- Mittellitauen (Staat)
-
Mittellitauen (poln. Litwa Środkowa) war der Name eines 1920 im Ostteil der Republik Litauen ausgerufenen polnischen Separatistenstaates mit der Hauptstadt Vilnius, dessen Territorium 1922 von Polen annektiert wurde.
Das Gebiet um die historische litauische Hauptstadt Vilnius gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zum Russischen Kaiserreich und wurde 1915 von Truppen des deutschen Kaiserreichs besetzt. Seit 1918 gehörte es zur neu gegründeten Republik Litauen. Nach dem Abzug der deutschen Truppen begann der Kampf Litauens, Polens und Sowjetrusslands um die Vorherrschaft in dem Gebiet.
Nach dem Beginn des Polnisch-Sowjetischen Kriegs besetzten polnische Truppen unter dem Befehl des Generals Lucjan Żeligowski das zuvor von der Roten Armee besetzte Gebiet. Am 12. Oktober 1920 proklamierte Żeligowski zusammen mit einer provisorischen Regierung den Staat "Mittellitauen". Die Mehrheit der Bevölkerung in Mittellitauen waren mit 70,6% Polen, gefolgt von 12,8% Litauern und 6% Weißrussen. In der Stadt Wilna lebten laut der deutschen Volkszählung von 1916 nur 2,6% Litauer. Nachdem die Bemühungen Polens um die Wiederherstellung seiner Staatsgrenzen von 1772 oder entsprechende konföderative Zusammenschlüsse mit Litauen gescheitert waren, stimmte das Parlament Mittellitauens am 20. Februar 1922 für einen Anschluss an Polen.
Litauen erklärte daraufhin Kaunas zu seiner provisorischen Hauptstadt, gab aber seinen Anspruch auf Vilnius nicht auf.
1939 wurde Polen im geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt entlang einer Demarkationslinie zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt. Der Westteil des ehemaligen Mittellitauen mit der Stadt Vilnius wurde 1940 an die Litauische SSR gegeben, die Teil der Sowjetunion wurde, der Ostteil fiel an Weißrussland.
Siehe auch: Geschichte Litauens
Kategorien:- Oberlitauen
- Litauische Geschichte
- Historischer Staat (Europa)
- Zwischenkriegszeit
Wikimedia Foundation.