Mehmet V.

Mehmet V.
Mehmed V.

Mehmed V. Reşad (* 2. November 1844; † 3. Juli 1918) war von 1909 bis 1918 Sultan des Osmanischen Reiches. Er folgte seinem Bruder Abdülhamid II. nach, der von den Jungtürken zum Rücktritt gezwungen worden war.

Mehmed V. war ein Sohn Abdülmecids I. Seine Mutter war Gülcemal Kadın Efendi, eine Tscherkessin. Ihm wurden Ambitionen auf den Thron nachgesagt, so dass sein regierender Bruder Abdülhamid II. ihn von der Öffentlichkeit und der politischen Macht abzuschotten versuchte.

Während der Regierung seines Bruders Abdülhamid II. war Sultan Mehmed Reşad politischer Gefangener. Er lebte 45 Jahre in strengem Gewahrsam in seinem im nördlichen Istanbul auf der europäischen Seite gelegenen Konak Sindschirli Kuju. Diese lange Gefangenschaft hatte die physischen und geistigen Kräfte Mehmed Reşads gebrochen, so dass er zur Zeit der Absetzung seines Bruders ein apathischer, siecher, zu jedweder Arbeit unfähiger Greis war. Eben deshalb jedoch war er für die Jungtürken, welche selbst regieren und durch den Monarchen nicht beeinträchtigt werden wollten, ein erwünschter Thronkandidat und wurde im Jahre 1908 Sultan und Kalif.

Im Sommer 1908 wurde Abdülhamid von den Jungtürken dazu gezwungen, die Verfassung in Kraft zu setzen und die eigene Macht zu begrenzen. Als der Sultan im folgenden Jahr dies wieder rückgängig zu machen versuchte, setzten die Jungtürken ihn am 27. April 1909 endgültig ab und ersetzten ihn durch Mehmed.

Dessen Regierungszeit war von Rückschlägen für das Osmanische Reich, den „kranken Mann am Bosporus“, verbunden. Am Anfang seiner Herrschaft musste er die österreichische Annexion Bosniens und der Herzegowina sowie die Unabhängigkeit Bulgariens anerkennen. Die letzten nordafrikanischen Besitzungen westlich von Ägypten verlor er bis 1912 an Italien. Ägypten selbst stand nur noch formell unter osmanischer Herrschaft und wurde de facto von den Briten kontrolliert. Es folgten Aufstände in Albanien und die beiden Balkankriege 1912 und 1913, die die osmanische Herrschaft dort beendeten. Kurz darauf gelang es ihm, ein kleineres Gebiet um Adrianopel zurückzuerobern und 1914 mit Russland per Vertrag den Grenzverlauf in Armenien friedlich festzulegen.

Am 2. August 1914 schloss Mehmed V. ein Defensivbündnis mit dem Deutschen Reich gegen Russland und versuchte, im beginnenden Ersten Weltkrieg neutral zu bleiben. Auf Druck der Jungtürken trat er aber Anfang Oktober 1914 doch in den Krieg ein. Nach dem Verlust Zyperns und Ägyptens gelang es Mehmed, eine stabile Defensive gegen die Briten am Suezkanal und im Irak aufzubauen. Russland eroberte zwar Armenien, doch wurde dies im Frieden von Brest-Litowsk wieder rückgängig gemacht. In der letzten Phase des Krieges gingen schließlich Syrien, Palästina und das Zweistromland verloren.

Am 1. Februar 1916 wurde Mehmed V. zum Generalfeldmarschall des Deutschen Reichs (Kaiserreich) ernannt.

Mehmed V. starb am 3. Juli 1918 im Alter von 73 Jahren, nur vier Monate vor dem Ende des Ersten Weltkrieges. Er erlebte den Untergang des Osmanischen Reiches nicht mehr mit. Er verbrachte den größten Teil seines Lebens im Dolmabahçe-Palast und Yıldız Palast in Konstantinopel. Sein Grab befindet sich im historischen Eyüp-Viertel der Stadt.

Er hinterließ zwei Söhne: Prinz Mehmed Ziyaeddin (1873–1938) und Prinz Ömer Hilmi (1886–1935). Seine einzige Tochter, Prinzessin Refia (* 1888), starb als Baby. Der Sohn Prinz Mehmed Necmeddin (1878–1913) war der Sohn von Dürridem Kadın Efendı. Sie wurde in Kars geboren und war georgischer Herkunft. Sie war die zweite Frau, wurde aber im Jahre 1887 geschieden, und die Konkubine Mihrengiz nahm ihren Platz als zweite Frau ein.

Prinz Mehmed Necmeddin war ein Liebhaber der klassischen Musik. Dessen einziger Sohn war Prinz Şaban Mehmed Efendi (1914–1982), dessen Mutter Nihal Nur war ebenfalls georgischer Herkunft. Er musste 1924 die Türkei verlassen und emigrierte nach Bulgarien und dann im Jahre 1966 nach Deutschland. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem türkischen Staat ließ er sich 1980 in Thrakien nieder. Seine Frau war Prinzessin Nemzade Hatice Sultan, eine Ur-Enkelin von Sultan Abdülaziz I. Şabans jüngster Sohn, Sebahattin (1946–1998), blieb in Deutschland und gründete eine Familie (1978). Er hinterließ nur einen Sohn und Erben: Prinz Timur Can (* 1978).

Nur wenige Mitglieder des Harems waren türkisch, selbst die Mütter der Sultane und seiner Kinder stammten seit Generationen größten Teils aus Europa oder dem Kaukasus. Diese Linie der osmanischen Dynastie verzichtete auf alle Ansprüche gegen den türkischen Staat und konnte somit die Rückkehr in die Türkei erreichen.

Ehefrauen

  1. Kümüres Baş Kadın: erste Frau und Mutter von Prinz Mehmed Ziyaeddin
  2. Dürridem Kadın Efendi: zweite Frau (geschieden) und Mutter von Prinz Mehmed Necmeddin.
  3. Mihrengiz: zweite Frau – Mutter von Prinz Ömer Hilmi und Prinzessin Refia.
  4. Nazperver: dritte Frau – ohne Kinder
  5. Dilfirib: vierte Frau – ohne Kinder

Literatur

James Israel: Meine Reise zum Sultan. 10. Juni bis 3. August 1915. Tagebuchblätter des Chirurgen und Urologen; Jüdische Memoiren, 7; Teetz: Hentrich & Hentrich, 2006; ISBN 3-933471-28-1.


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