- Archivio Segreto Vaticano
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Das Vatikanische Geheimarchiv (lat.: Archivum Secretum Apostolicum Vaticanum, ital.: Archivio Segreto Vaticano; Abk.: ASV) ist die zentrale Sammelstelle für alle vom Heiligen Stuhl promulgierten Gesetze sowie die diplomatische Korrespondenz des Vatikans.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Bestände
Das Archiv umfasst ca. 85 Regalkilometer Akten [1]. Allein die (unvollständig) inventarisierten Bestände des Archivs zählen 35.000 Bände.
Im 16. Jahrhundert wurde das Archiv unter Pius IV. aus der vatikanischen Bibliothek als eigene Organisationseinheit herausgelöst.
Ein Großteil der Bestände aus der Zeit vor dem 8. Jahrhundert ist nach Angaben des Vatikanischen Archivs aus „nicht vollständig geklärten Gründen“ verschwunden.
Bis ins späte 19. Jahrhundert wurden die Bestände weitestgehend unter Verschluss gehalten, was wiederholt wilden Spekulationen über die dort eingelagerten Dokumente Vorschub leistete. Allerdings konnten auf Antrag schon seit Beginn des 17. Jahrhunderts Wissenschaftler aus aller Welt einzelne Archivalien einsehen.
„Schmuckstücke“ des Archivs sind etwa Briefe von Michelangelo, ein Brief Heinrichs VIII. mit der Bitte um Annullierung seiner Ehe, die Registereintragung der Bannbulle Martin Luthers oder das Originalregister von Papst Gregor VII. mit dem „Dictatus papae“.
Eine umfassende Einsicht in die Bestände des Archivs wurde als erstem dem deutschen Historiker Ludwig von Pastor gewährt. Er war für seine Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters darauf angewiesen, das Vatikanische Geheimarchiv zu konsultieren. Wissenschaftlern wird heute bei Vorlage eines Empfehlungsschreibens von einer Forschungseinrichtung (z.B. Universität oder wissenschaftliches Institut) der Zugang unbürokratisch ermöglicht.
Das Archiv legt ohne Einschränkung seine Akten bis 1922, dem Ende des Pontifikats Benedikts XV., vor. Am 20. Februar 2002 gab Papst Johannes Paul II. die Dokumente des Staatssekretariats aus der Zeit von 1922 bis 1939 - allerdings nur, soweit sie das Deutsche Reich betreffen - für die Forschung frei. Auf Beschluss Papst Benedikts XVI. sind seit dem 18. September 2006 schließlich alle Dokumente des Pontifikates von Papst Pius XI. bis zu seinem Tod 1939 für Wissenschaftler einsehbar.
Kardinalbibliothekare
Die Kardinalbibliothekare waren zugleich auch Archivare der Heiligen Römischen Kirche.
- Giuseppe Garampi (1751–1772)
- Agostino Ciasca OSA (1891–1893)
- Luigi Galimberti (1894–1896)
- Francesco Segna (1896–1908)
- Francesco Salesio Della Volpe (1908–1911)
- Francis Aidan Gasquet OSB (1920–1929)
- Franziskus Ehrle SJ (1929–1934)
- Giovanni Mercati (1936–1957)
- Eugène Tisserant (1957–1971)
- Antonio Samorè (1974–1983)
- Alfons Maria Stickler SDB (1983–1988)
- Antonio María Javierre Ortas SDB (1988–1992)
- Luigi Poggi (1992–1998)
- Jorge María Mejía (1998–2003)
- Jean-Louis Tauran (2003–2007)
- Raffaele Farina SDB (seit 2007)
Bedeutende Archivare
- Martino Giusti, Präfekt (1956–1984)
- Hermann Hoberg, Vizepräfekt (1956)
- Josef Metzler, Präfekt (1984–1995)
- Sergio Pagano, Präfekt (seit 1995), seit 2007 Titularerzbischof
Quellen
Literatur
- Maria Luisa Ambrosini: Die geheimen Archive des Vatikans. Kösel, München 1974, ISBN 3-466-10012-7
- Francis X. Blouin: Vatican Archives - an inventory and guide to historical documents of the Holy See. Oxford Univ. Pr., New York 1998, ISBN 0-19-509552-9
Weblinks
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