Winkelauflösung wurde es möglich, die Radioquellen auf der Sonne, Radiogalaxien, Quasare u.a. kosmische Radiostrahler genau zu lokalisieren. Aufgrund dieser von Ryle entwickelter Anordnung gelang es in Cambridge die Lokalisierung des ersten Pulsar.

Für diese bahnbrechenden Leistungen erhielt er 1974 zusammen mit Antony Hewish den Nobelpreis für Physik, wobei zum ersten Mal ein Nobelpreis als Anerkennung für astronomische Forschung verliehen wurde.

Ehrungen

Literatur

  • Francis Graham-Smith: Nachruf in Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society, Vol. 32 (Dec., 1986), pp. 496-524
  • Harenberg Lexikon der Nobelpreisträger. Dortmund, 2000.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.bath.ac.uk/ncuacs/AHRC%20pdf/Ryle.pdf

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Martin Ryle — Born 27 September 1918(1918 09 27) Brighton, England Died 14 October 1984(1984 10 14) …   Wikipedia

  • Martin Ryle — (Brighton, Inglaterra 1918 Cambridge 1984) fue un astrónomo británico galardonado con el Premio Nobel de Física en 1974 junto con Antony Hewish, convirtiéndose en los primeros astrónomos en conseguirlo, por sus trabajos sobre radioastronomía y… …   Wikipedia Español

  • Martin Ryle — [Martin Ryle] (1918–84) an English ↑astronomer. His work helped to establish the ‘big bang’ theory, which argues that all the matter in the universe exploded from a tiny point many millions of years ago. (This was opposed to the ‘steady state’… …   Useful english dictionary

  • Martin Ryle —  Pour l’article homonyme, voir Gilbert Ryle.  Sir Martin Ryle (27 septembre 1918 à Brighton – 14 octobre 1984 à Cambridge) était un radioastronome britannique qui développa des systèmes révolutionnaires de… …   Wikipédia en Français

  • Martin Ryle — ➡ Ryle * * * …   Universalium

  • Physiknobelpreis 1974: Antony Hewish — Martin Ryle —   Die britischen Physiker erhielten den Nobelpreis »für ihre bahnbrechenden Arbeiten in der Radioastrophysik«.    Biografien   Antony Hewish, * Fowey (England) 11. 5. 1924; ab 1971 bis zur Emeritierung Professor für Radioastronomie in Cambridge,… …   Universal-Lexikon

  • Hewish, Antony and Martin Ryle —    Hewish b. 1924; Ryle b. 1918, Brighton; d. 1984, Cambridge    Astronomers    In 1959, Cambridge University appointed Martin Ryle to a new Chair of Radio Astronomy; in 1972 he was appointed Astronomer Royal. He and Antony Hewish worked under… …   Encyclopedia of contemporary British culture

  • RYLE (M.) — Martin RYLE 1918 1984 Astronome de nationalitébritannique, Martin Ryle a accompli presque toute sa carrière scientifique au prestigieux Cavendish Laboratory de l’université de Cambridge. Il a reçu en 1974 le prix Nobel de physique, qu’il a… …   Encyclopédie Universelle

  • Ryle — is the family name of the following individuals: *Gilbert Ryle, philosopher *Martin Ryle, astronomer *Anthony Ryle, psychotherapist *John Charles Ryle, bishop *Herbert Edward Ryle, Old Testament scholar …   Wikipedia

  • Ryle — ist der Familienname folgender Personen: Anthony Ryle, britischer Psychotherapeut Gilbert Ryle (1900–1976), britischer Philosoph Herbert Edward Ryle (1856–1925), Bischof von Exeter und Bischof von Winchester John Charles Ryle (1816–1900), Bischof …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”