Musikproduzent

Musikproduzent

Ein Musikproduzent ist der Leiter einer Musikaufnahme, vergleichbar mit einem Regisseur. Die Funktion des Produzenten ist allerdings unscharf definiert und variiert von Produktion zu Produktion.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Der Musikproduzent ist vergleichbar mit dem Regisseur eines Spielfilms. Zu seinen Aufgaben gehört die technische und besonders die künstlerische Leitung einer Aufnahme. Dabei wird er oft von einem Toningenieur unterstützt.

Häufig wird es auch zu den Aufgaben des Produzenten gerechnet, die Künstler zu motivieren, zu lenken und eventuelle Streitigkeiten über die Aufnahmen zu schlichten.

Nach den fertigen Aufnahmen mischt der Produzent – bei hochklassigen Produktionen in Zusammenarbeit mit einem Tonmeister – die einzelnen Tracks zum Endprodukt (Master) zusammen.

Der Produzent ist als technischer und künstlerischer Leiter insbesondere für den Interessenausgleich zwischen Plattenfirma und Künstlern verantwortlich. Idealerweise schafft er es, die kommerziellen/inhaltlichen Vorgaben der Plattenfirma mit den musikalischen Wünschen und Vorlieben der Künstler und Musiker zu verbinden.

Verschiedene Produzententypen

Produzenten wie John Hammond traten als eine Art von Impresario auf und verhalfen Musikern zum Durchbruch-, waren die eigentliche kreative Kraft hinter der Musik und prägten einen ganz eigenen musikalischen Klang wie Phil Spector-, wirkten als musikalische Katalysatoren wie Brian Eno oder versuchen wie Trevor Horn ein spezielles Konzept von Popmusik und deren Vermarktung zu realisieren.

Besonders im Jazz fanden und finden sich bis heute Persönlichkeiten wie Alfred Lion, Stefan F. Winter und Manfred Eicher, die aus eigener Überzeugung Musiker aufnehmen und auf ihren eigenen Labels vermarkten. Oftmals entscheidet der Produzent aber auch „nur“ über den klanglichen Gesamteindruck (Klangfarbe), den das Musikstück haben soll und bedient dazu die Studiotechnik selbst oder weist den Toningenieur oder Aufnahmetechniker dazu entsprechend an.

Im Popbereich obliegt dem Produzenten in vielen Fällen auch die Ausarbeitung des Arrangements; er sucht die Studiomusiker aus, bestimmt die einzelnen Instrumental- und Gesangsstimmen und führt die Aufnahmeregie.

Besonders im Hip-Hop und im Dance-Bereich sind Musikproduzenten häufig die Komponisten und/oder Texter der von ihnen produzierten Stücke. Viele arbeiten auf eigene Rechnung und verkaufen/lizenzieren das fertige Masterband dann an Plattenfirmen (Labels). Andere werden im Auftrag von Plattenfirmen tätig, um die Stücke bestimmter Interpreten zu produzieren. Manche Musikproduzenten besitzen auch eigene Labels, z. B. Ralph Siegel (Jupiter Records) um unabhängiger arbeiten zu können. Die meisten der namhaften Labels haben einen Distributions-Deal mit großen Plattenfirmen (Major-Companies) und/oder deren Vertrieb.

Berufsbild

Ein Berufsbild ist der Musikproduzent als selbstständige Kreativzelle; er entdeckt oder fördert Künstler auf eigenes Risiko. Dies in der Hoffnung, mit der jeweiligen Produktion einen Deal mit einer passenden Schallplattenfirma machen zu können. Das zweite Berufsbild ist der Musikproduzent als Auftrags-Produzent, der im Auftrag der jeweiligen Plattenfirma oder Künstler/Band arbeitet. Bei beiden Arten ist der Produzent an den Verkaufs-Lizenzen beteiligt und hat eine verbindende Funktion zwischen Plattenfirma und Musiker/Band und versucht, beiden möglichst gerecht zu werden.

In manchen Zusammenhängen spricht man auch vom sogenannten wirtschaftlichen oder organisatorischen Produzenten.

