Menzerath-Altmann-Gesetz

Menzerath-Altmann-Gesetz

Das Menzerathsche Gesetz ist eine der Errungenschaften der Quantitativen Linguistik. Bereits im 19. Jahrhundert wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Dauer der Laute eines Wortes mit seiner Länge abnimmt. Menzerath & de Oleza (1928) erweiterten diese Hypothese um die Aussage, dass bei zunehmender Silbenzahl der Wörter die Silben selbst durchschnittlich kürzer werden.

Hieraus entwickelte sich folgende Hypothese:

Je größer das Ganze, desto kleiner die Teile.

Auf den Bereich der Linguistik spezifiziert:

Je größer ein sprachliches Konstrukt, desto kleiner seine Konstituenten.

Altmann und Köhler zeigten Anfang der 80er Jahre mit quantitativen Methoden, dass dieses Postulat auch auf größere Konstrukte der natürlichen Sprache angewandt werden kann: Je größer der Satz, desto kleiner die einzelnen Teilsätze etc.

Aus der Hypothese, dass die Veränderung der Konstituentenlänge proportional zur Änderung der Konstruktlänge erfolgt, und der zusätzlichen Annahme einer Störgröße lässt sich nach Altmann & Schwibbe (1989: 6-7) folgendes mathematische Modell ableiten: y = axbecx mit den Spezialfällen aecx (für b = 0, c \ne 0) und y = axb für b \ne 0, c = 0.

Das Menzerathsche Gesetz, das seit seiner mathematischen Formulierung durch Altmann (1980) auch als Menzerath-Altmann-Gesetz bezeichnet wird, strukturiert die Sprache von den sog. "Satzaggregaten" (Hřebíček: Gruppen von Sätzen mit gleichen Lexemen) als größten Einheiten bis hinunter zu den Lauten/ Phonemen. [1] Es scheint auch in anderen Bereichen als der Sprachwissenschaft angewendet werden zu können. So ergaben Untersuchungen, dass das soziale Verhalten von Pavian-Gruppen ebenfalls dem Menzerathschen Gesetz entspricht: Je größer die gesamte Gruppe, desto kleiner werden die untergeordneten sozialen Gruppen (Altmann & Schwibbe 1989).

Literatur

  • Gabriel Altmann: Prolegomena to Menzerath's Law. In: Glottometrika 2, 1980, 1-10.
  • Gabriel Altmann, Michael Schwibbe: Das Menzerathsche Gesetz in informationsverarbeitenden Systemen. Olms, Hildesheim, Zürich, New York 1989. ISBN 3-487-09144-5
  • Laila Asleh, Karl-Heinz Best: Zur Überprüfung des Menzerath-Altmann-Gesetzes am Beispiel deutscher (und italienischer) Wörter. In: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft 10/11, 2004/05, 9-19.
  • Irene M. Cramer: Das Menzerathsche Gesetz. In: Reinhard Köhler, Gabriel Altmann, Rajmund G. Piotrowski (Hrsg.), Quantitative Linguistik - Quantitative Linguistics. Ein internationales Handbuch. de Gruyter, Berlin/ New York 2005, S. 659-688 . ISBN 3-11-015578-8
  • Luděk Hřebíček: Lectures on Text Theory. Academy of Sciences of the Czech Republic, Oriental Institute, Prague 1997. ISBN 80-85425-26-2
  • Luděk Hřebíček: Variation in Sequences. Academy of Sciences of the Czech Republic, Oriental Institute, Prague 2000. ISBN 80-85425-37-8
  • Paul Menzerath: Die Architektonik des deutschen Wortschatzes. Dümmler, Bonn/ Hannover/ Stuttgart 1954.
  • Paul Menzerath, J.M. de Oleza: Spanische Lautdauer. Eine experimentelle Untersuchung. de Gruyter, Berlin/ Leipzig 1928.

Einzelnachweise

  1. http://www-alt.uni-trier.de/uni/fb2/ldv/lql_wiki/index.php/Hierarchic_relations

Weblinks


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