- Heldentenor
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Als Heldentenor bezeichnet man eine Art der Tenorstimme. Heldentenöre haben eine „schwerere“, tragfähigere Stimme als beispielsweise ein lyrischer Tenor, sie singen im dramatischen Fach. Volumen und Widerstand der Heldentenor-Stimme stehen für ihre Qualität im Vordergrund, doch ist auch ihre Modulationsfähigkeit wichtig.
Die Bedeutung von Held ist hier nicht als Eigenschaft des heroischen Rollencharakters zu verstehen, sondern im Sinne des dramatischen Helden, das heißt des Protagonisten. Im Gegensatz zu Primadonna, der „ersten Sängerin“, ist die korrespondierende Bezeichnung primo uomo heute so gut wie ausgestorben. Das Wort Heldentenor hatte für deutschsprachige Opern eine derartige Bedeutung, dass es unter anderem in die englische, französische, russische und polnische Sprache aufgenommen wurde.
Die Stimmart gliedert sich in mehrere Formen, so den Tenore Robusto, der in der großen romantischen Oper (Wagner, auch Verdi) die hochdramatischen Titelpartien singt, oder den Tenore di Forza, dessen Partien zwar grundsätzlich lyrisch angelegt sind, aber in den Höhepunkten ihrer Arien eine strahlende, „ausbrechende“ Stimme erfordern.
Stimmfach Heldentenor
Heldentenor ist außerdem eine Bezeichnung für ein Stimmfach, in dem die betreffenden Opern- und Oratorienpartien zusammengefasst sind.
Beispiele für Partien des Heldentenors sind:
- Hector Berlioz, „Les Troyens“: Énée (Aeneas)
- Benjamin Britten, „Peter Grimes“: Titelrolle
- Giuseppe Verdi, „Otello“: Titelrolle
- Richard Wagner, „Tannhäuser“: Titelrolle
- Richard Wagner, „Der Ring des Nibelungen“: Siegmund und Siegfried
- Richard Wagner, „Tristan und Isolde“: Tristan
Bekannte Heldentenöre sind oder waren: Jacques Urlus, Leo Slezak, Lauritz Melchior, Bernd Aldenhoff, Mario del Monaco (der allerdings außer dem Otello v. a. Spinto-Partien sang), Max Lorenz, Franz Völker, Ludwig Suthaus, Set Svanholm, Ramon Vinay, Hans Hopf, Hans Beirer, Wolfgang Windgassen, Jon Vickers, Hermin Esser‚ Heikki Siukola, Wolfgang Neumann, René Kollo, Siegfried Jerusalem, Torsten Kerl, Peter Seiffert, Ben Heppner, und Erich Witte.
Stimmfach Jugendlicher Heldentenor
Der Jugendliche Heldentenor und insbesondere seine italienische Ausprägung, der tenore spinto, werden allgemein als gesondertes Stimmfach angesehen, nämlich als Übergangsfach zwischen lyrischem Tenor und dramatischen, also Heldentenor. Viele Heldentenöre singen in einem früheren Stadium ihrer Karriere die Partien des „jugendlichen Heldentenors“, die andererseits auch häufig von ansonsten eher „lyrischen“ Tenören gesungen werden.
Bekannte Partien des jugendlichen Heldentenors sind
- Ludwig van Beethoven, „Fidelio“: Florestan
- Ruggero Leoncavallo, „Der Bajazzo“: Canio
- Giacomo Puccini, „Tosca“: Cavaradossi
- Giacomo Puccini, „Turandot“: Calaf
- Richard Strauss, „Ariadne auf Naxos“: Bacchus
- Giuseppe Verdi, „La Forza del Destino/Die Macht des Schicksals“: Alvaro
- Giuseppe Verdi, „Don Carlo“: Titelrolle
- Giuseppe Verdi, „Aida“: Radames
- Richard Wagner, „Der fliegende Holländer“: Erik
- Richard Wagner, „Lohengrin“: Titelrolle
- Richard Wagner, „Die Meistersinger von Nürnberg“: Walther von Stolzing
- Richard Wagner, „Parsifal“: Titelrolle
- Carl Maria von Weber, „Der Freischütz“: Max
Im Stimmfach „Jugendlicher Heldentenor“ sind Sänger zuhause wie beispielsweise Siegfried Jerusalem (der später auch das schwere Fach sang), Peter Hofmann (ebenso), der Amerikaner Robert Dean Smith, Klaus Florian Vogt und inzwischen auch Jonas Kaufmann.Das Repertoire des Tenore spinto (teilweise auch in der Mischform des lirico spinto) haben unter anderem Enrico Caruso, Benjamino Gigli, Jussi Björling, Giuseppe Di Stefano, Franco Corelli, Carlo Bergonzi, Luciano Pavarotti, Plácido Domingo, José Carreras gesungen.
Wiktionary: Heldentenor – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenKategorie:- Opernfach
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