Miktionsurosonografie

Miktionsurosonografie

Die Miktionsurosonografie ist eine Methode des kontrastverstärkten Ultraschalls, welche als strahlensparende Alternative zur Miktionszystourethrogramm eingesetzt wird, um den vesico-uretero-renalen Reflux (VUR), also das Zurückfließen von Urin von der Harnblase in die Nieren, zu prüfen. Sie wird hauptsächlich bei Kindern eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Siehe auch Hauptartikel vesikorenaler Reflux

Der vesico-uretero-renale Reflux (VUR) ist insbesondere im Kindesalter eine der häufigsten Ursachen für fieberhafte Harnwegsinfekte.

Prinzipiell werden unterschieden:

  • Primärer VUR: Angeboren, meist anatomisch bedinge Fehlfunktion des Verschlußmechanismus der Harnleitermündung in die Harnblase
  • Sekundärer VUR: Gestörter Harnabfluß aus der Blase, Schädigung/Entzündung der Schleimhaut, Operationen (z. B. nach Schlitzung einer Ureterozele)

bzw.

  • Niederdruckreflux: Reflux schon bei Blasenfüllung
  • Hochdruckreflux: Reflux erst bei Druckerhöhung in der Blase während der Miktion

Durch den Reflux können Keime entlang der Harnwege in die Nieren gelangen und so zu fieberhaften Harnwegsinfekten führen. Der (primäre) VUR im Kindesalter reift während des Wachstums häufig aus („maturiert“), so dass nach Detektion eines VUR nicht sofort eine operative Therapie indiziert ist. Vielmehr werden Nieren durch eine niedrig dosierte Antibiotikaprophylaxe geschützt und zunächst ein abwartendes Verhalten an den Tag gelegt. Zeigen die Kontrolluntersuchungen keinen Reflux mehr, kann die Antibiotikaprophylaxe abgesetzt werden. Persistiert der VUR, so wird man sich spätestens mit Beginn des Schulalters für eine Antirefluxplastik (Unterspritzung der Ureterostien, Ureterneueinpflanzung) entscheiden.

Refluxprüfung

Beidseitiger Reflux in der MCU

Neben der Sonografie des Harntraktes zur Dokumentation der Anatomie und evtl. schon bestehender krankhafter Veränderungen muss bei Auftreten fieberhafter Harnwegsinfekte eine Refluxprüfung durchgeführt werden, da der alleinige Ultraschall einen Reflux als deren Ursache nicht sicher zu detektieren vermag.

Miktionscystourografie (MCU)

Siehe auch Hauptartikel Miktionszystourethrogramm

Die MCU ist die verbreitetste Methode zur Prüfung des VUR. Vorteil ist der geringe Zeitaufwand im Vergleich zur Miktionsurosonografie. Nachteil ist allerdings die mit einer Röntgenuntersuchung zwangsläufig verbundene Strahlendosis, zumal bei dieser Untersuchung die Gonaden im Nutzstrahlenbündel liegen (die Röntgenstrahlung also in voller Dosis abbekommen).

Sonografische Refluxprüfung mittels MUS

Kontrastmittel in der Harnblase mit Reflux in den linken Harnleiter
Kontrastmittel im Nierenbecken der linken Niere

Das Prinzip der Miktionsurosonografie (MUS) ist das gleiche wie das der MCU: Durch Einbringen eines Kontrastmittels in die Blase kann sichtbar gemacht werden, ob der Urin zurück in die Nieren fließen kann. Die MUS verwendet hierfür spezielle Ultraschallkontrastmittel (siehe dort: Kontrastmittelverstärkter Ultraschall). Das Einbringen des Kontrastmittels in die Blase kann durch Punktion der Harnblase oder durch das Legen eines transurethralen Blasenkatheters erfolgen. Da der Patient im Laufe der Untersuchung auch auf dem Bauch liegen wird, hat sich der Katheter als praktikabler erwiesen.

Untersuchungsablauf

  • Sonografie des Harntraktes zur Darstellung der Anatomie
  • Einlage eines Blasenkatheters unter sterilen Kautelen
  • Ggfs. Füllung der Harnblase mit körperwarmer, isotonischer Kochsalzlösung (0,9 %)
  • Umschalten des Sonografiegerätes in den Kontrastmodus
  • Instillation des Echokontrastverstärkers (z. B. Levovist®, SonoVue®)
  • Sorgfältige Untersuchung des Retrovesikalraumes (um einen erstgradigen Reflux zu erkennen)
  • Bauchlagerung des Patienten
  • Sorgfältige Untersuchung beider Nieren von dorsal
  • Weiteres Auffüllen der Blase mit isotonischer Kochsalzlösung
  • Untersuchung während der Miktion
  • Gegebenenfalls zweite Füllung, falls erforderlich und falls der Katheter noch an Ort und Stelle liegt

Infektionsrisiko

Aufgrund des Infektionsrisikos, welches der Blasenkatheterismus mit sich bringt, sollte, falls nicht ohnehin schon eine Antibiotikaprophylaxe durchgeführt wird, bei Vorliegen eines VUR direkt nach der Untersuchung eine Single-Shot-Antibiose (z. B. Cephaclor (Panoral®) 10 mg pro kg Körpergewicht) verabreicht werden und nachfolgend die Prophylaxe eingeleitet werden.

Erstuntersuchung

Subvesicale Obstruktion bei Urethralklappe
Unauffällige Urethra, aber beidseitiger Reflux

Beim Mädchen ist die MUS schon als Erstuntersuchung und für die weiteren Verlaufskontrollen zu empfehlen. Die Erstuntersuchung beim Jungen sollte weiterhin als klassisches MCU durchgeführt werden, da die MUS nicht die Beurteilung der Harnröhre erlaubt. Bei Jungen können jedoch auch subvesikale Obstruktionen, sprich Harnröhrenklappen vorliegen, weswegen einmal der freie Abfluss durch die Harnröhre dokumentiert werden sollte.

Literatur

  • Zimbaro G, Ascenti G, Visalli C, Bottari A, Zimbaro F, Martino N, Mazziotti S., Contrast-enhanced ultrasonography (voiding urosonography) of vesicoureteral reflux: State of the art. Radiol Med (Torino). 2007 Dec;112 (8):1211-1224. Epub 2007 Dec 12.
  • Darge K., Voiding urosonography with US contrast agents for the diagnosis of vesicoureteric reflux in children : II. Comparison with radiological examinations., Pediatr Radiol. 2008 Jan;38 (1):54-63. Epub 2007 Jul 18.
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