- Martin Wähler
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Martin Wähler (* 6. Mai 1889 in Orlamünde; † 3. Juni 1953 in Berlin[1]) war ein deutscher Volkskundler. Er vertrat die rassistische Vorstellung eines dauerhaften, in Rasse und Lebensraum wurzelnden National- und Stammescharakters.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Bedeutung
Martin Wähler wirkte zunächst als Studienrat[1] und Hochschuldozent in Erfurt. Von 1929 bis 1932 war er Professor für Volkskunde an der Pädagogischen Akademie Erfurt.[2] Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten zeigte er offen seine Nähe zur NS-Ideologie. So publizierte er beispielsweise 1934 einen antisemitischen Beitrag in der Zeitschrift für Deutschkunde: „Der größte Teil der Lieder bei den Nationalsozialisten gibt Wege zur Durchführung des Programms, zur Gewinnung der Herrschaft. Revolutionär wie das Ziel ist der Weg. Aus der Zeit des Kampfes stammt das nationalsozialistische Lied ›Wir sind Hitlers braunes Heer, heia, hoho! Wir machen Bonzensessel leer ...‹, später erweitert zu: ›So stehn die Sturmkolonnen, – zum Rassenkampf bereit ...‹“.[3]
1935 wurde er Professor an der Hochschule für Lehrerbildung in Hannover. 1937 trat er der NSDAP und dem NS-Dozentenbund bei. 1942 erhielt er einen Lehrstuhl an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.[1]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er erneut Lehrer in Erfurt. Er wechselte 1950 nach Westberlin, wo er 1953 starb.[2]
Wähler gehörte zu den profiliertesten Volkskundlern der 1920er bis 1950er Jahre. Mit „Der deutsche Volkscharakter“ (1937) und „Thüringische Volkskunde“ (1940) legte er Standardwerke vor. Hierbei ist jedoch die starke Prägung durch völkische Vorstellungen seit dem Ersten Weltkrieg 1914/18 und die ideologische Nähe zum Nationalsozialismus nicht zu übersehen.[2] An jenem prominenten Vertreter der Volkskunde wird das Spannungsverhältnis von bürgerlichem Wissenschaftsverständnis und völkischer Ideologie sowie des Nationalsozialismus deutlich.
Schriften (Auswahl)
- Thüringische Kirchengeschichte. Quelle & Meyer, Leipzig 1926.
- Der deutsche Volkscharakter. Eine Wesenskunde der deutschen Volksstämme und Volksschläge. Diederichs, Jena 1937.
- Thüringische Volkskunde. Diederichs, Jena 1940.
Literatur
- Steffen Raßloff: Volkskunde im 19. und 20. Jahrhundert. Erfurt 2003. (Thüringen. Blätter zur Landeskunde 32)
- Steffen Raßloff: "Der thüringische Stammescharakter". Martin Wähler und die Volkskunde aus völkischem Geist. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 57 (2003). S. 177-204.
- Steffen Raßloff: Martin Wähler (1889-1953). Volkskundler im Spannungsfeld von Wissenschaft und völkischer Ideologie. In: Zeitschrift für Volkskunde 102 (2006). S. 195-219.
Weblinks
- Literatur von und über Martin Wähler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Martin Wähler und die Thüringische Volkskunde
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 635.
- ↑ a b c Lebenslauf.
- ↑ Vollständiges Zitat bei Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich, S. 635.
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