Moshe Leib Lilienblum

Moshe Leib Lilienblum
Moshe Leib Lilienblum

Mose Löb Lilienblum (Moses Lilienblum / Moshe Leib Lilienblum, hebräisch ‏משה לייב לילינבלום‎; gelegentlich unter Pseudonym: Zelaphchad Bar-Chuschim; * 22. Oktober 1843 in Kedahnen, Litauen; † 12. Februar 1910 in Odessa) war russisch-jüdischer Gelehrter, hebräischer Schriftsteller, jüdischer Reformer und Pionier des frühen Zionismus.

Von seinem Vater erlernte er die Berechnung der Planetenbahnen in Relation zum jüdischen Kalender. Mit 13 Jahren organisierte er eine Knabengruppe zum Studium von En Ya'acob (hebräisch עין יעקב ,Kompilation talmudisch-aggadischen Materials mit Kommentar). Mit 15 Jahren heiratete er und ging nach Wilkomir, 1865 gründete er eine Jeschiwa in Wilna, ein Jahr später eine zweite am selben Ort.

Nach und nach aber entfernte er sich vom rabbinischen Judentum, las die Schriften der Maskilim, speziell Mapu und M. A. Ginzburg, und entfremdete sich von der ihm zu eng gewordenen Welt seiner Herkunft, vom jüdischen Lernen alten Stils, meinte, Ignoranz und Aberglauben zu erkennen, gegen die er von nun an ankämpfen wollte. Er sah die Notwendigkeit jüdischer Reform und einer harmonischen Verbindung von Religion und (praktischem) Leben. Diese Auffassung verbreitete er ab 1868 in verschiedenen an die Orthodoxie gerichteten Aufsätzen, was einen Sturm der Entrüstung auslöste; er wurde als "Freidenker" verurteilt und angegriffen, so dass er Wilkomir verlassen musste und nach Odessa ging (1869), um sich für ein Universitätsstudium vorzubereiten.

Die Pogrome gegen die Juden in Russland 1878/1881 ließen ihn die Sinnlosigkeit einer jüdischen Assimilation erkennen. Für ihn war nun die Wiedergeburt des jüdischen Volkes in Palästina die (einzig) gebotene Lösung der Judenfrage. Gemeinsam mit Leon Pinsker und anderen wurde aus der palästinophilen Idee bei Einzelnen die Sammlungs-Bewegung der Chowewe Zion – ausgehend von Odessa (Odessaer Komitee mit Lilienblum als Sekretär und Pinsker als Präsident) - , die in der Kattowitzer Konferenz 1884 (vgl. bei Max E. Mandelstamm) einen ersten Kulminationspunkt erreichte.

In den folgenden Jahren verfolgte Lilienblum mit Energie und nicht geringem Erfolg den Aufbau der Chowewe-Zion-Bewegung, trat aber im politischen Zionismus nicht mehr hervor, sondern widmete sich mehr seiner (insbesondere literar-) historisch-philosophischen und dramatischen Schriftstellerei (in hebräisch und jiddisch).

Werke (kleine Auswahl)

  • Autobiographie (chattat ne’urim, "Jugendsünde", Wien 1876; derech teschuwa, "Umkehr", Warschau 1899)
  • Gesammelte Werke (hebräisch), 4 Bände, 1910 ff.

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