Das bedeutet hier, dass der Produzent fast keine künstlerischen Ambitionen hat und eher als finanzierender und organisierender Produzent fungiert. Er versteht sich als Vertragspartner für Künstler und Plattenfirma, vermittelt in beide Richtungen und versucht, die passenden Partner der Geschäftsbeziehung zusammenzubringen. „Der executive producer ist fast ausschließlich im administrativen Bereich tätig. Er wird von der Tonträgerfirma beauftragt, die finanziellen und terminlichen Aspekte der Produktion zu überwachen, und ist nur selten in die Arbeit im Tonstudio einbezogen. Ein executive producer wird bei Auftragsproduktionen von der Tonträgerfirma verpflichtet.“[1]

Dem Produzenten kommt heutzutage eine viel wichtigere Rolle zu als früher, da oft eine klare Arbeitsteilung zwischen Interpret, Plattenfirma und Produzent besteht und auch die Plattenfirmen gern die Verantwortlichkeit für eine Produktion in die Hände des Produzenten legt. Früher haben Musikbands sich oft zum Teil selbst produziert. Das ist aber sehr selten geworden, zumindest im Mainstream-Pop.

Mit der zunehmenden Austauschbarkeit der Mainstream-Interpreten sind Musikproduzenten zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses gekommen und haben oft selbst – wie The Neptunes, Kanye West, Timbaland, oder Dr. Dre – einen Starstatus. Dieses Phänomen tritt hauptsächlich im Hip-Hop- und Dance-Music-Bereich auf, aber auch Pop-Produzenten wie Dieter Bohlen besitzen diesen Status.

Eine Album-Produktion eines bekannten Produzenten kann bis zu 7-stellige Summen erzielen, wenn die Verwerter (beispielsweise Plattenfirmen) und die Promotion für das jeweilige Album/Single Hand in Hand gehen.

Ausbildung

Zumeist sind Produzenten Musiker, Toningenieure oder Verleger, die als Quereinsteiger diese Tätigkeit ausüben. Inzwischen gibt es jedoch auch Ausbildungsgänge für diesen Beruf.

In Deutschland veranstaltet die audioacademy seit 2000 in Hamburg die Fortbildung Audio-Design, in der es unter anderem um Musiktheorie und Kompositionslehre, Musiksoftware, Musikproduktion und Tontechnik sowie um betriebswirtschaftliche und juristische Aspekte der Tätigkeit eines Musikproduzenten geht. Die private Akademie Deutsche POP (Berlin, Köln, München) bietet einen Teilzeit-Studiengang an, der in sechs Einzelkursen die Bereiche Komposition, Tontechnik und Business abdeckt. Beide Schulen sind nicht staatlich anerkannt. Dafür wird viel praktisch gearbeitet, was auch Projektarbeiten beinhaltet.

Der Verband Deutscher Musikschaffender bietet dem Produzenten Seminare für den gesamten wirtschaftlichen Ablauf sowie der ihm zustehenden Musikrechte an. Das Lizenzieren von Produkten, der richtige Umgang mit Künstlern und Plattenfirmen ist bei den Seminaren ein wesentlicher Bestandteil der Produzententätigkeit. Produzenten, die eigene Labels gründen möchten, werden über ihre Pflichten aufgeklärt.

Das SAE Institute bietet in Kooperation mit der Middlesex University London ein Bachelorstudium (Bachelor of Arts (Hons), Recording Arts) im Bereich Tontechnik an. Hier werden in zwei Etappen die technischen Aspekte der Tontechnik und folgend das Umfeld des Musikbusiness unterrichtet.

An der Musikhochschule in der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gibt es den Studiengang Keyboard & Music Production.

Das Institut für Musik der Hochschule Osnabrück bietet seit WS11 das Hauptfach Producing im Studiengang Pop als Bachelorstudium an.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stefan Wanka-Warnström: Die Rechtsstellung des Musikproduzenten der modernen Popmusikproduktion. S. 11 (PDF); in: www.rechtsprobleme.at

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