Medizinprodukte-Richtlinie

Medizinprodukte-Richtlinie

Die Richtlinie 93/42/EWG des Rates vom 14. Juni 1993 über Medizinprodukte ist eine EG-Richtlinie und wird in Deutschland und Österreich kurz als Medizinprodukterichtlinie bezeichnet. International spricht man von der Richtlinie als Medical Device Directive (MDD) unter Directive 93/42/EEC.

Sie ist das wichtigste Regelungsinstrument für die Sicherheit von Medizinprodukten im Europäischen Raum.

Medizinprodukte im Sinne der Richtlinie sind alle einzeln oder miteinander verbunden verwendeten Instrumente, Apparate, Vorrichtungen, Stoffe oder anderen Gegenstände, einschließlich der für ein einwandfreies Funktionieren des Medizinprodukts eingesetzten Software, die vom Hersteller zur Anwendung für Menschen für folgende Zwecke bestimmt sind:

  • Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten;
  • Erkennung, Überwachung, Behandlung, Linderung oder Kompensierung von Verletzungen oder Behinderungen;
  • Untersuchung, Ersatz oder Veränderung des anatomischen Aufbaus oder eines physiologischen Vorgangs;
  • Empfängnisregelung,

und deren bestimmungsgemäße Hauptwirkung im oder am menschlichen Körper weder durch pharmakologische oder immunologische Mittel noch metabolisch erreicht wird, deren Wirkungsweise aber durch solche Mittel unterstützt werden kann. Im Sinne dieser Richtlinie wird Zubehör als eigenständiges Medizinprodukt behandelt, weitere Artikel, die als Medizinprodukte definiert sind, sind:

  • Sonderanfertigungen von Produkten nach ärztlicher Vorgabe für bestimmte Patienten,
  • für klinische Prüfungen am Menschen bestimmte Produkte.

Wie alle europäischen Richtlinien ist es das vorrangige Ziel der Richtlinie, den freien Warenaustausch zu ermöglichen. Dies wird aus Artikel 2 ersichtlich, der fordert: "Die Mitgliedstaaten treffen alle erforderlichen Maßnahmen, damit die Produkte nur in Verkehr gebracht und/oder in Betrieb genommen werden dürfen, wenn sie bei sachgemäßer Lieferung, Installation, Instandhaltung und ihrer Zweckbestimmung entsprechender Verwendung die Anforderungen dieser Richtlinie erfüllen."

Die weiteren Artikel behandeln die verwaltungsmäßige Umsetzung und verweisen auf weitere rechtliche Verknüpfungen.

Die Umsetzung der Medizinprodukterichtlinie in jeweils nationales Recht erfolgt durch entsprechende nationalen Gesetze, in Deutschland und Österreich durch das Medizinproduktegesetz (Gesetz über Medizinprodukte). Die Schweiz, obschon weder Mitglied der Europäischen Union noch des Europäischen Wirtschaftsraumes, bezieht sich in der Medizinprodukteverordnung ebenfalls auf diese Richtlinie.

Folgende Medizinprodukte unterliegen nicht der Medizinprodukterichtlinie

  • Aktive implantierbare medizinische Geräte (z.B. Herzschrittmacher) unterliegen der Richtlinie 90/385/EWG,
  • In-vitro-Diagnostika gemäß Artikel 5 a des MPG, unterliegen der Richtlinie 98/79/EG,
  • Feste nicht wiederverwendbare Einheiten mit einem Arzneimittel (Arzneimittelkit),
  • Nationale Ausnahmen, siehe Medizinprodukt/Nationale Ausnahmen

Zur Definition Medizinprodukt, was darunter fällt und was nicht, siehe dort (siehe auch Produktabgrenzung).

Revision der Richtlinie 2007

Am 29. März 2007 hat das Europäische Parlament dem Vorschlag zur Änderung der Richtlinien 90/385/EWG und 93/42/EWG des Rates sowie der Richtlinie 98/8/EG im Hinblick auf die Überarbeitung der Richtlinien über Medizinprodukte (KOM(2005)0681 – C6-0006/2006 – 2005/0263(COD)) zugestimmt.

