Melchisedek

Melchisedek

Melchisedech (auch Melchisedek oder Melchizedek), Melkisedek (hebräisch malkisedeq), jeweils zu betonen auf der drittletzten Silbe, ist eine Gestalt aus dem Alten Testament, erwähnt in Genesis 14,17-19 im Rahmen der Abrahamserzählung. Nach ihm benannt ist eine Figur des Decamerone von Giovanni Boccaccio.

Inhaltsverzeichnis

Melchisedech im Alten Testament

Melchisedech, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus. Er war Priester des Höchsten Gottes. Er segnete Abram und sagte: Gesegnet sei Abram vom Höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, und gepriesen sei der Höchste Gott, der deine Feinde an dich ausgeliefert hat. Darauf gab ihm Abram den Zehnten von allem. (Einheitsübersetzung)
Treffen von Abraham und Melchizadech, Ölgemälde von Dierick Bouts

Gemäß dieser Textstelle ist Melchisedech der „König von Salem“ und ein „Priester des Höchsten Gottes“ (= Hoherpriester). „König von Salem“ kann als „König von Jerusalem“ oder auch als „König des Friedens“ (Salem könnte hier Frieden bedeuten) interpretiert werden und lässt offen, ob sich mit diesem Königstitel weltliche Macht verband. Auch der Name Melchisedech selbst lässt sich übersetzen und bedeutet dann ungefähr „König der Rechtschaffenheit.“ Melchisedech segnet Abraham, daraufhin zahlt Abraham an Melchisedech den Zehnten.

Die Bedeutung Melchisedechs besteht darin, dass er der erste überhaupt in der Bibel erwähnte Priester ist, und dass er für sein Opfer Brot und Wein verwendet, nicht Fleisch von Opfertieren, wie die späteren Priester des alten Testaments. Er kann so symbolisch auf Jesus Christus und die von diesem gestiftete Eucharistie als Opfermahl gedeutet werden. Ferner wird „Salem“ häufig als die Stadt Jerusalem interpretiert, und diese Bibelstelle wäre dann der früheste geschichtliche Hinweis auf diese ansonsten in den Mosesbüchern (der Tora) noch nicht erwähnte Stadt. Außerdem erlaubt die Textstelle Rückschlüsse auf Abraham, der hier zusammen mit Melchisedech erwähnt wird.

Ferner ist Melchisedech in Psalm 110,4 (Ps 110,4 EU) erwähnt, einer Verheißung Gottes an König David: „Du bist Priester für immer nach der Ordnung Melchisedechs“.

Melchisedech bei Boccaccio

Melchisedech heißt auch ein im Decamerone von Giovanni di Boccaccio (1348) in der dritten Erzählung des ersten Tages erwähnter reicher Jude, der Sultan Saladin, wie später Nathan der Weise in Lessings gleichnamigen Drama, auf die Frage nach der besten der drei monotheistischen Weltreligionen mit der Ringparabel antwortet.

Christliche Interpretation

Eine ausführliche Diskussion der genannten Bibelstellen findet sich im Brief an die Hebräer in den Kapiteln 5–7. Der Brief interpretiert den Segensempfang und die Steuerabgabe als eine Unterordnung Abrahams unter Melchisedech und damit eine Unterordnung des alten Bundes gegenüber dem neuen Bund. Nach dem Brief findet der Psalm 110,4 seine Erfüllung im Priestertum Jesu Christi aus folgenden Gründen:

  • David ist als König von Israel Vorfahre Jesu Christi (nach Matthäus 1,6), deshalb „Du bist Priester“, obwohl David selbst kein Priester war.
  • Christi Priestertum ist ewig, also für immer.
  • Von Melchisedech sind weder Vor- noch Nachfahren, weder Anfang seiner Tage noch Ende seines Lebens[1] erwähnt. Auch das königliche Priestertum Christi ist weder von Vorfahren geerbt noch wird es an Nachfahren vererbt, und auch Christus stirbt nie mehr.
  • Das christliche Opfer (die Eucharistie) wird nach der Ordnung des Melchisedech dargebracht, also mit Brot und Wein, deshalb nach der Ordnung Melchisedechs, unblutig und ohne Opfertiere.
  • Abraham, der sich ihm freiwillig unterstellt, gilt hier als Verkörperung aller von ihm abstammenden Israeliten, inklusive der späteren Leviten und ihres Priesteramtes, welches sich somit dem ewigen Priestertum Christi untergeordnet hat. Eine auf Abstammung beruhende Priesterschaft gibt es fortan nicht mehr, da Christus einziger Hoherpriester ist.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinrich E.Benedikt: Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweisungsweg. 3. Auflage. Bd. 1. Farbe, Zahl und Wort als Tore zu Seele und Geist, Hermann Bauer, 1991, ISBN 3-7626-0279-4, Kapitel 2. Was ist die Kabbala?. 

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