- Arganöl
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Das Arganöl (auch Arganenöl) wird aus der Frucht des Arganbaums gewonnen. Es findet Anwendung in der Gastronomie und Kosmetik und zeichnet sich durch seine goldene Farbe und seinen intensiven Geruch aus.
Inhaltsverzeichnis
Ölherstellung
Die Anerkennung der in Marokko gelegenen Arganeraie zum Biosphären-Reservat durch die Unesco im Jahr 1998 galt nicht nur dem Baum, sondern auch der Kultur der Amazigh-Berber, die seit Jahrhunderten von und mit dem Arganbaum leben. Vorangegangen waren Projekte zur Erhaltung der traditionellen Bewirtschaftung und der handwerklichen Ölgewinnung, beauftragt vom marokkanischen Königshaus und durchgeführt von der deutschen Entwicklungshilfegesellschaft GTZ.
Fast gleichzeitig begann in Marokko die Industrialisierung der Arganölgewinnung. In den Fabriken von Casablanca und Agadir gewinnt man das Öl aus Arganmandeln, die zuvor für Billigpreise von den Berberfrauen und auf den Souks (Marktplätzen) gekauft wurden.
Die Folge: Es gingen immer mehr Familieneinkommen verloren, denn die Frauen in den ländlichen Regionen sind auf den Verdienst aus der Ölherstellung durch manuelle Gewinnung angewiesen.
Der marokkanische Staat erkannte, dass Industrialisierung nicht zwangsläufig das Beste für die Bevölkerung ist und unterstützte die Gründung der UCFA (Union des Coopératives des femmes de l’Arganeraie). In dieser Organisation sorgen mittlerweile etwa 22 Kooperativen mit über 1000 Frauen dafür, dass die Tradition des handgepressten Arganöls erhalten bleibt. Vom Verkauf des Öls können die rund 6000 Familienangehörigen in den Dörfern leben und die Familienverbände bleiben erhalten, weil keine Notwendigkeit besteht, in den Fabriken der Städte zu arbeiten. Mit der Entdeckung des Arganöls für die Kosmetikindustrie als Bestandteil hochwertiger Pflegeserien kann darüber hinaus langfristig eine Nachfrage für die Produkte der Kooperativen geschaffen werden. Die so kontinuierlich gewonnenen finanziellen Mittel erlauben den Gemeinden z.B. sanitäre Einrichtungen in Schulen zu verbessern oder eine weitere Desertifikation zu verhindern.
Aber die GTZ leistete nicht nur wirtschaftliche Aufbauhilfe, sondern führte auch Organisationsstrukturen und hygienische Normen und Standards in die Kooperativen ein, verhalf zu Bio-Zertifizierung und ermöglichte technische Hilfe zur Errichtung von Filteranlagen. In den Frauenkooperativen der UCFA arbeiten heute die Frauen unter hygienisch einwandfreien Bedingungen, die den europäischen Gesetzen entsprechen und ständig überprüft werden.
Die Auswirkungen der steigenden Nachfrage und die sozialen Folgen des industriell-maschinell gepressten Arganöls sowie die eingeleitete Gegenbewegung der Frauenkooperativen sind Gegenstand einer im Mai 2006 durchgeführten Studie der GTZ.
Die Handpressung von Arganöl ist wesentlich zeitaufwändiger als die Herstellung mit Hilfe von Pressmaschinen. Zur Gewinnung eines Liters handgepressten Arganöls sind etwa zwei Tage Arbeit erforderlich. Auch der Einsatz der Früchte ist deutlich höher; zur Produktion eines Liters werden ungefähr 30 Kilo Früchte benötigt, also die Ernte von 4-5 Bäumen. Dies erklärt den relativ hohen Preis. Da die Kooperativen der UCFA für die eigene Vermarktung arbeiten, bleibt die Wertschöpfung ihrer Arbeit bei den Frauen.
Die traditionelle Handpressung
Bei der traditionellen Handpressung werden die geernteten Früchte und Mandeln ausschließlich von Hand in einem aufwändigen, bis zu 24 Stunden dauernden Prozess gepresst. Herkunft und Qualität der Arganfrüchte sind hierbei immer bekannt und sichergestellt.
