- Mfecane
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Mfecane (isiZulu), auch bekannt als Difaqane beziehungsweise Lifaqane (Süd-Sotho), bedeutet in etwa das Zerquetschen oder Notzeiten. Es steht für eine Periode von Chaos und kriegerischer Unruhe im südlichen Afrika zwischen 1815 und ca. 1835.
Die Mfecane resultierten aus dem Aufstieg des Zulu-Königs Shaka, der Anfang des 19. Jahrhunderts die Nguni-Stämme zwischen den Flüssen Tugela und Pongola unterwarf und so das Königreich Zululand gründete. Sie führte zu großen Völkerwanderungen der dort lebenden Bantu-Ethnien und mittelbar zur Bildung und Verfestigung anderer Gruppen wie z. B. der Matabele, der Mfengu und der Makololo sowie zur Bildung von Staaten wie dem heutigen Lesotho.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung der Mfecane
Verschiedene Theorien versuchen den Ursprung dieser blutigen Migration vieler unterschiedlicher Gesellschaften zu erklären. Die Bevölkerung Zululands war stark angewachsen, nicht zuletzt durch den Maisanbau, der durch die Portugiesen in Mosambik eingeführt worden war. Mais produzierte auf der gleichen Fläche mehr Nahrung als einheimische Gräser und konnte so – um den Preis größeren Wasserverbrauches – eine größere Bevölkerung ernähren. Zudem erlaubte er Shaka, erstmals in Schwarzafrika eine stehende Armee zu bilden, die nicht mehr mit dem Nahrungserwerb befasst war. Ende des 18. Jahrhunderts war das urbare Land größtenteils vergeben. Zusätzlich intensiviert wurde der Landkonflikt durch eine zehnjährige Dürre in den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts.
Um 1817 schloss Dingiswayo, Oberhaupt der Mthethwa-Allianz, ein Bündnis mit den Tsonga, die die Handelsrouten nach Delagoa Bay, dem heutigen Maputo, kontrollierten. Dieses Bündnis bedrohte die Handelsrouten der nördlich lebenden Ndwandwe-Allianz. Die hieraus resultierenden Kämpfe zwischen Mthethwa und Ndwandwe werden als Beginn der Mfecane angesehen.
Aufstieg der Zulu
Nachdem die Mthethwa geschlagen und Dingiswayo getötet worden war, füllten die Zulu unter ihrem ehrgeizigen König das Machtvakuum. Shaka führte in seinem Stamm eine straffe militärische Organisation ein. Er eroberte zunächst kleinere Klans in der Umgebung und begann ab 1818 mit der Eroberung der Ndwandwe-Stämme.
Shaka assimilierte zwar die unterworfenen Stämme, beschränkte dies aber normalerweise auf Frauen und junge Männer. Alte und Männer im wehrfähigen Alter wurden getötet, soweit sie nicht fliehen konnten. Flüchtlinge trugen die Zulu-Taktik schnell in die entfernteren Klans. So kam es in der ganzen Region zu Umstrukturierungen und Fluchtbewegungen.
Folgen
Auf dem Gebiet des heutigen Ostkaps bildeten sich aus Mfecane-Flüchtlingen und Xhosa-sprachigen Gruppen die Mfengu.
Einzelne Stämme der südlichen Sothos wurden in die Gebirgsregion des heutigen Lesotho gedrängt. Um 1820 entstand so unter dem Häuptling Moshoeshoe I. das Volk der Basotho. Durch taktisch günstig angelegte Gebirgsforts und geschickte Diplomatie konnte sich Moshoeshoe gegen die Zulu behaupten und schließlich das Königreich Basutoland gründen. Reste der Ndwandwe flohen, nachdem sie von Shaka an der Schlacht beim Fluss Mhlatuze geschlagen worden waren, nach Mosambik. Unter Soshangane bildeten sie dort nach Assimilation der Tsonga ein Reich, das bis 1895 Bestand hatte.
Zwangendaba, ein Kommandeur der Ndwandwe-Armee, floh zunächst mit Soshangane nordwärts und bildete später ein Nguni-Reich im Gebiet zwischen dem Tanganjika- und dem Malawisee.
Der Volksgruppe der Swazi gelang es ebenfalls, sich des Zulu-Ansturmes zu erwehren. Sie gründeten ein Königreich, das auch heute noch unter dem Namen Swasiland Bestand hat.
Der Zulu-General Mzilikazi spaltete sich von König Shaka ab und bildete zunächst eine Herrschaft im Gebiet der späteren südafrikanischen Provinzen Freistaat und Transvaal. Vor dem großen Treck der Buren zog er sich über den Limpopo in den Süden des heutigen Simbabwe zurück. Dort unterwarf er den Shona-Staat der Changamire (Rozwi), später auch den Mutapa-Staat, und errichtete das Matabele-Königreich, das bis 1888 (Unterwerfung durch Cecil Rhodes' British South Africa Company) bzw. 1896 (Sieg offizieller britischer Kolonialtruppen) existierte.
Literatur
- J. D. Omer-Cooper: The Zulu aftermath. A nineteenth-century revolution in Bantu Africa. Longman, London 1966, (Ibadan history series).
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