Militärzeitung

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Unter einer Militärzeitung wird eine Zeitung verstanden, die von Militärbehörden oder Soldaten herausgegeben wird und sich entweder an eigene oder gegnerische Soldaten oder an die gegnerische Zivilbevölkerung richtet.

Inhaltsverzeichnis

Zeitungstyp

Die Herausgabe von Zeitungen ist eine Tätigkeit, die traditionell nicht nur zivile Behörden und private Verleger ausüben, sondern die auch vom Militär betrieben wird. Die Gelegenheiten und Zielgruppen, zu denen bzw. für die solche Zeitungen herausgegeben werden, sind dabei relativ vielfältig: Militärzeitungen erscheinen sowohl im Krieg wie in Friedenszeiten, sie sollen sowohl die eigenen Soldaten, die feindlichen Truppen sowie auch die gegnerische Zivilbevölkerung informieren bzw. propagandistisch beeinflussen.

Die Zeitungen werden in der Regel von eigens beauftragten besonderen Militärdienststellen hergestellt. Doch insbesondere in den monatelangen Stellungskriegen des 1. Weltkriegs wurden sie aber auch von der soldatischen Basis produziert („Schützengrabenzeitung“).

Systematisierung

Die Benennung dieser Zeitungen ist nicht konsistent. Zum einen wird bei der Bezeichnung nicht nach den unterschiedlichen Funktionen unterschieden, zum anderen existieren für ein und denselben Zeitungstyp unterschiedliche Bezeichnungen. Die für die eigenen Truppen produzierten deutschen Zeitungen wurden so sowohl „Feldzeitungen“, „Kriegszeitungen“, „Soldatenzeitungen“ und im 2. Weltkrieg auch noch „Frontzeitungen“ genannt. „Soldatenzeitungen“ werden zugleich in der Literatur alle für Soldaten hergestellten Blätter genannt, unabhängig von der Tatsache, dass sich die Funktion und Aufgabe dieser Blätter in Kriegs- und in Friedenszeiten stark unterscheiden.

Systematisiert zusammengefasst werden zu den Militärzeitungen insgesamt gezählt:

  1. Feld- oder Kriegszeitungen, die von Militärdienststellen für die eigenen Truppenteile oder aus eigenem Antrieb von Soldaten für ihre Kameraden (Schützengrabenzeitungen) hergestellt wurden;
  2. Lagerzeitungen oder Kriegsgefangenenzeitungen, die für kriegsgefangene gegnerische Soldaten herausgegeben wurden;
  3. Zeitungen, die während eines Militäreinsatzes als Propagandazeitung für die gegnerischen Truppen oder die feindliche Zivilbevölkerung herausgegeben wurden.
  4. Daneben wurden reguläre Tageszeitungen, die zu Kriegsbeginn als Jubel-Sonderausgaben druckten, als ‚Kriegszeitung’ betitelt, genauso wie vor allem in späteren Kriegsjahren aus kriegswirtschaftlichen Gründen Notzeitungen mit verringerten Umfang und/oder Größe als Kriegszeitungen bezeichnet wurden.

Schematisch lassen sich die unterschiedlichen Funktionen und Bezeichnungen der Militärzeitungen wie folgt sortieren:

Zielgruppe gängige Bezeichnungen
Kriegsphase/Auslandseinsatz Heimateinsatz
Eigene Truppen Kriegs-, Front-, Soldaten-, Armee- oder Feldzeitung, Feldlagerzeitschrift sowie Schützengrabenzeitung Soldatenzeitung
Gegner. Truppen Lagerzeitung, (militärische) Propagandazeitung
Gegner. Zivilbevölkerung Propagandazeitung, Besatzungszeitung, Heeresgruppen-, Armeegruppen- oder Frontzeitung

Feldzeitung

Deutsche Wehrmachtssoldaten beim Lesen einer öffentlichen Feldzeitung an der Sowjetfront (September 1941).

Eine Feldzeitungen ist eine Zeitung, die in für die sich im Kriege (bzw. heute auch Auslandseinsatz) befindlichen Soldaten. Diese Zeitungen haben das Ziel, die Soldaten, die während der Kriegshandlungen zumeist keinen Zugriff auf ihre üblichen Zeitungen haben, über die politische und militärische Lage zu informieren. Zugleich dienen diese Zeitungen der Meinungslenkung, um etwa die Kampfkraft zu erhalten und feindlicher Propaganda entgegenzuwirken.

Als erste Feldzeitungen, die für die eigenen Truppen hergestellt wurden, gelten die von den französischen Revolutionsheeren der Jahre 1782 bis 1794 herausgegebenen Argus du département et de l'armée du Nord und Le Postillon des armées. In deutscher Sprache erschienen 1794 die Geprüfte Tagschrift der gesamten kombinierten Armeen und 1813 die bremische Zeitung aus dem Feldlager. Im deutschen Sprachraum erlebten die Feldzeitungen nach einem ersten Höhepunkt in den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 ihre Blüte im 1. Weltkrieg mit vermutlich mehr als 115 Titeln. Im 2. Weltkrieg sind mehr als 40 dieser in jener Zeit auch als Frontzeitungen bezeichneten Zeitungen erschienen.