Das Sammeln und Verarbeiten der Arganfrüchte ist von jeher Frauensache. Nach dem Trocknen der Früchte wird das Fruchtfleisch entfernt. Jetzt werden fehlerhafte und faule Kerne aussortiert, da sie einen negativen Einfluss auf den Geschmack des Öls haben könnten. Die harten Kerne werden danach mittels eines Steins geschickt aufgeklopft. Die darin enthaltenen Mandeln werden sorgfältig entfernt und auf offenem Feuer leicht angeröstet. Anschließend werden die Mandeln von Hand in einer Steinmühle zermahlen. Unter Zugabe von abgekochtem Wasser wird dann das gewonnene Mandel-Mus zu einem Brei, der so lange gerührt und geknetet wird, bis das Öl in einem kleinen Rinnsal aus der Masse heraustritt.
Mittelpunkt einer GTZ-Studie vom Mai 2006 ist die Gegenüberstellung der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen hinter manuell und industriell gepresstem Arganöl und ihren Auswirkungen auf die Menschen in der Arganeraie, aber auch auf das Öl selbst.
Zusammensetzung und Eigenschaften [1]
Fettsäuren
In seiner Fettsäurezusammensetzung schneidet Arganöl im Vergleich zu anderen Ölen eher mittelmäßig ab und ist in etwa vergleichbar mit der Fettsäurezusammensetzung von Erdnussöl. Das Öl enthält 20 % gesättigte Fettsäuren und 80 % ungesättigte FS. Auch ist das Verhältnis von Linol- zu Alpha-Linolensäure eher als ungünstig anzusehen (340:1). Als besonders gesundheitsfördernd wird jedoch ein Verhältnis von 4:1 oder 5:1 angesehen.
Durchschnittliche Fettsäurezusammensetzung im Vergleich mit anderen Pflanzenölen (in Prozent):
Gesättigte FS Ölsäure Linolsäure Linolensäure Verhältnis Linolsäure:Linolensäure Arganöl 20 45 34 0,1 340:1 Erdnussöl 18 55 25 0,1 250:1 Sonnenblumenöl 11 20 63 0,5 126:1 Olivenöl 14 70 8 0,9 8,9:1 Rapsöl 6,6 58 20 10 2:1 Tocopherole
In Werbeaussagen wird oft der hohe Gehalt an Tocopherolen herausgestellt. Diese Vitamin-E-aktiven Substanzen rangieren (mit ca. 600 mg/kg) eher im durchschnittlichen Bereich. Rapsöl hat einen vergleichbaren Gehalt, Weizenkeimöl besitzt einen deutlich höheren Gehalt an Tocopherolen. Gamma-Tocopherol macht etwa 80 % des Gesamtgehaltes aus.
Phytosterine
Phytosterine sind pflanzliche Sterine, die im menschlichen Organismus die Bildung von Cholesterin reduzieren können. Der durchschnittliche Gehalt an Phytosterinen liegt zwischen 1300 und 2000 mg/kg. Bei anderen haushaltsüblichen Speiseölen liegt der durchschnittliche Gehalt zwischen 2000 und 4000 mg/kg. (Sanddornöl weist sogar über 10 g/kg auf.) Die Zusammensetzung der Phytosterine in Arganöl ist dennoch nicht uninteressant: zwei Delta-7-Stigmasterole (Schottenol und Spinasterol) kommen vor, die in anderen Speiseölen nicht oder nur in geringeren Mengen vorkommen. In Berichten wird Schottenol als ein Glucosid mit Antitumorwirkung beschrieben. Spinasterol wirkt offenbar zellstimulierend. Ob die gefundenen Gehalte ausreichen, diese Wirkungen sicher zu erzielen, ist bisher noch nicht untersucht worden.
Einzelnachweise
- ↑ Bertrand Matthäus, Max Rubner-Institut Münster: Arganöl – Ein neues Wunderöl?, Ernährung im Fokus 01/2009, Seite 2–7
Weblinks
- Frauenkooperativen in Marokko (S&K 5/ 2006)
- GTZ-Studie (deutsch): „Wertschöpfungsketten zum Erhalt der biologischen Vielfalt (…)“
- Delikatesse - Teure Tropfen, Schlag auf Schlag Online auf stern.de abgerufen am 4. Oktober 2010
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