Molla Mallory

Molla Mallory
Molla Mallory

Anna Margarethe „Molla“ Bjurstedt Mallory (* 6. März 1884 in Oslo; † 21. November 1959 in Stockholm, Schweden) war eine norwegisch-US-amerikanische Tennisspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anfänge in Norwegen und den Vereinigten Staaten

Molla Bjurstedt wurde 1884 in Oslo als Tochter eines norwegischen Offiziers geboren. 1915 beschloss sie, aufgrund besserer beruflicher Perspektiven in die USA zu gehen, wo man ihr eine Arbeitsstelle als Masseurin anbot. Bjurstedt war zu diesem Zeitpunkt bereits achtfache nationale norwegische Tennismeisterin und hatte bei den Olympischen Spielen 1912 eine Bronzemedaille im Damen-Einzel errungen. Trotzdem war sie in den USA als Tennisspielerin nahezu unbekannt.

Im selben Jahr meldete sie bei den Amerikanischen Hallenmeisterschaften und besiegte als Ungesetzte die Titelverteidigerin Marie Wagner mit 6:4 und 6:4. Dies war der erste von insgesamt fünf Titeln bei den US-Hallenmeisterschaften. Im selben Jahr siegte Bjurstedt auch in Cincinnati. Sie verfügte bei ihren Schlägen zwar nicht über die Bandbreite und den Variantenreichtum vieler anderer erfolgreicher Tennisspielerinnen; sie machte diesen kleinen Makel aber dank einer überragend hart geschlagenen Vorhand, immensem Kampfgeist und überragender Athletik mehr als wett. Bjurstedt war eine klassische Grundlinienspielerin. Das Charakteristikum ihres Spiels bestand darin, den Ball sehr früh im Aufsteigen zu treffen und ihn dann von Ecke zu Ecke zu jagen und so die Gegnerin stets in Bewegung zu halten. Ihre kurz gespielten Aufschlag-Returns waren zudem die ideale strategische Antwort auf ans Netz stürmende Angriffspielerinnen.

Rekordsiege bei den Amerikanischen Meisterschaften

Mallory gewann die amerikanischen Tennismeisterschaften (heute US Open) 1915 bis 1918, 1920 bis 1922 und 1926 – insgesamt acht Mal und ein noch immer bestehender Rekord. Ihre 1915 beginnendende Rekordserie von sieben US-Open-Triumphen bei acht Finalteilnahmen (einzige Finalniederlage 1919) endet erst im Jahre 1923. Sie unterlag der jungen Helen Wills Moody mit 2:6 und 1:6. Doch ein Jahr später mit nun schon 42 Jahren gelang ihr ein letzter großartiger Erfolg: Mallory, die im Finale schon 0:4 zurücklag und später gegen die aufschlagende Elizabeth Ryan einen Matchball abwehren musste, vermochte das Spiel noch zu drehen. Ein Jahr später erreichte Mallory 43-jährig das Viertelfinale – es ist das schlechteste Resultat, das Mallory in all den Jahren in Forest Hills erzielte. Ihren endgültigen Abschied von den US Open gab sie 1929 im Halbfinale. Sie war zu diesem Zeitpunkt 45 Jahre alt. Als ihr größter Triumph gilt der Sieg des Jahres 1921, bei dem sie in der zweiten Runde die französische Tennislegende Suzanne Lenglen bei deren einzigem Auftritt in Amerika durch Abbruch besiegte. Mit Bill Tilden siegte sie bei den amerikanischen Meisterschaften 1922 im Mixed.