Nach 1945, d.h. erstmals im Dezember 1997 (IFOR Auslandskontingent der Bundeswehr in Kroatien), geben deutsche Militärdienststellen abermals wieder Feldzeitungen bzw. Feldlagerzeitschrift für das jeweilige Einsatzland heraus. Als erste und Ursprung aller Feldzeitungen der Bundeswehr wird der „Der Keiler“ 1997 zunächst für die in Kroatien stationierten IFOR-Truppen konzipiert. 1998 folgend in Sarajevo (für IFOR in Bosnien-Herzegovina) und letztendlich auch in Restjugoslawien (Serbien bzw. Kosovo) die Feldzeitung „Maz and More“ (m&m) für den deutschen Anteil KFOR. Inoffiziell ist m&m auch für die deutsch sprechenden Truppenteile der Schweizer, Österreicher und Italiener im Großraum Prizren konzipiert. Chefredakteure und Redakteure der jeweiligen Redaktionsteams bestehen größtenteils aus Reservisten bzw. ebenfalls im Zivilberuf arbeitenden Print-Journalisten.

Einzigartig, Zweisprachige deutsche Feldzeitungen nach 1945. „Der Keiler“ ist in der Geschichte der Feldzeitungen nach dem 2. Weltkrieg ein besonderes Unikat. „ Der Keiler “ ist bisher, d.h. seit 1945, die einzige Feldzeitung die es mit einer bis zu 3.000er Auflage schaffte zeitweilig sogar zweisprachig zu erscheinen. "Im Jahr 2002 hatte „Der Keiler“ im sog. Deutsch-Italienischen SFOR Kontingent (GE-IT Battlegroup) das seit 1945 einmalige Privileg als „deutsche Feldzeitung“ zweisprachig (Deutsch / Italienisch) erscheinen zu dürfen.", so der Balkanexperte und ehemalige Chefredakteur der Feldzeitung Major Josip Fabian Horvat. 2008, d.h. mit dem Abzug des Großteils der deutschen Stabilisierungskräfte aus BiH (nun EUFOR) sowie die folgende Schliessung der Feldlager in Mostar (Herzegovina) und später in Rajlovac (Sarajevo/Bosnien) beenden somit – kurz nach dem einzigartigen 10-jährigen Jubiläum einer deutschen Feldzeitung – die Erfolgsgeschichte der Feldzeitung „Der Keiler“. 2009 ist die letzte verbleibende (offizielle) Feldzeitung nun die Feldzeitung „Maz and More“ im Feldlager Prizren (KFOR) im Süden des Kosovo.

Die in Afghanistan stationierten deutschen Soldaten (ISAF) verfügen z.Zt. über keine eigene Feldzeitung.

Schützengrabenzeitung

Inoffizielle Feldzeitungen wurden bereits seit dem Ersten Weltkrieg auch von den Soldaten selbst erstellt. Hier fehlte meist der propagandistische Anteil und die Zeitungen hatten mehr unterhaltsame und humoristische Inhalte. Ein Beispiel hier für kann die erhaltene Bierzeitung der Besatzung des U-Bootes U2540 sein, die zur Indienststellung des Bootes und zur ersten Zusammenstellung der Mannschaft heraus gegeben wurde. Die anfangs zumeist mit primitivsten Mitteln in direkter Frontnähe hergestellten Blätter hatten die Funktion, die psychische Belastungen des Krieges zu kompensieren. Sie waren für einen kleinen Leserkreis bestimmt. Nachdem die Zensurbehörden von den Blättern Notiz genommen hatten, entwickelte das Militär diese zu regulären Feldzeitungen.

Lagerzeitung

Lagerzeitungen entstanden erst mit dem modernen Krieg und der in diesem Rahmen anfallenden großen Zahl von Kriegsgefangenen. Insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, als hunderttausende deutscher Soldaten in alliierte Kriegsfangenschaft geraten waren, gab es eine Vielzahl von deutschsprachigen Lagerzeitungen, etwa 1946 und 1947 die Lagerzeitung des Lagers 127 im französischen Chateauroux, die Lager-Zeitung in Colmar oder 1947 die Lagerzeitung des Dépôt 105 in Straßburg. Auf deutscher Seite sind entsprechende Titel nur spärlich belegt, etwa für 1941 die Lagerzeitungen Klic (Der Ruf) für russische oder Nova doba (Neue Zeit) für ukrainische Kriegsgefangene.

Besatzungszeitung

siehe auch Hauptartikel: Heeresgruppenpresse

Weblinks


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