Max Sülzenfuß

Max Sülzenfuß

Max Lorenz, eigentlich Max Sülzenfuß, (* 10. Mai 1901 in Düsseldorf; † 11. Januar 1975 in Salzburg) war ein deutscher Tenor.

Während seiner Gesangsausbildung Anfang der 20er Jahre änderte er seinen Namen von Max Sülzenfuß in den Künstlernamen Max Lorenz.

Er debütierte im Jahre 1926 an der Dresdner Staatsoper. Fünf Jahre später verpflichtete man ihn an die Berliner Staatsoper. Es folgten zahlreiche Gastspiele an vielen Opernhäusern in aller Welt. Parallel dazu sang er ab 1930 bei den Opernfestspielen in Bayreuth, war von 1931 bis 1934 Mitglied der New Yorker Metropolitan Opera und ab 1941 Mitglied der Wiener Staatsoper. Während der NS-Zeit spielte er die kleine Rolle eines Opernsängers in den Film "Altes Herz wird wieder jung".

Lorenz war zwar homosexuell, aber seit 1932 mit der Jüdin Charlotte (Lotte) Appel verheiratet, die auch als seine Managerin tätig war. Seine Homosexualität war von den Nationalsozialisten zunächst stillschweigend geduldet worden. Als Lorenz jedoch wegen einer Affäre mit einem jungen Mann vor Gericht gestellt wurde, teilte Adolf Hitler der damaligen Leiterin der Bayreuther Festspiele, Winifred Wagner, mit, dass Lorenz für die Festspiele untragbar geworden sei. Winifred Wagner soll — ihrer eigenen Schilderung zufolge — Hitler entgegnet haben, dass sie in diesem Fall "Bayreuth schließen" könne; denn ohne Lorenz könne sie "Bayreuth nicht machen". Nach dem Ende des Gerichtsverfahrens erklärte ihr Hitler, dass Lorenz weiterhin in Bayreuth auftreten dürfe.[1]

Was seine jüdische Ehefrau betraf, bestand Lorenz darauf, sich mit ihr in der Öffentlichkeit zu zeigen; ein Verhalten, das von den Nationalsozialisten als Provokation empfunden wurde. Als SS-Leute während Lorenz' Abwesenheit seine Frau und seine Schwiegermutter aus der Wohnung abholen sollten, konnte dies im letzten Moment verhindert werden: Lotte Lorenz konnte über eine Telefonnummer, die sie von Hermann Görings Schwester erhalten hatte, mit einer vorgesetzten Stelle telefonisch Kontakt aufnehmen; von dort erging an die SS-Leute die Weisung, die Wohnung zu verlassen und die Frauen unbehelligt zu lassen. Als Reaktion auf diesen Vorfall dekretierte Göring mit Schreiben vom 21. März 1943, dass Lorenz unter seinem persönlichen Schutz stehe und jedes Vorgehen gegen Lorenz, dessen Frau und deren Mutter zu unterbleiben habe.[2]

Waldemar Kmentt zufolge soll Max Lorenz seine privilegierte Stellung im Dritten Reich dazu verwendet haben, neben seiner Frau auch etliche jüdische Freunde und Kollegen vor Verfolgung zu schützen.[3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich Lorenz in Wien nieder und erwarb die österreichische Staatsbürgerschaft. Er war in dieser Zeit der führende Heldentenor an der Wiener Staatsoper und absolvierte auch zahlreiche Gastspiele an ausländischen Opernbühnen. In Bayreuth sang Lorenz zum letzten Mal 1954; dann folgten regelmäßige Auftritte bei den Salzburger Festspielen.

Max Lorenz war ein echter Wagner-Tenor und feierte seine größten Erfolge als Heldentenor in Wagner-Opern. 1960 sang er zum letzten Mal in Dresden den Tristan. Seinen letzten Auftritt auf einer Opernbühne hatte Lorenz 1962 an der Wiener Staatsoper. Zwei Jahre später starb seine Ehefrau Lotte.

Deren in Israel lebender Bruder, James, schrieb Lorenz danach einen Brief, in dem es unter Anderem heißt:

[...] was Du in menschlicher Beziehung getan hast, wird für mich immer ein Vorbild sein: Du hast in der ganzen Hitlerzeit treu zu Deiner jüdischen Frau gehalten, und darüber hinaus hast Du meine selige Mutter unter eigener Gefahr bei Dir zuhaus versteckt gehalten. Daran werde ich mich immer mit tiefer Dankbarkeit erinnern.[4]

Das Grab von Max und Lotte Lorenz befindet sich im Ehrenhain auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 37).


Inhaltsverzeichnis

Hörbeispiele

  • [1] Richard Wagner, Rienzi 1. Akt: "Rienzi! Rienzi! Hoch, Rienzi, hoch"
  • [2] Richard Wagner, Siegfried 1. Akt: "Nothung, Nothung"

Literatur

  • Walter Herrmann: Max Lorenz. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1976

Weblinks

Quellen

  1. TV-Dokumentation Wagners Meistersänger — Hitlers Siegfried. Auf den Spuren von Max Lorenz.
  2. Quelle: obige TV-Dokumentation
  3. Quelle: obige TV-Dokumentation
  4. Quelle: obige TV-Dokumentation

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