- Masorti
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Die Masorti-Bewegung ist eine der drei großen religiösen Strömungen innerhalb des zeitgenössischen Judentums. Der Begriff „Masórti“ bedeutet hebräisch: „traditionell“. Die Masorti-Bewegung sieht sich als Teil der Moderne und ist bemüht, eine sowohl zeitgemäße als auch die Traditionen des Judentums achtende Religionspraxis zu verwirklichen.
Inhaltsverzeichnis
Grundsätzliches
In der Masorti-Bewegung werden das Judentum und seine Gesetze (Mizwot Adonai, Kodex der Halacha) nicht als statisch angesehen, sondern als fortlaufender Prozess. So gilt das Prinzip der Egalität in den Gemeinden und Institutionen. Frauen leiten als Rabbinerinnen und Kantorinnen Masorti-Gemeinden. Als Gemeindemitglieder tragen sie bei religiösen Zusammenkünften die Kippa, legen auch Tefillin und werden für den Minjan gezählt. Mädchen feiern ihre religiöse Mündigkeit bei der Bat Mizwa („Tochter des Gesetzes“). Beispiel einer fortlaufenden, lebendigen Entwicklung des Verständnisses von jüdischem Leben ist die aktuelle Debatte um eine Erweiterung des Begriffs der Kaschrut um den Aspekt der ökologischen und arbeitsethischen Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion innerhalb der Masorti-Institutionen.
Missverständlich ist häufig die Übertragung des in den USA synonym verwendeten Begriffs des „Conservative Movement“ (dort in Abgrenzung zum „Reform Judaism“) als deutsches „Konservatives Judentum“. Die Masorti-Bewegung ist wie das Reformjudentum eine Strömung des Liberalen Judentums. Zentrales Merkmal des Liberalen Judentums ist das historisch-kritische Verständnis der Offenbarung der Tora auf dem Sinai. Für das Liberale Judentum ist diese Offenbarung ein fortlaufender, veränderlicher, bis heute andauernder Dialog mit Gott.
Geschichte
Die Masorti-Bewegung hat ihre Wurzeln in der positiv-historischen Schule des Historikers Heinrich Graetz und des Rabbiners Zacharias Frankel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Beide waren Direktor (Fraenkel) bzw. Dozent (Grätz, für jüdische Geschichte und Bibelkritik) am von ihnen gegründeten Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau, das erstmalig eine universitäre Ausbildung als Teil der Rabbiner-Schulung anbot. Pädagogisches Leitmotiv von Fraenkel und Graetz war das Konzept einer ganzheitlichen Ausbildung (19. Jahrhundert: "Herzensbildung").
Masorti in Deutschland
Im Jahr 2002 wurde in Berlin die erste Masorti-Gemeinde gegründet. Die Gemeinde wird seit 2007 von Rabbinerin Gesa Ederberg geleitet. Ederberg ist Rabbinerin in der jüdischen Einheitsgemeinde von Berlin. Mitglieder der Berliner Masorti-Gemeinde beten unter Anderem in einem Betsaal im Gebäudekomplex der Neuen Synagoge Oranienburger Straße. Allerdings ist die in diesem Betsaal im egalitären Ritus betriebene Synagoge nicht an die Masorti-Bewegung, oder eine andere Strömung gebunden, sondern bezeichnet sich selbst als keiner Richtung zugehörig.[1] Daneben unterhält die Berliner Masorti-Gemeinde ein Masorti Zentrum in der Tradition von Franz Rosenzweig sowie einen eigenen Masorti Kindergarten.
Weitere Masorti-Gemeinden existieren in Göttingen, Heilbronn, Weiden und Hamburg.
Quellen / Literatur
- Norman Solomon: Judentum. Reclam Universal Bibliothek Nr. 9780
- Judentum verstehen, Symapathie Magazine, [1]
- Masorti in Deutschland, Masorti Verein Berlin, [2]
- Julius H. Schoeps (Hrsg.), Neues Lexikon des Judentums, Gütersloh 1992
- Andreas Brämer, "Rabbiner Zacharias Frankel. Hildesheim [u.a.]: Olms, 2000
Weblinks
- Masorti Deutschland (Berlin)
- Europäisches Masorti Beit Din
- Masorti Olami, Weltverband
- The Schechter Institute of Jewish Studies, Jerusalem
- Kehilat Beit Shira - Jüdische Masorti Gemeinde Hamburg
Quellen
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