Die Veröffentlichung der Novelle der Richtlinien 90/385/EWG, 93/42/EWG und 98/8/EG erfolgte schließlich am 5. September 2007 mit der Richtlinie 2007/47/EG. Die Richtlinie trat am 25. September 2007 in Kraft. Entsprechende nationalen Medizinproduktegesetze der Mitgliedsstaaten müssen bis zum 21. Dezember 2008 an die Novelle der Richtlinie angepasst werden. Ab dem 21. März 2010 sind die Bestimmungen der Novelle anzuwenden.

Weblinks

Bitte beachte den Hinweis zu Rechtsthemen!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Richtlinie 93/42/EWG über Medizinprodukte — Basisdaten der Richtlinie Titel: Richtlinie 93/42/EWG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 1993 über Medizinprodukte Kurztitel: (nicht amtlich) Medizinprodukte Richt …   Deutsch Wikipedia

  • Richtlinie 93/42/EWG — Die Richtlinie 93/42/EWG des Rates vom 14. Juni 1993 über Medizinprodukte ist eine EG Richtlinie und wird in Deutschland und Österreich kurz als Medizinprodukterichtlinie bezeichnet. International spricht man von der Richtlinie als Medical Device …   Deutsch Wikipedia

  • Richtlinie 98/79/EG — Basisdaten der Richtlinie Titel: Richtlinie 98/79/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom vom 27. Oktober 1998 über In vitro Diagnostika Kurztitel: (nicht amtlich) IVD Richtl …   Deutsch Wikipedia

  • Medizinprodukte — Mit dem Gesetz über M. (Medizinproduktegesetz (MPG)) i.d.F. vom 7.8.2002 (BGBl I 3146) werden die Richtlinien des Rates über aktive implantierbare medizinische Geräte (90/385/EWG) und die Richtlinie des Rates über M. (93/42/EWG) in deutsches… …   Lexikon der Economics

  • Gesetz über Medizinprodukte — Medizinproduktegesetz (kurz MPG) bezeichnet in Deutschland und Österreich die nationale Umsetzung der europäischen Richtlinien 90/385/EWG für aktive implantierbare medizinische Geräte, 93/42/EWG für Medizinprodukte und 98/79/EG für In vitro… …   Deutsch Wikipedia

  • Medizinprodukt — bezeichnet einen Gegenstand oder einen Stoff, der zu medizinisch therapeutischen oder diagnostischen Zwecken für Menschen verwendet wird, wobei die bestimmungsgemäße Hauptwirkung im Unterschied zu Arzneimitteln primär nicht pharmakologisch,… …   Deutsch Wikipedia

  • Kontrastmittel-Einlauf — Kontrastmittel dienen dazu, die Darstellung von Strukturen und Funktionen des Körpers in bildgebenden Verfahren zu verbessern und werden vor allem in der Röntgendiagnostik, der Magnetresonanztomografie (MRT) und der Sonografie eingesetzt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kontrastmitteleinlauf — Kontrastmittel dienen dazu, die Darstellung von Strukturen und Funktionen des Körpers in bildgebenden Verfahren zu verbessern und werden vor allem in der Röntgendiagnostik, der Magnetresonanztomografie (MRT) und der Sonografie eingesetzt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Röntgenkontrastmittel — Kontrastmittel dienen dazu, die Darstellung von Strukturen und Funktionen des Körpers in bildgebenden Verfahren zu verbessern und werden vor allem in der Röntgendiagnostik, der Magnetresonanztomografie (MRT) und der Sonografie eingesetzt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Klinische Bewertung — Die klinische Bewertung ist die Analyse und Bewertung von klinischen Daten zu einem bestimmten Medizinprodukt mit dem Ziel, dessen Leistung und Sicherheit in der klinischen Anwendung nachzuweisen. Sie erfolgt anhand von klinischen Daten aus der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”