Legendenumwobenes Gipfeltreffen: Mallory schlägt Lenglen

Ihren bemerkenswertesten Erfolg und die größte Berühmtheit erlangte Mallory jedoch im Jahre 1921 in einem Zweitrunden-Spiel der Amerikanischen Meisterschaften, das mit einem Abbruch-Sieg für die norwegisch-stämmige Amerikanerin endete. Gegnerin Mallorys war Suzanne Lenglen. Die Französin, fraglos die berühmteste Spielerin ihrer Zeit, bekannt für ihre skandalösen Extravaganzen und bereits zu Lebzeiten eine Legende, war der erste weibliche Weltstar des Sports. Insofern erhielt das erste Zusammentreffen zwischen der die europäischen Turniere nach Belieben dominierenden Spielerin mit der unbestrittenen amerikanischen Tenniskönigin eine ganz besondere, mit Spannung erwartete Brisanz.

Mallory gewann den ersten Satz mit 6:2 und spielte – so sagen es die amerikanischen Presseberichte jener Zeit –, besonders auf ihrer starken Vorhandseite mit einer Schlaghärte und Präzision, die ihre Gegnerin ganz offensichtlich überraschte. Lenglen, die um Mallorys Schläge überhaupt noch zu erreichen, viel laufen musste, wurde im Verlaufe des Spiels von immer stärker werdenden Hustenanfällen und Weinkrämpfen gepeinigt und erklärt schließlich nach den ersten beiden Punkten des zweiten Satzes ihre Aufgabe. Der Abgang der Französin durch das enttäuschte amerikanische Publikum geriet zum ungalanten, von Buhrufen begleiteten Spießrutenlauf.

Molla Mallory Bjurstedts Abbruch-Sieg über Suzanne Lenglen sollte die einzige Niederlage der Französin zwischen dem Kriegsende 1919 und deren Übertritt zu den Profis im Jahre 1927 bleiben. Dieser Umstand sowie der Charakter eines Gipfeltreffens zwischen alter und neuer Welt machten und machen das Spiel und sein unerwartetes Ergebnis zu einem viel- und kontrovers diskutierten Tagesgespräch dies- und jenseits des Atlantiks.

Hatte die Amerikanerin die in Europa unbesiegte „Göttliche“ vom Platz gefegt und diese durch die Stärke ihres Spiels zur Aufgabe gezwungen? Zu einer Aufgabe, die nur die drohende Niederlage verschleiern sollte und die die Französin mit dem Vorwand krankheitsbedingter Probleme ummäntelte? Oder sind vielmehr die Einlassungen der Französin richtig, die später äußerte, überhaupt nie eine Zusage zur Teilnahme an den Amerikanischen Meisterschaften gegeben zu haben und stattdessen von den Organisatoren ohne ihr Wissen gemeldet worden zu sein? Ein Umstand, der sie trotz asthmatischer Probleme und einer gerade überstandenen Seekrankheit veranlasst habe, dem amerikanischen Publikum zu Liebe doch zu spielen?

Lenglens lebenslange asthmatische Probleme sind wohl dokumentiert. Ein Arzt, so ihr italienischer Biograph Gianni Clerici, habe nach dem Spiel Keuchhusten diagnostiziert. Der eigentliche Grund der Reise habe in der Absicht Lenglens bestanden, durch Schaukämpfe Geld für das kriegszerstörte Frankreich zu sammeln.

Welche Interpretation der Umstände auch immer der Wirklichkeit entspricht – die gedemütigte „Göttliche“ nahm ein Jahr später beim nächsten Zusammentreffen auf dem heiligen Rasen von Wimbledon bittere Rache: Sie fegte Mallory in 26 Minuten mit 6:2 und 6:0 vom Platz. Einige Wochen später blieb für Mallory im Finale des Turniers in Cannes beim 0:6 und 0:6 nicht ein einziges Spiel. Es war das letzte Mal, dass sich die Wege der beiden Spielerinnen kreuzten.

Nach der Karriere

Im Jahr 1958 wurde Mallory in die International Tennis Hall of Fame aufgenommen. Sie starb am 21. November 1959 im Alter von 75 Jahren.

Quellen

  • Gianni Clerici: Suzanne Lenglen – La Diva du Tennis (1984)

Weblinks

 Commons: Molla Mallory – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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