Miles Davis and Horns

Miles Davis and Horns

Studioalbum von Miles Davis

Veröffentlichung	1956
Label	Prestige Records/Original Jazz Classics
Format	EP, LP, CD
Genre	Jazz
Anzahl der Titel	9
Laufzeit	33:12
Besetzung	Trompete: Miles Davis Posaune: Bennie Green (1-4; 9) Piano: John Lewis (1-4; 9) Bass: Percy Heath (1-4; 9) Schlagzeug: Roy Haynes (1-4; 9) Tenorsaxophon: Sonny Rollins (1-4; 9) Tenorsaxophon: Zoot Sims, Al Cohn (5-8) Bass: Leonard Gaskin (5-8) Schlagzeug: Kenny Clarke (5-8) Posaune: Sonny Truitt (5-8)
Produktion	Bob Weinstock
Studio	Apex Studio, New York City (1951); Beltone Studio, NYC (1953)

Chronologie

Miles (1955)	Miles Davis and Horns	Miles Davis and Milt Jackson Quintet / Sextet (1955)

Miles Davis and Horns ist ein Jazz-Album von Miles Davis, aufgenommen in zwei verschiedenen Besetzungen am 17. Januar 1951 und 18. Februar 1953. Die Aufnahmen vom Januar 1951 wurden zunächst als zwei Singles^[1] und einer EP^[2], schließlich 1956 als 12-Inch-LP veröffentlicht von Prestige Records. Die Januar-Session war die erste Aufnahmesitzung Miles Davis´ für das junge Prestige-Label und zudem das Plattendebüt des zwanzigjährigen Sonny Rollins.

Das Album

Um Weihnachten 1950 stöberte Bob Weinstock, der gerade sein Jazzlabel Prestige Records gegründet hatte, Miles Davis in Chicago auf, wo dieser Billie Holiday im Hi-Note Club begleitete, und schloss mit ihm einen Plattenvertrag ab, der im Januar 1951 beginnen sollte. Ende 1950 wurde Miles von den Lesern des Magazins Metronome in deren Metronome All-Stars gewählt. Charlie Parker fragte ihn, ob er im Januar an Plattenaufnahmen für Verve mitwirken wolle. Am Vormittag des 17. Januar entstanden dann die Titel Au Privave, She Rote, K.C. Blues und Star Eyes. Am Nachmittag desselben Tages nahm Miles Davis erstmals – zehn Monate seit seinen letzten Birth of the Cool Aufnahmen 1950 – wieder Stücke unter eigenem Namen auf, zunächst in All-Star-Besetzungen, später mit seinen eigenen Bands.

Für diese Session, deren Arrangeur vermutlich John Lewis war,^[3] hatte Davis eine Session-Band zusammengestellt; er spielte hier mit dem Posaunisten Bennie Green, dem Pianisten John Lewis, dem Bassisten Percy Heath und dem Schlagzeuger Roy Haynes. Mit dabei war auch der junge Tenorsaxophonist Sonny Rollins; es war das erste Studio-Treffen von Miles Davis und Sonny Rollins, das 1954 in den Aufnahmen von Doxy, Oleo und Airegin gipfeln sollte. Weinstock hielt den damals zwanzigjährigen Rollins anfangs für zu unerfahren, ließ sich dann aber nach Ende der Session davon überzeugen, mit Rollins dessen erste Single zu produzieren (I Know), was der Beginn seiner Schallplattenkarriere sein sollte.^[4]

Sonny Rollins, 2007

Der erste Titel der Januar-Session, Morpheus, ist von der Komposition und Instrumentierung von Lewis her reiner Cool Jazz, jedoch die Soli von Miles Davis, Rollins und Lewis sowie die breaks von Green und Haynes im Bop-Idiom gehalten. Down ist eine 24-taktige Originalkomposition von Miles Davis; sie widerspiegelt die Stimmung des Titels. Die Solisten sind hier die drei Bläser, wobei Rollins am aggressivsten spielt, Davis am nachdenklichsten.^[5] Die zwei takes von Blue Room differieren in der Besetzung; Green setzt in beiden aus; Rollins ist nur im ersten take präsent; sein Solo kann „als Exempel seines frühen Stils“ verstanden werden, so Morgenstern. Miles ist in beiden Versionen in einer wehmütigen Stimmung und hat, insbesondere in der Quartettbesetzung Ansatzprobleme. Mit Whispering greift Davis auf das harmonische Fundament des Bop-Klassikers Groovin’ High zurück; seine Interpretation enthält nach einer Piano-Einleitung in der Basie-Spielweise zwei Soli von Miles, ein kurzes von Rollins und eine beeindruckende Improvisation von Bennie Green.

Das bei dieser Session entstandene Stück I Know war die erste Single, die unter Sonny Rollins´ eigenem Namen erschien und ist eine der seltenen Gelegenheiten, den Trompeter Miles Davis als Pianisten zu erleben. Lewis hatte nach den vorangegangenen Aufnahmen das Studio verlassen müssen; Miles nahm daraufhin seinen Platz ein; er spielte eine kurze Einleitung, hielt sich dann aber mit solistischen Beiträgen stark zurück.^[6] Obwohl das Stück als Miles Davis´ Komposition firmiert, hat es drei Rollins-Chorusse, die auf Akkordwechseln von Charlie Parkers Komposition Confirmation beruhen.

