Mos italicus

Mos italicus

Der mos italicus (lat. die italienische Sitte/Gewohnheit) ist eine spezifische Art und Weise, wie gelehrte Juristen (Glossatoren und Kommentatoren) im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit sich mit den Texten der Rechtsbücher Corpus Iuris Civilis und Corpus Iuris Canonici befassten.

Die überkommenen Rechtstexte wurden als überzeitliche Autorität angesehen, als richtig und nicht widersprüchlich. Die Juristen beschäftigten sich scholastisch-wissenschaftlich mit dem Inhalt der Gesetzesbücher: Sie erklärten die Bedeutung und Wirkungsweise der einzelnen Regeln, sagten, wann diese jeweils Anwendung fanden, und harmonisierten scheinbar widersprüchliche Regeln miteinander (= Auslegen der Gesetzeswerke). Die Rechtsbücher wurden zu diesen Zwecken kommentiert: durch Glossen, Kommentare, Traktate u.a. Literaturformen.

Insbesondere die Kommentatoren beschäftigten sich darüber hinaus damit, wie die Regeln dieser Gesetzesbücher in der Praxis Anwendung finden konnten. In der Praxis bestanden Gewohnheitsrechte, die mit den Regeln der Corpora Iuris in Übereinstimmung gebracht werden mussten.

Der mos italicus wurde in der Frühen Neuzeit von den Vertretern des mos gallicus kritisiert. In Frankreich setzte sich der mos gallicus durch. In Italien und Deutschland hingegen blieb der mos italicus die bestimmende Art und Weise der Jurisprudenz, sowohl an den Universitäten als auch in der gerichtlichen Praxis.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mos gallicus — Der mos gallicus (lat.: die gallische/französische Sitte/Gewohnheit) ist eine spezifische Art und Weise, wie gelehrte Juristen in der Frühen Neuzeit sich mit den Texten der überlieferten Rechtsbücher Corpus Iuris Civilis und Corpus Iuris Canonici …   Deutsch Wikipedia

  • Mos gallicus — Humanisme juridique S’inscrivant dans le vaste mouvement de l’humanisme, l’humanisme juridique, débuté au XVe siècle en Italie avec Lorenzo Valla, devient au siècle suivant un phénomène européen. Néanmoins, c’est surtout en France, où il a… …   Wikipédia en Français

  • Humanistische Jurisprudenz — Der mos gallicus (lat.: die gallische/französische Sitte/Gewohnheit) ist eine spezifische Art und Weise, wie gelehrte Juristen in der Frühen Neuzeit sich mit den Texten der überlieferten Rechtsbücher Corpus Iuris Civilis und Corpus Iuris Canonici …   Deutsch Wikipedia

  • Renaissance-Humanismus — [ʀənɛˈsɑ̃s] ist die moderne Bezeichnung für eine machtvolle geistige Strömung in der Zeit der Renaissance, die zuerst von Francesco Petrarca (1304–1374) angeregt wurde, in Florenz ein herausragendes Zentrum hatte und sich im 15. und 16.… …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Zasisus — Ulrich Zasius (* 1461 in Konstanz; † 24. November 1535 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Jurist und Humanist. Geboren als Ulrich Zäsy hat er später den latinisierten Namen Huldrichus oder Udalricus Zasius angenommen. Zasius gehört zu den …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Zasius — Huldrichus Zasius Ulrich Zasius (* 1461 in Konstanz; † 24. November 1535 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Jurist und Humanist. Geboren als Ulrich Zäsy hat er später den latinisierten Namen Huldrichus oder Udalricus Zasius angenommen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Zäsi — Ulrich Zasius (* 1461 in Konstanz; † 24. November 1535 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Jurist und Humanist. Geboren als Ulrich Zäsy hat er später den latinisierten Namen Huldrichus oder Udalricus Zasius angenommen. Zasius gehört zu den …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Zäsy — Ulrich Zasius (* 1461 in Konstanz; † 24. November 1535 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Jurist und Humanist. Geboren als Ulrich Zäsy hat er später den latinisierten Namen Huldrichus oder Udalricus Zasius angenommen. Zasius gehört zu den …   Deutsch Wikipedia

  • Escuela de Bolonia (Derecho) — Para otros usos de este término, véase Escuela de Bolonia. Sello de la Universidad de Bolonia, siendo apreciable en la parte inferior la fecha de su fundación (anno Domini 1088) …   Wikipedia Español

  • Konsiliatoren — Kommentatoren ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Rechtsgelehrten, die sich zwischen dem späten 13. und dem Ende des 15. Jahrhunderts mit der Auslegung der Texte des Corpus Iuris Civilis beschäftigten. Andere Bezeichnungen für die Angehörigen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”