- Mobilitätsbedürfnis
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TF?-- Mareva 23:03, 10. Apr. 2009 (CEST)
Verkehrsbedürfnis ist die Bezeichnung für ein Bedürfnis nach Ortsveränderung. Um das Verkehrsbedürfnis umsetzen zu können, ist Mobilität notwendig, also die grundsätzliche Fähigkeit zur Überwindung räumlicher Entfernungen. Das V. ist eine Mangelerscheinung, ein Gefühl, das einen Menschen befällt, wenn er ein räumlich entferntes Ding haben, machen, tun oder lassen will - oft auch mit Rastlosigkeit, Fernweh und anderen Begriffen umschrieben. „Haben, machen, tun oder lassen“ sind in diesem Zusammenhang Primärbedürfnisse, die eigentlichen Auslöser für den Wunsch nach Ortsveränderung. Wäre das Ding vor Ort zu haben, zu tun, zu machen usw., brauchte man den Verkehrsprozess gar nicht und könnte das eigentlich empfundene Bedürfnis sofort befriedigen. Jeder Verkehrsprozess ist also gleichzeitig Ausdruck dafür, dass ein Primärbedürfnis am Quellort nicht zu befriedigen war und ist somit immer an ein Primär- und das daraus abgeleitete Verkehrsbedürfnis gebunden.
Die Befriedigung des Primärbedürfnisses erfolgt in der Regel nach Beendigung des Verkehrsprozesses, also nach Ankunft am Ziel der Ortsveränderung. Beispiel: Fahrt zum Einkaufen, wobei der Erwerb von Gütern das Primärbedürfnis ist und oft erst nach Beendigung der Fahrt bedient wird. Die Befriedigung des Verkehrsbedürfnisses und des Primärbedürfnisses kann jedoch auch zeitlich zusammenfallen. Beispiel: Fahrt ins Grüne zur Erholung, wobei die Erholung das Primärbedürfnis ist und gleichzeitig mit der Reise stattfindet.
Daran wird deutlich, dass Verkehrsdienste im Prinzip Hilfsdienste für die Realisierung übergeordneter Bedürfnisse sind. Das wiederum bedeutet, dass der Verkehrsprozess als Hilfsprozess immer eine untergeordnete Bedeutung im Vergleich zum Primärprozess spielt und dass der Verkehrsaufwand immer minimal im Vergleich zum Primärprozess sei. Der Verkehrsprozess und somit das gesamte Verkehrswesen unterliegen daher einem hohen Effizienz- und Effektivitätsdruck. Dieser Zusammenhang ist fundamental für das Verständnis der „Logik des Verkehrswesens“ sowie für die Interpretation der Verkehrsgeschichte.
Die Menge aller möglichen Primärbedürfnisse, die auf einen Verkehrsprozess folgen können bzw. die teilweise bereits während des Verkehrsprozesses befriedigt werden können, ermöglicht eine Systematisierung der Verkehrsprozesse u.a. in
- Berufsverkehr - Ortsveränderungsprozesse zur Befriedigung des Bedürfnisses nach Erreichbarkeit der Arbeitsstelle,
- Ausbildungsverkehr (Schule, Hochschule, Abendschule etc.),
- Geschäfts- bzw. Dienstreiseverkehr (Personenwirtschaftsverkehr),
- Wirtschaftsverkehr - Ortsveränderungsprozesse, die der Befriedigung wirtschaftsbezogener Bedürfnisse dienen (Güterwirtschaftsverkehr),
- Einkaufs- und Versorgungsverkehr,
- Verkehr zur medizinischen und therapeutischen Versorgung,
- Verkehr zu religiösen Tätigkeiten (z.B. in Kirchen, Moscheen, Synagogen, an Wallfahrtsstätten),
- Besuchsverkehr (Familien-, Bekannten-, Krankenhausbesuche etc.),
- Freizeitverkehr/Urlaubsverkehr zur Befriedigung freizeitbezogener und kultureller Bedürfnisse.
Diese Einteilung findet z.B. in Verkehrserhebungen und darauf aufbauenden Verkehrsmodellen Eingang.
Unter Einbeziehung der verfügbaren Ressourcen für die Ortsveränderung (insbesondere Geld und Zeit) entsteht aus dem Verkehrsbedürfnis der Verkehrsbedarf, aus dem sich im Abgleich mit den verfügbaren Verkehrsmitteln im Verkehrswesen die marktwirksame Verkehrsnachfrage entwickelt. Die Nachfrage am Verkehrsmarkt wird durch das Verkehrsaufkommen (gemessen in Tonnen, Personen, Fahrzeuge, Datenvolumen etc.) bzw. durch die Verkehrsleistung (Personenkilometer, Tonnenkilometer, MBit/s) quantifiziert. Die Befriedigung der Verkehrsnachfrage erfolgt durch Mobilitätsdienste bzw. Verkehrsdienstleistungen, Kommunikationsdienste etc. Vor Realisierung jedes Verkehrsprozesses erfolgt die Abwägung, ob der mit der Ortsveränderung verbundene Verkehrszweck auch wirklich zu erwarten ist.
Beachte: Der Begriff Bedürfnis wird auch synonym zum Begriff Motivation verwendet.
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