- Maryam Rajavi
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Maryam Rajavi (persisch مريم رجوي; * 4. Dezember 1953[1] in Teheran, Iran; als Maryam Azodanlu; andere Schreibweisen: Mariam Radschawi, Maryam Radjavi) ist eine im Pariser Exil lebende iranische Politikerin. Sie ist die Präsidentin des Nationalen Widerstandsrates im Iran (NWRI). Dieser wird vom sieht Bundesnachrichtendienst als Vorfeldorganisation der Mujahideen e-Khalq bezeichnet, einer Organisation, die zwischen 2001 und 2009 von der EU als Terrororganisation gelistet wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Widerstand
Nach ihrem Studium an der Sharif-Universität für Technologie in Teheran begann sie in den 1970er Jahren politisch aktiv zu werden. Zunächst in einer Anti-Schah-Bewegung, wo sie als eine Führerin einer Studentenbewegung vom herrschenden Regime bedroht wurde. Nach dem Sturz von Schah Mohammad Reza Pahlavi im Jahr 1979 stieg sie innerhalb der militanten iranischen Oppositionsbewegung, der Volksmudschahedin Modjahedin-e Khalq (PMOI), zu einer führenden Persönlichkeit auf, die vor allem intellektuelle Studenten für die Bewegung rekrutierte.
Im Jahr 1980 bewarb sich Maryam Azodanlu für die iranischen Parlamentswahlen, errang jedoch keinen Sitz. Der Bruch mit Chomeini, unmittelbar vor den ersten Präsidentschaftswahlen, erfolgte durch den erzwungenen Rückzug des Führers und Kandidaten der Volksmojahedin, Massoud Rajavi.[2] Der schleichende Ausschluss von der Macht durch die Kleriker veranlasste den nun zu den Klerikern in Opposition stehende Präsident Abū l-Hasan Banīsadr zu landesweiten Demonstrationen im April und Juni 1981 aufzurufen. Als die Auseinandersetzungen im Juni 1981 ihren Höhepunkt erreichten, mussten Banisadr, Rajavi und weitere MEK-Funktionäre den Iran verlassen und fanden ein Exil in Paris. Maryam Azodanlu verließ nach ihren Angaben den Iran 1982.[3]
Maryam Azodanlu heiratete 1985 im Pariser Exil Massoud Rajavi[4], der zuvor mit der Tochter Banisadrs verheiratet war.[5] 1986 musste Massoud Rajavi, vermutlich auf Druck der französischen Regierung, wie der Verfassungsschutz bemerkt, Frankreich verlassen und verlegte sein Hauptquartier in den Irak, um den Widerstand gegen das iranische Regime mit der Unterstützung Saddam Husseins Regime militärisch fortzuführen.[6] Seit dieser Zeit gilt er als verschwunden. 1993 wurde Maryam Rajavi vom NWRI zur sogenannten künftigen Präsidentin des Iran gewählt.[7]
Laut Verfassungsschutzbericht 2008 propagiert Frau Rajavi für den Iran den sogenannten Dritten Weg. „[Danach] sei ein Wechsel der politischen Verhältnisse im Iran weder durch eine militärische Intervention der USA (Erster Weg) noch durch eine Beschwichtigungspolitik Europas (Zweiter Weg) zu erreichen. Die Dritte Option bestehe in der politischen Umwälzung im Iran durch das iranische Volk und seinen organisierten Widerstand, einschließlich der NLA als Befreiungsarmee“ (Verfassungsschutzbericht 2008[8])
Kritik
Bahman Nirumand stellt einen Personenkult um Maryam Rajavi fest, die selbst Ajatollah Chomeini nachahmend, in den Rang des Revolutionsführers gehoben wurde. Wie weit dieser Personenkult reicht, schreibt Nirumand, „zeigte sich im Juni 2003, als die französische Polizei Maryam Rajavi vorübergehend in Untersuchungshaft nahm. Dagegen protestierten mindestens zehn Mitglieder [der MEK] damit, dass sie sich selbst anzündeten. Zwei Frauen starben dabei.“ Nach ihrer Freilassung verkündete Maryam Rajavi:
„Wir haben unsere Ziele erreicht und sind besonders stolz darauf, dass sich so viele für uns geopfert und sich selbst verbrannt haben.“
– Maryam Rajavi[6]
Im Rahmen seiner Agitation kritisierte der NWRI zum Beispiel eine militärische Zielsetzung des iranischen Atomprogramms, wie der Verfassungsschutz feststellte.[9] Ebenso soll die CIA mit den Volksmudschahedin zusammenarbeiten für „die üblichen Geheimdiensttätigkeiten. Sensoren anbringen, um das iranische Atomprogramm zu überwachen. Angriffsziele für die Luftwaffe markieren. Vielleicht auch geheime Lager einrichten und die Truppenstationierung überwachen. Und ein bisschen Sabotage. […] Die Volksmudschahedin sind bereit, Dinge zu tun, für die wir uns schämen müssten, und über die wir am liebsten schweigen. Doch genau für solche Aufgaben benutzen wir sie.“ ([6])
Die Kampforganisation der Volksmudschahedin (dt.: „heilige Volkskrieger“) wurde immer wieder für schwere Attentate gegen Botschaften und Konsulate der Teheraner Regierung verantwortlich gemacht.[10]
Aufklärungsarbeit
Im August 2002 hatten iranische Exilgruppen, darunter die Oppositionsgruppe Nationaler Widerstandsrat Iran (NWRI), die Geheimdienste darauf aufmerksam gemacht, dass das Atomprogramm Irans umfangreicher sei als bisher vermutet.[11]
In einer Selbstdarstellung schreibt Maryam Rajavi darüber in der „WELT“: „Im Sommer 2002 hat der iranische Widerstand die Orte der wichtigsten geheimen Nuklearanlagen, die Pläne für die Urananreicherung und die Plutoniumproduktion enthüllt und die Welt auf ein gefährliches Programm aufmerksam gemacht, das 18 Jahre lang ein Geheimnis gewesen war.“ (Maryam Rajavi[12])
In einer Darstellung vom 13. Oktober 2008 beschreibt Maryam Rajavi die Atomverhandlungen als kostbare Zeit, die es den Teheraner Führern erlaubte, die Endphase beim Bau der Atombombe zu erreichen. „Heute entwickeln sie atomare Sprengköpfe“. Ebenso solle diese Zeit, Rajavi spricht von 6 Jahren, dem Iran ermöglicht haben, „den Irak heimlich und zügellos zu okkupieren und die Demokratie dort zu geißeln.“[13]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Persönliche Website
- ↑ Bahman Nirumand, Keywan Daddjou: Mit Gott für die Macht. Hamburg 1989. ISBN 3-499-12718-0. Seite 287
- ↑ http://www.ncr-iran.org/de/content/view/12/31/
- ↑ http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/2980279.stm
- ↑ Verfassungsschutz 2006 Broschüre über MEK
- ↑ a b c Die mit den schwarzen Mappen, in die tageszeitung am 13. Dezember 2006, abgerufen am 29. Dezember 2009.
- ↑ Verfassungschutzbericht 2007. Seite 246
- ↑ http://www.verfassungsschutz.de/download/SHOW/vsbericht2008.pdf Verfassungsschutzbericht 2008, Seite 298
- ↑ Verfassungschutzbericht 2007. Seite 247
- ↑ Die Zeit: Die Göttin des Widerstands
- ↑ http://www.hsfk.de/downloads/report0104.pdf
- ↑ Die Welt: Maryam Rajavi vom 4. März 2006
- ↑ http://www.ncr-iran.org/de/content/view/1909/1/
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