Die Januar-Aufnahmen des Jahres 1951 wurden für das 12-Inch-Album, das Prestige 1956 auf den Markt brachte, mit Aufnahmen Miles Davis mit der Band von Al Cohn und Zoot Sims gekoppelt. Die Titel, sämtlich Kompositionen von Al Cohn, sind einer laid-back-Stimmung gehalten; dominierend sind die Arrangements von Al Cohn, bei denen Miles Davis gelegentlich Glanzlichter setzt. Weitere Mitwirkende sind hier Sonny Truitt, John Lewis, Leonard Gaskin und Kenny Clarke.

Bewertung des Albums

Nach Meinung des Davis-Biographen Peter Wießmüller sind die frühen Aufnahmen des Trompeters für Prestige Records in hohem Maße durch seine damalige Heroinsucht beeinträchtigt; es seien Dokumente einer künstlerische Stagnationsphase, die bis zu seinem legendären Walkin' Album 1954 andauern sollte. Die Titel der ersten Prestige-Session leiden trotz der guten Arbeit der Rhythmusgruppe Heath/Haynes an einer „stilistischen Uneinheitlichkeit“; „so wird zum Beispiel der eher cool angelegte Komposition „Morpheus“ von John Lewis im Verlauf einfach ein Bop-Feeling aufgestülpt, während umgekehrt der Blues „Down“ darunter leidet, wenig Feuer zu haben.“^[7] Bei Blue Room und Whispering beeinträchtigten auch technische Handicaps von Davis und Rollins das Ergebnis der Aufnahmen.

Al Cohn

Die zwei Jahre später entstandenen Al Cohn-Arrangements zeichnen sich nach Peter Wießmüller durch „eine gewisse Schwerfälligkeit“ aus; der Gleichklang des Tandems Al Cohn/Zoot Sims „lässt bald Langeweile aufkommen. Allein Miles Davis leichtfüßige, originell verspielte Soli bringen Farbe in diese ansonsten wenig aufregende Musik.“^[8] Die Kritiker Richard Cook & Brian Morton verleihen Miles Davis´ erstem Prestige-Album im Penguin Guide to Jazz lediglich zweieinhalb Sterne.

Die Titel des 12-Inch-LP 1956

• Miles Davis and Horns (Prestige P 7025)

1. Morpheus (John Lewis) (2:21)
2. Down (Miles Davis) (2:51)
3. Blue Room (Take 2) (Richard Rodgers & Lorenz Hart) (3:00)
4. Whispering (John & Malvin Schonberger, Richard Coburn, Vincent Rose) (3:03)
5. Tasty Pudding (Al Cohn) (3:20)
6. Willie The Wailer (Cohn) (4:26)
7. Floppy (Cohn) (6:00)
8. For Adults Only (Cohn) (5:33)
9. Blue Room (Take 1) (Rodgers & Hart)

Die Titel der Januar-Session 1951

Percy Heath; 1977

1. Morpheus (John Lewis) (2:21)
2. Down (Miles Davis) (2:51)
3. Blue Room (Take 1) (Rodgers & Hart)
4. Blue Room (Take 2) (Richard Rodgers & Lorenz Hart) (3:00)
5. Whispering (M. Schonberger, R. Coburn, V. Rose) (3:03)
6. I Know (Rollins) veröffentlicht auf Sonny Rollins with the Modern Jazz Quartet (7029)

Editorische Hinweise

Die Aufnahmen des Albums Miles Davis and Horns (Prestige PRLP 7025; Fantasy OJC 053, OJCCD 053-2) erschienen zunächst als Singles Miles Davis - Morpheus c/w Blue Room (Prestige 734) bzw. Miles Davis - Down c/w Whispering (Prestige 742) dann als 10-Inch-LPs Miles Davis Blue Period (Prestige PRLP 140) bzw. als Miles Davis Sextet (Prestige PREP 1320). Veröffentlicht wurden die Aufnahmen auch unter den Titeln Early Miles 1951 & 1953 (Prestige PRLP 7168) und Early Miles (Prestige PR 7674), sowie gekoppelt mit dem Album Dig (Prestige P 24054).

Literatur

• Richard Cook & Brian Morton. The Penguin Guide to Jazz on CD 6th edition. ISBN 0-14-051521-6
• Miles Davis: Autobiographie: München, Heyne. 2000
• Dan Morgenstern: liner notes. CD-Ausgabe von Chronicle - The Complete Prestige Recordings
• Eric Nisenson: Round about Midnight - Ein Portrait von Miles Davis. Wien, Hannibal, 1985 ISBN 3-85445-021-4
• Peter Wießmüller: MIles Davis. Oreos, Schaftlach, ca. 1985

Weblinks

• Diskographische Hinweise bei jazzdisco.org
• Besprechung von Miles Davis and Horns bei Concord
• Original Liner Notes

Anmerkungen/Quellennachweise

1. ↑ Miles Davis - Morpheus c/w Blue Room (Prestige 734) und Miles Davis - Down c/w Whispering (Prestige 742)
2. ↑ Miles Davis Sextet (Prestige PREP 1320)
3. ↑ Vgl. Dan Morgenstern, Liner Notes
4. ↑ Vgl. Nisenson.
5. ↑ Vgl. Morgenstern
6. ↑ Vgl. Dan Morgenstern
7. ↑ . Zit. nach Peter Wießmüller, S. 93.
8. ↑ . Zit. nach Peter Wießmüller, S. 93 f.