Mecklenburg (Burg)

Mecklenburg (Burg)
Denkmal auf dem Burgwall

Die Mecklenburg (im Mittelalter Michilin-/Michelin-/Mikelinburg = „große Burg“), war der ursprüngliche Hauptsitz der von dem Fürsten Niklot und seinem Sohn Pribislaw abstammenden Fürsten und Herzöge von Mecklenburg und lag auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Dorf Mecklenburg südlich von Wismar. Von der nicht erhaltenen Burg zeugt heute noch ein Erdwall. Ihr früher Name Wiligrad führte zur Namensgebung beim heutigen Schloss Wiligrad.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Die Anlage erstreckte sich über eine Fläche von 23196 m², die größte Außenlänge betrug 234 Meter, die größte Außenbreite 185 Meter und die maximale Höhe 12,75 Meter. Der geschützte, ellipsenförmige Innenraum der Burganlage hatte eine Größe von etwa 1,4 Hektar. Zum Aufbau des ersten Walls in Kastenkonstruktion aus Eichenbohlen und Rammpfählen waren nach wissenschaftlichen Berechnungen die Bewegung von 25.000 m³ Erdmassen sowie die Beschaffung von 9400 Festmetern Holz notwendig.

Geschichte

Der erste Slawische Burgwall im Bereich der Mecklenburg wurde archäologischen Ausgrabungen zufolge bereits in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts auf der Spitze einer Halbinsel errichtet[1]. Funde slawischer Keramik aus den Schichten hinter der Burgmauer lassen sich dem sogenannten Feldberger Typ zuordnen[2]. Um 680 wurde die Anlage erstmals erneuert, später folgten immer wieder Umbauten[3]. Der Aufbau der Wasserburg erfolgte durch Aufschüttung eines mächtigen Walls in sieben Bauphasen in einem zu der Zeit nur schwer zugänglichen Moorgebiet.

Seit dem 10. Jahrhundert ist die Burganlage als Stammesfürstensitz und Hauptburg der Obodriten belegt. Sie steht in enger Verbindung mit dem frühmittelalterlichen Handelsplatz Reric. 965 wurde die Burg in einem Bericht des jüdisch-andalusischen Händlers Ibrahim Ibn Jacub als Nakons Burg bezeichnet. Sie war im Ostseeraum für ihren riesigen Sklavenmarkt bekannt. Aus Mikelenburg wurde im Laufe der Zeit Mecklenburg. König Otto III. erwähnte am 10. September 995 erstmals urkundlich die Mecklenburg. Bei kriegerischen Handlungen mit deutschen und dänischen Feudalherren wurde die Anlage 1160 und 1164 zerstört. Im selben Jahrhundert unterlag der obodritische Stammesverband schließlich dem Eroberungszug unter Heinrich dem Löwen. 1062 wurde aus dem Bistum Oldenburg ein neues Bistum Mecklenburg ausgegliedert, das 1160 nach Schwerin verlegt wurde.

Die Burg wurde wiederaufgebaut, doch bereits 1256 ließ Johann I. von Mecklenburg sie abreißen, um das Material für den Bau des Schlosses in der damals aufblühenden Stadt Wismar zu verwenden. Nachdem die Burg 1277 während des Vormundschaftsstreits während der Gefangenschaft Heinrichs des Pilgers für die Mecklenburger Fürsten und die Herrscher von Werle, die von hier aus ihre Raubzüge ausführten, noch einmal aufgebaut wurde, fiel sie 45 Jahre später erneut - nun endgültig - der Zerstörung zum Opfer. Aus der Siedlung der Vorburg entstand in der Mitte des 14. Jahrhunderts das Dorf Mecklenburg. Nach der oberflächlichen Abtragung der Trümmer wurde der Wall von Bauern landwirtschaftlich genutzt. Die erste Aufforstung mit Eichen erfolgte im Jahr 1856. 1870 legte man den Friedhof des Dorfes in den noch deutlich erkennbaren, bis zu sieben Metern hohen Burgwall an. An die Burg erinnert heute der Straßenname Am Burgwall.

Ausgrabungen

Friedrich Lisch führte auf dem Gelände von 1839 bis 41 erste Grabungen und Vermessungen durch. 1854 wurde der Wall durch großherzoglichen Erlass zum Bodendenkmal erklärt. Erneute, umfangreiche Grabungen in einer Schnittlänge von 52 Metern am Südwall und auf einer Fläche von 1175 m² vor der Burg gab es in den Jahren 1967-71 unter Leitung von Prof. Dr. Claus Donat von der Akademie der Wissenschaften.

Literatur

  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, S. 276ff. ISBN 3-910179-06-1
  • Ulrike Sommer: Die Mecklenburg, der Ort der dem Land seinen Namen gab. Kai Homilius Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-931121-14-3
  • Joachim Herrmann: Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der Slawischen Stämme westlich von Oder und Neiße vom 6. bis 12. Jahrhundert. Akademie-Verlag Berlin 1985.

Einzelnachweise

  1. Herrmann: S. 211
  2. Herrmann: S. 32
  3. Herrmann: S. 211

Weblinks

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