- Bistum Oldenburg
-
Das Bistum Oldenburg ist ein ehemaliges römisch-katholisches Bistum im heutigen Schleswig-Holstein, das etwa von 970 bis 1160 bestand. Da es das Gebiet der slawischen Wagrier (heute Ostholstein) umfasste, wird es auch Wagrier-Bistum genannt.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Der Name Aldinburg, später Oldenburg, entstand als Übersetzung der slawischen Ortsbezeichnung Starigrad "Alte Burg". Starigrad war der Hauptort der wendischen Wagrier und Sitz eines Heiligtums des wagrischen Gottes Prove, und somit ein anscheinend günstiger Ausgangspunkt für die Missionierung der Slawen.
Gründung
Das Bistum Oldenburg in Holstein wurde vom Hamburger Erzbischof Adaldag im Auftrag von Kaiser Otto I. wahrscheinlich im Jahre 972 zum Zwecke der Slawenmissionierung und Kolonisierung der wendischen Gebiete gegründet. Es gibt auch Ansichten, die eine Gründung bereits 968 oder schon vor 950 vertreten.
Zum ersten Bischof von Oldenburg wurde von Adaldag ein Geistlicher namens Egward bestimmt. Die Nachrichten über einen angeblich ersten Bischof namens Marco oder Merka sind sehr unsicher. Das Gebiet des Bistums reichte von der dänischen Grenze an der Kieler Bucht bis an die Grenze des Bistums Havelberg im Süden, wurde aber im nächsten Jahrhundert auf das eigentliche Wagrien (Ostholstein) beschränkt. Oldenburg war als Suffraganbistum dem damaligen Erzbistum Bremen unterstellt.
Slawenaufstände
Der Gründung des Bistums folgte nach wenigen friedvollen Jahren eine lange Periode slawischer Aufstände und kriegerischer Auseinandersetzungen. Darüber berichtet der spätere Bosauer Pfarrer und Chronist Helmold († 1177) ausführlich in seiner Slawenchronik. Der Slawenaufstand von 983 zerstörte weitgehend das bis dahin Erreichte. Die Bischofskirche in Oldenburg ging in Flammen auf, Bischof Ekizo konnte nach Mainz flüchten, sein Nachfolger Folkward gab Wagrien auf. Der Franke Reginbert, als neuer Bischof Oldenburgs vorgesehen, hat es nie betreten. Ein Lichtblick schien sich 1043 zu zeigen, als der christliche Slawenfürst Gottschalk Herr der Wagrier wurde und versuchte, sein Volk zum Christentum zu bekehren. Diese friedliche Zwischenphase wurde im Jahre 1066 durch einen erneuten heftigen Wagrieraufstand unter der Führung des Stammes der Liutizen abrupt beendet, der alles Christliche im Lande hinwegfegte. Bischof Ezzo entkam zwar dem Gemetzel, das Bistum der Wagrier verschwand aber über 80 Jahre aus der Geschichte. 1062 wurden aus dem Bistum Oldenburg die neuen Bistümer Mecklenburg und Ratzeburg ausgegliedert.
Neubeginn der Slawenmission
Im 12. Jahrhundert trieb Heinrich der Löwe die Kolonisation in den slawischen Siedlungsgebieten des östlichen Nordelbingens und in Mecklenburg in einem zweiten großen Anlauf erneut voran. Die Slawenmission wurde 1126 von Bremen und Hamburg aus erneut aufgenommen. 1134 überreichte dazu Kaiser Lothar auf Anregung des Bischofs dem Hochstift Burg und Stift Segeberg.
Bischof Vicelin
Im Zuge dieser zweiten Kolonisation wurde das alte wendische Missionsbistum Oldenburg formal wiederhergestellt. 1149 wurde Vicelin als neuer Oldenburger Bischof eingesetzt, nachdem der Bischofssitz über 80 Jahre verwaist war. Weil das Gebiet um Oldenburg selbst immer noch wendisches Rückzugsgebiet und die Wiederherstellung des alten Bischofssitzes aus Sicherheitsgründen dort noch nicht möglich war, siedelte Bischof Vicelin nach Bosau über, ließ dort die Petrikirche erbauen (die erste sog. Vicelin-Kirche) und übte seine Amtsgeschäfte von Bosau aus. Wenige Tage nach der Kirchweihe in Bosau (1152) erlitt Vicelin einen Schlaganfall, der seine rechte Seite lähmte und seine Sprechfähigkeit stark beeinträchtigte. Zwei Jahre später starb er am 12. Dezember 1154 in Neumünster.
Bischof Gerold
Unter seinem Nachfolger Bischof Gerold wurde 1156 der Bischofshof Eutin gegründet und der Oldenburger Bischofssitz 1160 (nach neueren Forschungen vielleicht erst 1163) auf Veranlassung Heinrichs des Löwen nach Lübeck verlegt. Bischof Gerold verstarb 1163 bei seinem Freund Helmold in Bosau. Mit ihm endet das Bistum Oldenburg.
Die Bischöfe des Bistums Oldenburg
Bischöfe von bis Bemerkungen Marco (Mareus, Merka) 952 972 Bischof von Schleswig Ekward (Egward) 972 974 1. Bischof von Oldenburg Wago 974 983 Egizo (Ekizo, Eziko) 983 988 Volkward (Folkward) 989 990 Reginbert 992 1013 Bernhard 1013 1023 Reinhold 1023 1030 Meinher 1030 1038 Abelin 1038 1048 Ehrenfried (Ezzo) 1051 1066 Vizelin 1149 1154 Bischofssitz Bosau Gerold 1154 1160 (1163) Bischofssitz Eutin Literatur
- Küchenmeister, Rumold: 800 Jahre St. Johanniskirche zu Oldenburg. In: Festschrift zur 850-Jahr-Feier der St. Johanniskirche zu Oldenburg in Holstein. Kirchenvorstand der evg.-luth. Kirchengemeinde Oldenburg in Holstein, Oldenburg 2007. (Originalbeitrag von 1957 mit historischen Ergänzungen von Jürgen Eberhardt 2007.)
- Helmold von Bosau: Chronica Slavorum. Aus dem Lateinischen übersetzt von J. M. Laurent und W. Wattenbach. Phaidon, Kettwig 1990.
- Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 10: Hansestadt Lübeck - Ostholstein - Kiel. von Zabern, Mainz 1972.
Siehe auch
- Bistum Lübeck
- Apostolisches Vikariat des Nordens
- Liste der ehemaligen katholischen Bistümer
- Liste der katholischen Bistümer
- St.-Johannis-Kirche (Oldenburg in Holstein) (ehemalige Kathedrale)
- Petrikirche zu Bosau
Weblinks
Kategorien:- Ehemaliges römisch-katholisches Bistum (Deutschland)
- Kreis Ostholstein
Wikimedia Foundation.