Matthias Kneißl

Matthias Kneißl
Mathias Kneißl vor seiner Exekution

Mathias Kneißl (* 4. August 1875 in Unterweikertshofen; † 21. Februar 1902 in Augsburg; genannt Kneißl Hias, Räuber Kneißl oder auch Schachenmüller-Hiasl) war ein bekannter bayerischer Räuber.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war das älteste von sechs Kindern armer Gastwirtsleute, die 1886 die Schachermühle bei Sulzemoos erwarben. Mit 16 wurde er das erste Mal eingesperrt, weil Mitglieder seiner Familie als Opferstockdiebe verdächtigt wurden. Sein Vater starb 1892, als ihn die Polizei abtransportierte. Daraufhin ging er mit seinen Brüdern auf Raubzüge. 1893 wurde er zum zweiten Mal verhaftet. Sein jüngerer Bruder hatte bei einem Festnahmeversuch einen Polizisten angeschossen und starb nach vier Jahren im Gefängnis an Schwindsucht. Mathias Kneißl wurde zu fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung im Februar 1899 arbeitete er als Schreiner in Nußdorf am Inn.

Nach einem halben Jahr wurde Kneißl auf Drängen des Gendarmeriekommandanten Adam Saalfrank von seinem Meister entlassen, da seine Kollegen sich weigerten, mit ihm länger zusammenzuarbeiten. Er fand darauf wegen seines schlechten Leumunds keine feste Anstellung mehr.

Zusammen mit einem Komplizen unternahm er daraufhin erneut Einbrüche. Zwei Jahre lang wurde er von der Polizei gesucht. Nachdem sein Komplize gefasst worden war, setzte er schwerbewaffnet seine Raubzüge alleine fort, wobei er hauptsächlich Einödhöfe aufsuchte. Bei einem Festnahmeversuch kam es am 30. November 1900 in Irchenbrunn zu einem Schusswechsel, bei dem zwei Polizisten so schwer verletzt wurden, dass sie später starben. Drei Monate später, im März 1901, wurde er im Aumacheranwesen in Geisenhofen von 60 Polizisten gestellt. Diese beschossen das Haus, wobei Kneißl durch einen Treffer in den Unterleib schwer verletzt wurde.

Der Prozess

Vom 14. bis 19. November 1901 fand vor dem Schwurgericht Augsburg der Prozess gegen ihn statt. Kneißl hatte sich wegen zweier Mordtaten, versuchten Totschlags sowie wegen schweren Raubes und räuberischer Erpressung zu verantworten. Bei der Gerichtsverhandlung, die von der Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wurde, soll er gesagt haben: „Ich kann kein Unrecht leiden. Ich kann mich nicht beugen, lieber geh' ich selber zugrunde.“

Kneißl gab alle ihm zur Last gelegten Verbrechen zu, verneinte aber eine Tötungsabsicht gegenüber den beiden von ihm erschossenen Polizisten. Die Geschworenen befanden ihn für schuldig wegen Mordes, wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, wegen räuberischer Erpressung, wegen schweren Raubes und wegen vorsätzlicher Körperverletzung.

Der Gerichtshof verurteilte ihn daraufhin auf Antrag des Staatsanwalts wegen Mordes zum Tode und wegen der anderen Straftaten zu 15 Jahren Zuchthaus sowie zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Berühmt ist Kneißl für das angebliche Zitat „De Woch fangt scho guat o“ bei der Urteilsverkündung. Oft wird behauptet, er habe dies am Tag seiner Hinrichtung ausgesprochen, doch das war ein Freitag.

Der Vorsitzende, Oberlandesgerichtsrat Rebholz, bat in einem Brief seinen Minister, das über Kneißl verhängte Todesurteil nicht vollstrecken zu lassen, was der Minister aber ablehnte. Kneißl wurde mit der Guillotine hingerichtet. Scharfrichter war damals Franz Xaver Reichhart, der Onkel des späteren „letzten bayerischen Scharfrichters“ Johann Reichhart, der unter anderem auch die Mitglieder der Weißen Rose hinrichtete.

Nachleben

Kneißl galt schon zu Lebzeiten als Volksheld. Das Volk, vor allem die Kleinbauern und Gütler, sahen in seinem räuberischen Leben etwas Revolutionäres, ein Aufbegehren gegen die Obrigkeit. Es entstanden so Spottgedichte und Lieder wie die Kneißl-Moritat, die vom Kiem Pauli vertont wurde.

Ein vielstrophiges Kneißl-Lied beginnt mit den Versen:

„I bi vo Weikatshofa,
I sag's ganz unscheniert,
Mei Vata war a Müller,
da Paschkoliniwirt.
Mei Muatta war a Zweigerl
vom Paschkolini-Kern,
Sie liabt bis heut no allerweil
die junga Burschn gern“

[1]

Auch in jüngerer Zeit ist der Kneißl Hias ein Begriff: Reinhard Hauff inszenierte 1970 den Film Mathias Kneißl mit Hans Brenner in der Titelrolle. Georg Ringsgwandl schrieb eine Kneißl-Ballade. Am Münchner Volkstheater war die Geschichte von Mathias Kneißl in der Regiefassung von Christian Stückl bis zum Mai 2007 zu sehen. Der Film mit dem Titel Räuber Kneißl des bayerischen Regisseurs Marcus H. Rosenmüller über das Leben und Treiben des Mathias Kneißl hatte am 24. Juni 2008 beim 26. Filmfest München Premiere und kam am 21. August 2008 in die deutschen Kinos. Die Hauptrolle übernahm Maximilian Brückner, der auch schon am Münchner Volkstheater von 2004 bis 2007 den Mathias Kneißl spielte. Sein Bruder Florian, der die Rolle von Kneißls Bruder Alois ebenfalls schon am Münchner Volkstheater spielte, spielt ihn auch im Film. Seit 1991 ist eine Oldtimer-Rallye („Räuber-Kneißl-Classic's“) nach ihm benannt.

Die Legendenbildung um Kneißl ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Erzählungen um den Bayerischen Hiasl (Matthias Klostermayr) entstanden. Die Journalistin Ulrike Frick bezeichnete Kneißl als „Rebellen und Volkshelden“ sowie als „Voralpen-Robin Hood“. [2] Die Verehrung, die Kneißl heute widerfährt, bis hin zur Verklärung, beruht auch darauf, dass viele Bayern das Rebellische als bayerische Tugend sehen und zu große Bevormundung nur Widerstand in ihnen regt.

Literatur

  • Räuberhauptmann Kneißl vor dem Schwurgericht In: Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung. 1911-1921, Band 2, S. 192-221. (Onlinefassung)
  • Marlene Reidel: Der Räuber Kneißl. ISBN 3784601766
  • Wilhelm L. Kristl: Das traurige und stolze Leben des Mathias Kneißl. ISBN 393587751X
  • Manfred Böckl: Mathias Kneißl, Der Raubschütz von der Schachermühle. ISBN 3892512582
  • Michael Farin: Polizeireport München 1799-1999. 2001, ISBN 3933510252

Medien

Quellen

  1. Text nach Die Chronik Bayerns, Chronik Verlag, 3. Auflage 1994
  2. Münchner Merkur, 21. August 2008, Seite 18, Western aus Bayern: Mit düsterem Heiligenschein

Weblinks



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